6. – 8.9. Zeller See, Schleching

Irgendwie bin ich im Urlaub. In den letzten Tagen verspürte ich keine Lust und auch keinen Drang, dieses Journal fortzusetzen. Im Grunde heißt das, dass ich im Moment nicht reise.
Den Regentag am 5.9. beendeten wir mit einem dreistündigen Spaziergang nach Unterwössing. Und wir gönnten uns eine Mahlzeit im Gasthaus. Eines muss man sagen. Die Zutaten hier sind wirklich frisch und lecker. Das Schnitzel schmeckt ganz anders als in Berlin.

Vor zwei Tagen, nach dem ziemlich verregneten Montag, schien am Dienstag wieder die Sonne. Zwanzig Grad, also bestes Wanderwetter. Unsere Beine fühlten sich jedoch noch an wie Pudding, trotzdem wollten wir zur Kampenwand. Es war einer der Tage, an denen ein Gipfel nicht in unserer Reichweite lag. Denn als wir völlig erschöpft die Hälfte der Höhenmeter erreicht hatten, entschieden wir uns umzukehren. Der Weg beschrieb ohnehin eine Schleife und gabelte sich. Einer führte nach oben, der andere nach unten, so also endete unsere Erstürmung der Kampenwand. Wer aber gedacht hätte, dass wir danach wieder zum Camper zurückkehren würden, der hat falsch gedacht. Denn wir entschieden uns, bis nach Ettenhausen und wieder zurück zu laufen. Und wieder kehrten wir entkräftet zum Campingplatz zurück, wieder war es schon beinahe acht Uhr und jeder Schritt schmerzte. Wir waren Sage und Schreibe beinahe acht Stunden am Stück unterwegs gewesen. Eine stolze Leistung für verweichlichte Berliner, die den ganzen Tag vor dem Computer hocken. Wir fühlten uns jedoch gut und fit.
Die Rache folgte gestern. Der Gang zu Schmugglerweg Richtung Österreich endete in Schleching, also nur drei Kilometer vom Campingplatz entfernt. Wir konnten einfach nicht mehr. also gönnten wir uns eine Brotzeit und schlichen danach wieder zum Platz zurück.

Auf die beiden spätsommerlichen Tage folgte wieder ein verregneter. Doch diesmal machte es uns nichts, denn wir hatten bereits beschlossen, uns zu regenerieren. Was macht man am besten an einem solchen Tag? Wir fuhren einfach in eine Therme, um zu saunieren. Und da sind wir jetzt. Es gibt wenig, das ich schreiben kann, aber das ist in diesen Tagen auch ganz gut. Wenn Nina am Sonntag wieder fliegt, werde ich drei bis vier Wochen intensiv arbeiten und auch wieder mehr Reisen. Denn diese Erfahrung habe ich gemacht: Je mehr man sich körperlicher bewegt, desto vibrierender ist der Geist. Ab einem gewissen Punkt jedoch ist der Körper so müde, dass er sich auf den Geist auswirkt. Die Balance habe ich in den letzten Tagen nicht gefunden. Macht nichts, denn ich habe sie auch nicht gesucht.
Morgen werden wir wieder versuchen, einen Gipfel zu bezwingen. Nina ist in dieser Richtung nicht so ehrgeizig, aber wir werden es schon schaffen, sie zu überzeugen. Letztlich haben wir uns die Alpen zum Wandern ausgesucht, nicht irgendein seichtes Mittelgebirge. Dabei sind die Berge hier noch gar nicht so hoch, alle um die 1600 Meter, mit der einen oder anderen kleinen Ausnahme.

Ich mache mir Gedanken, wo ich am Sonntag hinfahren könnte. Immerhin bin ich schon recht weit unten, so dass mir der Süden wieder einmal offen steht. Aber letztlich kenne ich den schon. Die Schweiz hingegen kenne ich noch gar nicht. Österreich auch nicht. Was für eine Entscheidung also. Ich könnte ein guter Bruder sein und meine Schwester in Lausanne besuchen. Aber das war ich noch nie, so dass es nicht leicht sein wird, damit anzufangen. Ich werde also alles auf mich zukommen lassen Und am Sonntag sehen, in welche Richtung es mich treiben wird. Links oder rechts, Westen oder Osten. Wenn eher östlich, spült es mich über kurz oder lang nach Italien. Charmant. Aber alles andere als neu..