Reise von Sevilla nach Bordeaux

Unsere gemeinsame Reise ist beendet.

Nina ist heute Morgen aus Sevilla abgeflogen, ich muss bis zum Nachmittag warten, um nach Bordeaux weiterreisen zu können. Es war eine spektakuläre Reise bis hierhin, Sevilla, Cordoba, Granada, entlang der Touristenpfade, die auch ausgetreten immens sehenswert sind. Alhambra in Granada, Alcazar in Sevilla, Kathedrale/Moschee in Cordoba, trotz der Ströme an Menschen ein Muss für jeden Reisenden. Dass wir so etwas überhaupt wieder haben machen können, grenzt schon an ein kleines Wunder aufgrund der Behinderung Ninas. Erstaunlicherweise klingen die Beschwerden langsam ab, die Gesichtsschmerzen werden geringer. Vielleicht erholt sich der Nerv ja doch wieder. Trigeminus, beidseitig, eigentlich unmöglich, allerdings doch möglich. Lange Rede, wir konnten nach fünf Jahren, in denen wir nur Strandurlaub in Griechenland machen konnten, nun endlich wieder reisen. So etwas gemeinsam zu erleben ist immer etwas Besonderes und mit meinen einsamen Touren nicht vergleichbar. Ich bin unglaublich froh, die letzten zwölf Tage auf diese Weise mit ihr erleben zu dürfen. So etwas habe ich vor wenigen Jahren noch als selbstverständlich angesehen. Dabei kann es so schnell vorbei sein. Vielleicht haben wir es deshalb so genossen, in vielerlei Hinsicht. Der spanische Wein floss in Strömen, der Käse, durch den wir uns durchgearbeitet haben, nahm Bergform an, in die Flatschen an konsumiertem Schinken hätte ich mich einwickeln können, und zwar zur Gänze. Es war gut. Sehr gut.

Aber heute ist es erst einmal vorbei. Nun beginnt der zweite Teil der Fahrt, den ich vorhabe zu beschreiben.

Ich habe mir wieder das Périgord ausgesucht. Vor zwei Jahren war ich schon einmal dort, aber dank des unausstehlich Wetters und einem Bahnstreik, der es in sich hatte, bin ich kaum vom Fleck gekommen. Dieses Jahr mache ich es anders. Ich kaufe schon in Bordeaux ein Fahrrad, werde mit der Bahn nach Le Buisson fahren und das Périgord von dort aus erkunden. Den Streik gibt es nämlich wieder, aber manche Züge fahren doch. Trotzdem bin ich nicht auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen, die Gegend ist leider diesbezüglich kaum erschlossen. Es werden keine gewaltigen Etappen, 20, höchstens 30 Kilometer am Tag. Es geht mir nicht um die Tour, sondern um die Reise und meine Unabhängigkeit dabei. Am Ende der Fahrt werde ich das Fahrrad wieder verscheuern.

Meine Ausrüstung trage ich übrigens seit zwei Wochen mit mir herum. Sie sieht ziemlich gewaltig aus, eine riesige Tasche in Seesack-Art, die alles enthält. 17 KG Gepäck. Sehr ungewöhnlich, aber als Radfahrer brauche ich schon mehr als sonst. Allein die Fahrradtaschen wiegen 2,5 KG, ansonsten gönne ich mir kaum Luxus. Außer natürlich meinem Alite-Campingstuhl, den ich seit 4 Jahren besitze und bisher kaum benutzt habe. Unverzeihlich. Trotzdem ein ganzen KG mehr an Gepäck. Vielleicht ist das mit Fahrrad ohnehin einfacher. Wir werden sehen. Es ist ein Experiment, von dem ich hier ziemlich ausführlich berichten werde. Mein Flug steht jetzt jedenfalls bevor. Ich wünschte, dass ich schon da wäre. Es gibt in Bordeaux so viel zu erledigen und ich sitze hier herum.

Sei es drum. Es wird schon alles gutgehen. Geht es doch immer irgendwie.

noch 19.5.2018

Der gestrige Flug war pünktlich, aber etwas ungemütlich. Turbulenzen hat wohl niemand gerne, weder im Leben, noch in der Luft. Auf jeden Fall kamen wir pünktlich an. Das ist der eigentlich wichtige Teil der Reise, denn ich hatte noch einiges vor. Die Fahrt vom Flughafen Bordeax in die Innenstadt dauerte immerhin eine Stunde, dann musste ich umsteigen in die schnellere Tram. Les Aubiers stieg ich aus, 500 Meter musste ich meinen Reisesack tragen, den ich für diesen Augenblick mitgenommen habe. Es ist meine erste Reise auf diese Weise. Gleich würde sich herausstellen, ob alles so funktionieren würde, wie ich es geplant hatte.

