08.05. Ankunft in Sevilla
Der Tag begann früh. Sehr früh. Denn um kurz nach vier waren wir bereits am Flughafen Schönefeld. Ehefrau Nina mag das nicht. Mir hingegen macht so eine kleine Strapaze nichts aus. Ich bin eben der Auffassung, dass man sich das Reisen verdienen muss. Es ist nicht Sinn der Sache, leicht zu sein. Ein frühes Aufstehen ist dabei noch das kleinste Problem.
Die Anreise verlief letztlich ohne Schwierigkeiten. Ich erinnere mich allerdings daran, dass es Anfang Mai bei Weitem nicht so heiß war, wie ich es mir erhofft hatte.
Unsere Unterkunft befand sich beim Metropol Parasol, ein luftiger Bau. Unsere Gastgeberin erwartete uns pünktlich. Alles lief wie verabredet.
Wie so oft auf Reisen nahmen wir uns Zeit anzukommen. Qualität vor Quantität. Spanisches Lebensgefühl will erfahren und genossen werden. Daher ließen wir es ruhig angehen, tranken in einer Bar einen Kaffee. Dann spazierten wir ziellos durch die Stadt. Mehr als ein paar Schnappschüsse machte ich an diesem Tag nicht.
09.05. Kathedrale, Giralda und Plaza de España
Wahrscheinlich ein typischer Touristentag.
Aber der gehört hier einfach dazu. Wir folgten dem Tipp des Rough Guides und besuchten vor der Kathedrale die barocke Kirche El Divino Salvador. Dort bekommt man ein Kombi-Ticket. Hat den großen Vorteil, dass man an der beachtlichen Schlange vor der Kathedrale vorbeikommt, ohne anzustehen. Die Wartezeit dort hätte an diesem Tag sicher eine Stunde betragen. So aber konnten wir nach dem Besuch von El Divino sofort zum Einlass marschieren.
Die Kathedrale war natürlich sehr voll. Ich kann im Moment nicht viel mit Gotteshäusern anfangen, trotzdem war es erhebend, vor dem Grabmal von Christoph Columbus zu stehen. Einige architektonische Kostbarkeiten haben wir gut gefallen. Ich mag maurisch-andalusische Fliesen und kam natürlich auf meine Kosten. Mit Reliquien kann ich wenig anfangen. Trotzdem sind deren Behälter natürlich kunstvoll gearbeitet. Man sieht, dass einmal sehr viel Geld nach Spanien geflossen sein muss. Columbus hatte daran viel Einfluss. Auch wenn die amerikanischen Indios in den Kolonien diesen Umstand damals sicher nicht positiv beurteilten.
Höhepunkt des Besuchs der Kathedrale war der Aufstieg auf den Giralda, das ehemalige Minarett der Hauptmoschee in Sevilla. Heute ist es zum Glockenturm umfunktioniert.
Die Ausblicke auf Sevilla sind natürlich atemberaubend. Das schlechte Wetter verhinderte allerdings brillante Fotos. Ich fotografierte trotzdem, meist übrigens die Terrassen. Finde ich faszinierend.
Nachdem wir aus der Kathedrale heraus waren, begann der Regen. Es war überhaupt ziemlich ungemütlich und alles andere als warm. Hatte ich doch Ehefrau Nina die Bratpfanne Europas versprochen, strafte mich meine wahrsagerische Arroganz mit ganzer Härte. Also gingen wir lunchen, ein Ereignis, von dem Ehefrau Nina noch heute schwärmt. Ein kleines Restaurant in der Calle San Fernando, Christina Bistro. Es war wirklich einmalig.
Als der Regen aufgehört hatte und wir angenehm gesättigt waren, liefen wir noch zum Plaza de España, einer der wohl berühmtesten Orte in Sevilla. Er wurde 1929 zur Iberoamerikanischen Ausstellung erschaffen. Die langsam entstehende Patina des Platzes mit seinen dominanten Gebäuden, glitzernden Wasserspielen und bunten Fliesenmosaiken wirkte nachhaltig auf mich. Er ist wirklich gut gealtert und sollte in Zukunft nur sehr vorsichtig restauriert werden. Altern gehört schließlich zum Leben.
Jedenfalls war es ein perfekter Abschluss eines Touristentages, den wir sicher in unserem Appartement mit einer abendlichen Mahlzeit gefeiert haben. So etwas weiß ich dann nicht mehr, aber das machen wir eigentlich jeden Abend.
10.05. Sevilla: Alcazar
Ich erinnere mich, dass es ein ziemlich kalter Morgen war. Die Sonne schien zwar, so dass ich beim Brotkauf auf eine Jacke verzichtete, diese Entscheidung aber sofort bereute. Die Folge: Gänsehaut. Aber sicher nicht aus Freude.
Trotzdem war es ein Tag, der sich lohnte, auch weil es später wärmer wurde. Nach anfänglichem Schlendern auf der anderen Uferseite, wo wir die wärmenden Strahlen genossen, fragten wir uns, was wir mit dem Tag anfangen sollten. Als wir wieder auf die „richtige“ Seite Sevillas gewechselt hatten, kamen wir an der Schlange zum Alcazar vorbei. Die wollten wir uns nicht antun. Ich erinnerte mich an diese herrlichen Gärten, die ich 2003 gesehen hatte. Ehefrau Nina interessierte sich auch dafür. Kurzerhand befragten wir Siri, wie man am besten ohne lange anstehen hineinkommen könnte. Wir bekamen die Antwort: Buch doch einfach einen Slot und bezahle via PayPal. Zwei Stunden hatten wir danach Zeit, bevor wir Zugang zu den Gärten bekommen würden. Wir nutzten die Gelegenheit für einen einfachen Lunch.
Wenn ich mich recht erinnere, konnten wir um 13 Uhr in die Gärten. Dabei handelt es sich übrigens um einen maurischen Palast inmitten einer gewaltigen Parkanlage.
Inmitten der trockenen Umgebung Andalusiens steht also dieses kleine Paradies und diente damals vor allem als Statussymbol. Wasser war knapp. Wer es sich also leisten konnte, einen solchen Garten zu besitzen, war unermesslich reich.
Ehefrau Nina und ich bewunderten erst den reich verzierten Palast. Die prächtigen Decken beeindruckten mich am meisten.
Aber die Gärten waren die echte Offenbarung. Üppiges Grün strotze uns von überall entgegen. Dazu immer wieder Gebäude, die sowohl hinaus stachen als sich auch in die Landschaft einfügten. Die roten Steine passten wunderbar zum Grün. Die inzwischen grelle Sonne brach sich in den Wasserspielen in Tausend Farben.
Übrigens, ein Jahr später schaute ich mir alte Folgen von „Game of Thrones“ an. Ich erkannte das Alcazar. Es kommt in den Szenen vor, die das Königreich Dawn darstellen.
Das war ein krönender Abschluss unseres Aufenthalts in Sevilla. Am nächsten Tag ging es in Cordoba weiter.
Hier übrigens eine schöne Dokumentation über die Gärten. Lief natürlich auf Arte.