Wandertage beschreibe ich ungerne.

Es ist eigenartig, denn ich wandere für mein Leben gerne. Und ich schreibe für mein Leben gerne. Vielleicht liegt darin der Grund. Wie bei einem Magneten passen die Pole nicht zusammen. Denn das Wandern ist für mich Hort von immer neuen Ideen, die ich beim Schreiben umsetzen kann. Hier kann ich am besten nachdenken, meine Gedanken schweifen lassen. Dabei ist es gar nicht so wichtig, wo ich laufe. Trotzdem suche ich immer vorher eine Strecke aus. Und ein Ziel, das ich manchmal erreiche. Meistens erreiche. Aber nicht immer, was kaum eine Rolle spielt.

An diesem Tag wollte ich nach Trinité-sur-Mer, immer an den aufgereihten Hinkelsteinen entlang. Das klappte natürlich nicht so, wie ich es mir gedacht hatte. Da mein Weg in Carnac Ville begann, aufgrund dringend notwendiger Informationen zu den Buszeiten für die morgige Weiterfahrt, musste ich erst den Pfad finden, den ich ausgewählt hatte. Ungewollt stand ich einige Minuten später wieder am Tumulus St. Michel. So in etwa ging es weiter. Ich fand einfach den Weg nicht. Das ist alles kein Drama, war aber im Nachhinein lustig. Denn in einem Dorf bog ich abermals falsch ab und habe auf diese Weise auf dem ganzen Weg nicht einen Hinkelstein zu Gesicht zu bekommen. Das grenzt in einer Gegend wie dieser an ein absolutes Wunder.
Nach etwa einer Stunde erreichte ich Trinité, von dem ich wusste, dass es ein klägliches Ziel abgab. Aber das machte nichts. Ich sah Hunderte von Booten, die dicht an dicht im Wasser schaukelten. Warum eigentlich? Es herrschte herrlicher Sonnenschein, in der Sonne war es heiß, der Wind wehte, was das Benutzen von Segelbooten doch zum Vorteil gereichen sollte. Trotzdem lagen sie vor Anker. Hätte ich eines, dann wäre ich unterwegs. Aber was weiß ich schon?

La Trinité-sur-Mer

Wie schon erwähnt, die Stadt hatte an diesem Pfingstmontag wenig zu bieten. Einige Restaurants und Bars hatten geöffnet, einige Touristen bevölkerten diese. Ich hielt mich nicht lange auf, sondern wanderte am Wasser wieder zurück in Richtung Carnac. Es war auf diesem Weg näher als ich dachte. Als ich einen der kleineren Strände Carnacs erreichte, konnte ich endlich meine Füße von den schweren Wanderstiefeln befreien. Ich könnte schwören, dass ich Dampf gesehen habe. Kann sein, dass ich es mir eingebildet habe. In jedem Fall hielt ich ein kleines Schläfchen im weißen Sand, unter dem vielleicht einzigen Baum hier. Die pralle Sonne ist nichts für mich. Eigentlich für niemanden, aber das sahen die meisten Touristen um mich herum anders. 20 Minuten Pause erfrischten mich ausreichend, so dass ich ein Café zum Schreiben aufsuchen wollte. Viel Auswahl hatte ich nicht. Erst am Grand Plage fand ich einen üblen Touristenschuppen, aber weil er vollkommen leer war, setzte ich mich. Der Espresso war recht gut und teuer, aber egal. Ich besetzte bestimmt für eine Stunde den Tisch, was der Kellnerin ziemlich egal war. Somit störten wir uns beide nicht und kamen mit dem voran, was wir zutun hatten. Jeder für sich. Was uns am Ende nicht daran hinderte, uns auf die freundlichste Art und Weise zu verabschieden. Das war es doch wert.

An diesem Tag geschah nicht mehr viel. Ich bin in den letzten Tagen viel gelaufen, was ich langsam merke. Morgen geht es weiter. Es ist der richtige Zeitpunkt. So etwas spüre ich mittlerweile. Bevor Routine aufkommt, packe ich Zelt und Schlafsack und ziehe weiter. Es ist ein Vagabundenleben, das ich in diesen wenigen Wochen des Jahres praktizieren kann.

Ich genieße es in vollen Zügen.