Bei Silifke

Und ich bin doch noch da. Das gestrige Tajinen-Fest mit den Schweizern dauerte bis spät in die Nacht. Erst gegen eins fand ich Ruhe, was natürlich dazu führte, dass ich heute Morgen nur schwerlich aus dem Bett kam. Wenigstens hatten wir einen wundervollen und lauen Abend, ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal so spät noch draußen gesessen habe. In jedem Fall wankte meine Entscheidung gewaltig, bereits am nächsten Tag abzufahren. Ich fand am Morgen auch einen hervorragenden Grund.

Wäre das Verschlafen selbst noch nicht so schlimm gewesen, gab mir der Blick in den Kleiderschrank genau das, was ich suchte. Er zeigte mir gähnende Leere, so dass feststellte, dringend waschen zu müssen. Der Kleiderschrank war fast gar nicht mehr bestückt. Also wusch ich. In der trockenen Hitze hier unten trocknete alles innerhalb von wenigen Minuten, so dass ich mehrere Ladungen Wäsche säuberte. Eigentlich war ich den ganzen Tag beschäftigt, was mich kaum störte. Wann ich schließlich den Rückweg antrete, bleibt ohnehin mir überlassen. Bei dieser Gelegenheit wagte ich auch einen genaueren Blick in den Camper. Er sah aus wie eine Junggesellenwohnung. Das ist eigentlich auch nicht weit hergeholt. Also räumte ich auf, sortierte, stapelte. Letztlich hat es bei so einem engen Raum keinen Sinn, so viel Zeug aufzuheben, also schmiss ich weg, was das Zeug hielt. Das Komische daran ist allerdings, dass der Camper jetzt, in aufgeräumtem Zustand, kaum anders aussieht. Ich mache etwas falsch. Oder alles richtig und es muss so sein.

Letztlich war es ein Urlaubstag, den ich in vollen Zügen genoss. Auch überprüfte ich meine Entscheidung von gestern, ob ich wirklich abfahren wolle. Es ist immer noch so, auch wenn diese kleine Verzögerung hinzukam. Ich werde letztlich auch nicht im Hauruck-Verfahren die Türkei verlassen, sondern mir Zeit nehmen, um noch einige Orte zu sehen. Vielleicht kaufe ich auch noch etwas ein, das wird sich zeigen.
Am Ende geschah heute nicht viel. Endlich einmal konnte einfach ausspannen, las viel, hörte dem Meer zu. Und wurde mir des Glücks bewusst, das ich habe, denn wer sitzt schon Mitte November in der prallen Sonne und kann sich dem Müßiggang hingeben? Ich kann mich nicht an viele Tage wie diesen erinnern, meist hatte ich etwas zu tun, schrieb oder unternahm etwas. Heute nicht. Vielleicht einmal von dem Waschen und Aufräumen einmal abgesehen, aber das war nicht schlimm.
Ich weiß auch noch nicht, wie es morgen sein wird. Vielleicht habe ich dann genug von diesem Ort. Vielleicht aber bleibe ich noch einen Tag. Manchmal ist das Leben voll harter Entscheidungen. Meine lautet: Wärme und Müßiggang oder Kälte und Bewegung. Auf Dauer muss zweiteres siegen. Aber manchmal ist auch das Erste schön.