Ich lief geradewegs auf Decathlon zu. Schon kurz nah dem Eintreten in das Geschäft fragte ich den verduzten Verkäufer am Eingang, ob ich meinen gigantischen Reisesack deponieren könnte. Würde auch nicht lange dauern.

Schon komisch, dass die Angestellten in diesem Outdoor-Discounter so wenig an eigenartige Reisende mit Gepäck gewöhnt sind. Bei Globetrotter in Berlin sind die wenigstens alle mindestens ebenso verrückt. In jedem Fall hat der Anruf meiner Schwester vor ein paar Tagen etwas genutzt, das gewünschte Rad stand bereit und ich sollte es im Laden probefahren. Kein leichtes Unterfangen. Erstmal kam ich kaum herauf, was an den etwas schief sitzenden Hosen lag. Ein sicher merkwürdiger Anblick, aber so etwas ist mit inzwischen egal. Das Rad ist einfacher NAtur. Simpel, ohne Schnick-Schnack, hat es aber alles, was ich benötige. Nach fünf Minuten gin ich an die Kasse und bezahlte. Das war es schon. Die Aktion hat keine zehn Minuten gedauert.

Draußen packte ich nun. Die schweren Fahrradtaschen, die mich seit zwei Wochen quälen, weil sie in meinem Reisesack extrem sperrig sind, kamen endlich zum Einsatz. Es sind gewaltige Teile, die enorme Mengen an Gepäck transportieren können. Stabil und bewegungslos. Ich verstand also, dass sich die Mühe gelohnt hatte. Meinen nun bereits ziemlich leeren Reisesack schnallte ich mit den mitgebrachten Gurten, die auch nicht gewichtslos sind, auf den spärlichen Gepäckträger. Nun war alles verstaut.

Das Rad selbst fuhr sich noch etwas ungewohnt. Es erinnert mich eher an ein etwas kleineres Holland-Rad. Trotzdem ist es unheimlich stabil, stabiler jedenfalls als meines zu Hause, so mein Eindruck.

Auf dem Campingplatz du Lac funktionkerte auch alles problemlos. Ich meldete mich an, suchte einen Platz auf dem allerdings recht vollen Gelände. Feiertagswochenden sind etwas nervig, weil eben eine Menge Menschen unterwegs sind. Aber das ist jetzt nocht so wichtig. Bordeaux ist für mich sowieso nur eine Art Vorspiel auf das Périgord, das sicher noch ziemlich unbedarft vor mir liegt. Die Saison fängt erst viel später an.

Nachdem ich das Zelt aufgebaut hatte, eine Schnecke, die ich vor fast zwei Jahren mit eingerollt hatte, entfernt hatte, und auch sonst alles mehr schlecht5 als recht verstaut hatte (gibt es jemanden, der in einem kleinen Zelt eine Art von Ordnung halten kann?) fuhr ich wieder zurück zum Einkaufszentrum. Der Gedanke, morgen keinen Kaffee trinken zu können, störte mich, so dass ich mich dafür entschied. Es war bereits acht Uhr, aber ich sagte mir, dass ich dann morgen nicht losfahren müsste.

Auch wenn ich wenig Lust hatte, setze ich mich also wieder auf das Rad.

Für den enormen Preis von 3 Euro erstand ich eine kleine Gaskartusche. Es half kein Jammern, Kaffee ist wichtig. In dem riesigen Hypermarché streunte ich umher, bis ich alles hatte und an der Kasse stand. Dann fiel mir ein, dass ich Wasser vergessen hatte. Wieder 500 Meter zurück, Wasserflasche ausgesucht, angestanden. Das französische System als selbstzahler begriff ich erst nach zweimaligen Anweisungen. Peinlich war das zweite Mal, weil ich die Frechheit besessen hatte, meine Tasche auf die Zielfläche der Waren platziert zu haben. Anscheind wird dort gewogen, was ich eingescannt habe. Sehr clever.

Erst gegen halb zehn war ich wieder auf dem Platz, trank noch ein kleines Glas Wein, bevor ich mich wegen der vielen Mücken beschloss, mich ins Innere des Zeltes zu flüchten.

 

Alles hatte geklappt. Beruhigt konnte ich mich also zurücklehnen und abschalten.

 

Hier weiter