Platamonas

Ein typischer Reisetag, der nicht viel mehr brachte als lange Stunden hinterm Lenkrad und Kosten durch überhöhte Mautgebühren. Durch den starken Verkehr heute Morgen habe ich es immerhin geschafft, recht zügig loszukommen. Um halb neun, gemessen an meinen derzeitige Standard war das sehr gut. Ich verabschiedete mich von einem echten Weltenbummler, der mit 70 noch einmal mit seiner BMW (Zweirad plus Seitenschiff) und seiner sicher 25 Jahre jüngeren Freundin nach Griechenland gefahren ist. Er zeigte mir Bilder aus Lybien und Russland, wir tauschten einige Erfahrungen aus, wobei ich eher der Schüler war. Ein jung gebliebener, dessen Augen immer noch leuchteten wie die eines Kindes. Das Reisen hält uns jung, wenn nicht äußerlich, so in jedem Fall geistig.

Es stellte sich als nicht gerade leicht heraus, aus der Stadt heraus zu kommen, denn wie immer wollte ich die besonders für Wohnwagen sehr teure griechische Maut umfahren. Es gelang mir bis auf die letzten Kilometer, aber davon später. Die Strecke heute betrug ungefähr 400 Kilometer, das hieß also, dass ich acht Stunden unterwegs war. Meine Laune war nicht die beste, eine wieder einmal nichtssagende Mail der Deutschen Post hatte mir gestern Abend wieder einmal die Stimmung geschwärzt. Das müssen schon arme Teufel sein, die für diese Firma arbeiten und den Quatsch auch noch vertreten müssen. Aber jeder ist nun einmal seines eigenen Glückes Schmied.

Es war eine lange Etappe heute, ich kann mich kaum daran erinnern, jemals wirklich 400 Kilometer am Stück gefahren zu sein. In Spanien war ich manchmal solche Strecken gefahren. Der einzige Grund, warum ich mir das heute erlaubte, bestand darin, weil ich mit dem Buch nun fast fertig bin und nach einem ruhigen Ort suche, um dieses zu überarbeiten. In jedem Fall verlief die Fahrt fast ereignislos, ich erfreute mich so gut es ging an der Landschaft Griechenlands, die sehr bergig ist, aber auch ausgesprochen kahl. Kurz vor Larissa sah ich einen alten Bekannten mitten in der Landschaft: Ikea. Es wirkte so passend wie ein Osterhase zu Weihnachten, aber auch die Griechen müssen sich ja einrichten. Dort machte ich den Fehler, auf die Autobahn zu fahren. Auch allerdings, weil ich dachte, dass die restlichen 35 Kilometer nicht die Welt kosten würden. Aber Fehlanzeige, ich zahlte an zwei Mautstellen jeweils mehr als acht Euro. Der Witz an der Sache aber war, dass ich beide Male danach nicht auf der Autobahn fahren konnte, weil diese noch gebaut wird. Und ich dachte immer, dass nur die deutsche Regierung ihre Bürger für dumm verkauft. Die Griechen sind sogar noch mieser dran.

Als ich erst einmal auf dem Platz in Platamonas war, musste ich eine Menge erledigen. Langweiliges Zeug, Waschen, Batterien aufladen, etwas putzen, so dass ich zu nichts weiter kam. Ich war nicht mal am Strand einige Meter entfernt, aber das hole ich gleich nach. Dann wird sich herausstellen, wie lange ich hier bleiben kann. Das Reisen an sich werde ich in den nächsten Tagen beinahe gänzlich zur Ruhe kommen lassen, sicher trotzdem den einen oder anderen Satz schreiben, denn die Reise, die ich unternehme, ist dann eben eine eigene literarische. Ob ich das hier so ausbreiten werde, muss ich noch entscheiden.
In jedem Fall ist morgen Sonntag, Trotzdem werde ich morgen so einiges durchziehen.