Prag – 29.08. bis 01.09.

Es war unglaublich heiß.
Ich kann mich erinnern, auch wenn die Reise schon mehrere Jahre her ist. Gerade in Prag stieg das Thermometer jeden Tag auf über 30 Grad, in einer Großstadt eine ziemliche Herausforderung.
Viele Fotos habe ich von diesem Teil der Reise nicht. Zu oft schon waren wir in Prag gewesen, was mich leider dazu bringt, weniger zu fotografieren. Ansonsten wäre die Dokumentation besser.
In jedem Fall erinnere ich mich, dass wir im zehnten Bezirk Prags, ganz in der Nähe von Vinohrady untergekommen sind, in Laufweite zum schönen Park mit den Weinbergen, Havlicek. Immer wieder ein Genuss, dort zu sein.

Bei unserem Besuch liefen wir von hier zum Heldenfriedhof Vyšehrad, den ich immer gerne besuche. Die Aussichten auf die Stadt und die Moldau sind herrlich, ebenso wie der Friedhof, der ganz außergewöhnliche Gräber von berühmten Persönlichkeiten beinhaltet. Smetana liegt hier, ebenso wie Politiker, Musiker und auch Fußballspieler.
Besonders eine Grabstätte fasziniert mich. Eine weiße Figur lehnt sich hinüber zum Besucher, eine wundervolle Statue. Ich weiß nicht, wer dort liegt. Vielleicht ist es an der Zeit, es mal herauszubekommen.
Auch andere Grabstätten sind interessant. Viele scheinen von Künstlern gestaltet. Ungewöhnliche Plastiken kann man sehen, auch Mosaike im Art Deko Stil.

An Einzelheiten unseres Aufenthaltes kann ich mich nicht entsinnen, wir besuchten ganz sicher einige Cafés, eine unserer Hauptbeschäftigungsfelder auf Reisen, der man hier besonders gut frönen kann. Ob respektable Traditionscafés wie das Café Orient oder loungige Szenecafés, die es inzwischen in allen Formen, Farben und Geschmacksrichtungen gibt. Wirklich herrlich, langweilig wurde es nie.

Auch den Valdštejnská zahrada/Wallenstein Garten sahen wir uns ein, eine traditionelle Gartenanlage mit Blick auf die Burg. Formale Gärten haben etwas Besonderes, sie überwältigen einen nicht mit Eindrücken, sind aber eindrucksvoll geordnet. Es schlendert sich gut, die Atmosphäre ist beruhigend und entspannend, auch dank der vielen Brunnen und Wasserspiele.

Der Höhepunkt unseres Besuchs aber war die Nationalgalerie im Veletržní palác. Hier trafen wir das erste Mal auf unsere österreichischen Helden. Wie ich schon einmal beschrieb, diente die Reise auch der Recherche für einen bislang unvollendeten Roman.
Hier also konnten wir Gemälde von Klimt und Schiele betrachten. Und, zu meinem großen Erstaunen, auch Möbel von Joseph Hoffmann, einem Architekten und Designer, der mit anderen Künstlern wie Koloman Moser die Wiener Werkstätte gegründet hat. Ein erstes Schnuppern Wiener Luft sozusagen, in einer Stadt, die heutzutage immer wieder als Filmkulisse dient, wenn eine Geschichte in Wien spielt.

Besonders beeindruckte mich eine Statue des Bildhauers Rodin, mit einem besonderen Motiv: der Kopf von Gustav Mahler. Ich hatte mich zuvor lange mit diesem außergewöhnlichen Musiker beschäftigt. Rodin hat es geschafft, sowohl Erhabenheit als auch das Leid, das diesem Genie innewohnte, zu verbinden. So sah ich es zumindest, als ich das Kunstwerk betrachtete.
Das Leid?
Es hatte wohl einen Namen: Alma, seine Frau. Ebenfalls eine Figur in meinem Roman. Salonière, Lebedame, vielleicht ein bisschen Femme fatale, auch wenn ich dabei nicht sicher bin. Außerdem Antisemitin, was irgendwie fast schon lustig ist, wenn man bedenkt, dass sie mit Gustav Mahler und Franz Werfel verheiratet gewesen ist, die beide jüdischer Abstammung waren. Ebenso bekannt ist sie ebenfalls durch ihre Heirat mit dem großen Bauhaus-Architekten Gropius, dessen Werk sich unmittelbar an der Ideenwelt der Wiener Werkstätte orientierte. Das sag ich jetzt einfach mal dummdreist, auch wenn er diese weiterentwickelte, um Kunst und Design auch für Normal-Bemittelte erschwinglich zu machen.
Ich komme bestimmt nochmal auf diese widersprüchliche Dame zu sprechen, wenn wir in Wien ankommen.

Vier Tage waren wir hier, in denen wir es ziemlich ruhig angehen ließen. Prag haben wir dabei genossen, so wie immer, ohne uns vollkommen zu verausgaben. Denn eines war von Anfang an klar: Wien würden wir intensiver erkunden, auch weil wir erst einmal dort gewesen waren.