Am Meer

Es war ein typischer Feiertag. Hatte ich, als ich aufwachte, noch mit dem Gedanken gespielt, etwas Großartiges zu unternehmen, wurde ich bald durch einen Krimi so sehr gefesselt, dass ich kaum bemerkte, wie die Zeit verrann. Es war ein Uhr, als ich von der sehr fesselnden Lektüre aufschaute, zu spät also, um zum, Beispiel noch mal nach Ragusa zu fahren. Stattdessen ging ich am Strand spazieren.
Es war ohnehin nicht der Tag, an dem ich viel unternommen hätte. Der Wind blies zu heftig, um mir zu gefallen, so dass trotz der wärmenden Sonne etwas Anstrengendes in der Luft lag. Am Besten beobachtet man solche Stürme aus der sicheren Entfernung, will in meinem Fall heißen, aus dem Camper heraus.
Ich machte eine Menge Fotos vom Meer, das wild und reißerisch schäumte. Meterhohe Wellen zerbrachen an den Felsen, Gischt schäumte und durchnässte mich, obwohl ich mich weit weg von der Brandung in Sicherheit gewähnt hatte. Ich denke mir, dass es eine außerordentlich schöne Art ist, Weihnachten zu feiern. Im Augenblick sitzen alle in Berlin und bibbern bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Ich sitze hier in Sizilien bei 18 Grad und meckere über ein bisschen Wind.
Das Leben ist hart. Aber im Augenblick sehr fair. Finde ich zumindest.
Eine Stunde nur war ich draußen, doch kehrte ich völlig erschöpft zum Camper zurück. Meine Lektüre wartete. Noch fehlen mir die letzten 30 Seiten. Ich bin also gespannt.

Nachdem ich in Catania viel zu sehr dem Internet gefrönt und viel zu viel Zeit verschwendet hatte, habe ich mich hier entschieden, dem Netz fern zu bleiben. Und ich stelle fest, dass es nicht schwer ist. Ich vermisse es nicht, kann auch auskommen, ohne informiert zu sein. Aber ich bin ein wenig wie ein quartaler Suchtkranker, wenn mein Suchtmittel verfügbar ist, konsumiere ich es auch. Dabei ist es eine solch unangenehme Zeitverschwendung, wenn man es so sehr übertreibt. Ich kann nicht einmal sagen, was ich genau mache, lesen und wieder vergessen.
Den heutigen Tag also genoss ich also ganz altmodisch, so sehr, dass ich mich entschied, das öfter zu machen. Sicher muss ich nicht jeden Tag ein Buch lesen, aber ein oder zwei Stunden sollte ich schon darauf verwenden, denn jeder Autor ist auch ein wenig mein Lehrer. Auch sammle ich wieder Kraft, um die erneut unterbrochene Arbeit am Roman wieder aufzunehmen. Die letzten Tage habe ich wieder nichts geschrieben, aber mich beunruhigt das nicht sehr. Es gibt eben immer einmal gute und schlechte Zeiten, auch beim Schreiben und ich weiß, dass wieder eine gute kommen wird.

Morgen bleibe ich noch hier, vielleicht schaffe ich es dann nochmals nach Ragusa. Wenn nicht, wird es warten müssen. Auch kein Weltuntergang. Schade wäre es trotzdem. Also tue ich mein Bestes. Mal sehen, ob das reicht.