Izmir

Die Herbststürme haben begonnen. Sie rissen mich schon um fünf aus dem Schlaf, denn es schepperte überall um mich herum. Ich blieb trotzdem im Bett, wo kommen wir denn dahin? Trotzdem ist Wind das Element, das mich am meisten beeinflusst. Ich hatte es, so meine ich mich zu erinnern, schon einmal beschrieben. Es ist, als wenn er mir die Seele aus dem Leib pustet. Ich habe immer das Gefühl, bei heftigem Sturm neben mir zu stehen. Und zwar physisch. Geistig natürlich auch.

Um sieben hatte ich genug und stand auf. Die Sonne machte sich gerade daran, etwas höher zu steigen. Es war ausgesprochen mild, ein wundervoller Herbsttag eben. Dank der frühen Stunde hatte ich Zeit, meine weitere Reise zu planen. Ich stelle fest, dass Campingurlaub in Europa in den Wintermonaten nicht besonders leicht ist. Immerhin, in Sizilien scheint es etwas besser zu sein. Und dort möchte ich schließlich hin. Aber erst, nachdem ich mich etwas in der Toskana umgesehen habe. Da ich ein bildlich-denkender Mensch bin und Landkarten liebe, habe ich mir eine gezeichnet. Von Italien natürlich. Die wichtigsten Orte sind vermerkt und die Unterkunftsmöglichkeiten. Somit kann ich besser planen. Alle Zeichen stehen also auf dem Stiefel und ich freue mich darauf. Rom, Florenz, später Messina und Syracus. Und an die Weiterfahrt nach Tunesien denke ich natürlich auch, aber wir werden sehen, wie ich mich entscheide.
Der Tag heute gehörte aber dem Müßiggang. Alles, was ich tat, war das bekannte Einkaufszentrum zu besuchen. Dabei stellte ich fest, dass meine Kleidergröße gelitten hat. Als ich eine Jeans in meiner Größe anprobierte, fiel sie mir fast von den Hüften. Das ist ein echtes Dilemma, denn es gibt Jeans kaum in der Taillengröße 29. Selbst bei den kleinen Türken nicht. Eigenartig, aber vielleicht sind die alle um die Hüfte herum etwas beleibter, ich halte es für möglich. Also sparte ich Geld und kaufte nichts. Hat doch auch etwas.

Aber den Film sah ich mir wie versprochen an. Ich mochte ihn sehr, anders als die letzten Folgen haben die Regisseure diesmal den beachtlichen Inhalt einfach zweigeteilt, das siebente Buch also in zwei Filme . Somit ging nicht viel verloren, auch wenn ich das Gefühl hatte, es eher mit einem Vorspiel zutun zu haben. Wir dürfen gespannt auf den letzten Teil sein.
Als ich auf den Beginn des Films wartete, las ich in den „Selbstbetrachtungen“ von Marc Aurel. Ich habe sie vor fast zwanzig Jahren das erste Mal gelesen. Damals sagten sie mir nicht viel. Heute war es anders. Es gibt Passagen, die mich sehr berühren, andere wiederum nicht. Es macht nichts, denn es gibt immer Themen, die einen zu der einen oder anderen Zeit beschäftigen. Vielleicht schreibe ich einmal darüber, wenn mir etwas besonders auffällt.

Morgen fahre ich hier ab, denn es gibt nun wirklich nichts mehr zu tun. Zwar werde ich die Grenze noch nicht erreichen, aber am folgenden Tag dafür schon. Auch danach werde ich in Alexandroupolis wieder auf alten Fährten wandeln. Zumindest was meine Unterkunft betrifft. Dort werde ich die Fähre nach Italien buchen. Alles Weitere sehen wir dann.