23.09. Fahrt von Sifnos nach Serifos

Nach einem Tag am Strand von Kamares zog es mich fort.
Meine letzte Station auf dieser Reise rief:
Serifos.
Kaum eine Stunde entfernt liegt die Insel, die Sifnos in mancherlei Hinsicht nicht unähnlich ist. Jedenfalls ist sie ziemlich klein.
Erst am Nachmittag fuhr ich ab, mit Verspätung, die in diesem Teil der Welt nicht ungewöhnlich ist. Sifnos verabschiedete sich mit wolkenverhangenen Bergen, trotzdem war es angenehm warm. Die Insel verschwindet nie, denn es sind nur ein paar Seemeilen nach Serifos. Bald schon fuhren wir auf die neue Insel zu. Die ausgesprochen sehenswerte Chora (Inselhauptstadt) tauchte auf, hoch über dem kleinen Hafenstädtchen Livadi. Immer weniger Touristen waren unterwegs. Nur eine Handvoll von uns stieg letztlich in Serifos aus.
Zu meiner Freude wartete der Campingbus auf mich. Ansonsten hatte sich keiner der sonst üblichen Zimmervermittler eingefunden. Ich hatte also Glück, denn innerhalb von einigen Minuten befand ich mich auf dem Campingplatz, wo sich der letzte Gast (außer mir) gerade verabschiedete und mir ein halbes Dutzend Strandmatten vor die Füße legte. Die brauchte er nicht mehr. Ich auch nicht, aber das machte nichts. In den verbleibenden Urlaubstagen würde ich auf diesem kleinen und gut geführten (wenn auch nicht mehr ganz sauberen Campingplatz) alleine sein. Welche Wohltat.
Ansonsten freundete ich mich schnell mit der auf dem Platz lebenden Katzengemeinschaft an, die sich oftmals zum Abendessen zu mir gesellte.
Viel machte ich nicht mehr an diesem Tag. Eine kurze Tour nach Livadi, das ich bequem über den Strand erreichen konnte, danach einkaufen und ausruhen.
Am nächsten Tag dann konnte ich wieder durchstarten.

24.09. Chora

Gleißendes Licht, scharfe Konturen.
Ein herrlicher Tag für ein paar Aufnahmen.
Vorbei ist die Zeit der größten Hitze, es ist angenehm warm, selbst nachts, ohne die mörderische Wärme des Hochsommers.
Mein Zelt stand nur wenige Meter entfernt vom Wasser und vom Strand. Ich hatte Berichte von Leuten gelesen, die meinten, dass im Juli/August 800 Menschen hier unterkommen. Schwer vorstellbar. Jetzt war ich hier alleine und genoss es.
Über den Strand Livadakia lief ich nach Livadi. Von dort aus dann weiter in Richtung Chora. An einem Kiosk erstand ich eine Wanderkarte, die mich die nächsten Tage begleiten würde.
Den Weg nach Chora fand ich recht leicht, erst musste ich eine Asphaltstraße entlang, später dann sah ich den breiten Pfad nach oben, teilweise Treppen.
Es war ein ziemlicher Anstieg, nicht überraschend, wenn man sieht, wie hoch Chora liegt. Letztlich aber dauert es sicher keine 45 Minuten.
Vor etlichen Jahren waren wir das erste Mal hier gewesen. Damals erschien uns die Strecke viel zu weit, wir haben immer den Bus genommen.

Als ich Chora erreicht hatte, suchte ich durch das Gewirr der Gassen den höchsten Punkt – Agios Konstantinos. Die Aussichten sind herrlich. Auch Sifnos ist gut zu erkennen, es scheint nur einen Katzensprung entfernt zu liegen.
Danach trank ich einen griechischen Kaffee auf einem atmosphärischen Platz in der Mitte der Stadt. Ich weiß nicht, wie er heißt, aber es gibt dort eine Reihe von netten Cafés und Restaurants. Sehr loungig.

Am Ende, bevor ich den Abstiegt begann, suchte ich noch nach dem alten Eselspfad, der ins Innere der Insel führt. Er war nicht schwer zu entdecken, immer vorbei an den alten Windmühlen. Ihn würde ich irgendwann erwandern, nahm ich mir vor.
Dann lief ich zurück, wieder nach Livadi, um dort das Meer noch ein bisschen zu genießen.

25.09. Wanderung Chora – Panagia

Und dieses Mal nahm ich den Bus.
Statt die Strecke von Livadi nach Chora so wie gestern zu laufen, entschied ich mich für die bequeme Variante. Warum auch nicht, hatte ich doch eine Wanderung vor mir, die schon so herausfordernd genug sein würde.
Den Wanderweg hatte ich schon am Tag zuvor „gefunden“. Ohne mich lange in Chora aufzuhalten, machte ich mich sofort auf den Weg. Panagia war mein Ziel, sehr weit konnte es nicht sein. Oder doch?
Es ist immer schwierig, so etwas einzuschätzen, wenn man das Terrain nicht kennt. Erst einmal nahm ich den alten Eselspfad, in weiten Teilen bestückt mit Steinplatten. Chora entfernte sich immer weiter, je höher ich stieg. Die Ansicht auf die Stadt und das Meer dahinter veränderte sich ständig, es war wirklich faszinierend.

Der Weg blieb nicht immer so wie am Anfang. Manchmal musste ich ein Stück Asphaltstraße entlanglaufen, später dann einen staubigen Pfad, bevor ich nach rechts abbog, direkt in die gepflegte Wildnis hinein. Der Wanderweg war nicht mehr so gut ausgeschildert. Einmal endete er vor einem Eisengitter, das ich allerdings bewegen konnte. Es handelte sich nur um eine Einzäunung, da darf man nicht zimperlich sein. Es wartete auch kein wilder Stier, nur Unkraut und ein weiteres Gitter am Ende der Einzäunung, wo der Weg weiterging.
Panagia erreichte ich schließlich irgendwann. Auf dem Hauptplatz mit der alten Kirche ruhte ich mich ein wenig aus. Leider gab es kein Café, so dass ich mich nicht erfrischen konnte.
Der letzte Teil der Wanderung war nicht mehr so schön, immer entlang an der Straße nach Chora. Ich hätte, so glaube ich, auch einen anderen Weg wählen können. Aber ich wollte zurück.
Es war trotzdem eine interessante Wanderung.

27.09. Kleiner Spaziergang in Livadi und etwas weiter

Ich habe es ruhiger angehen lassen.
Livadi selbst ist nicht so interessant, aber die Bucht davor ist ausgesprochen sehenswert. Einfach mal den Weg entlangschlendern lohnt sich. Irgendwann kam ich an das Ende der Bucht, also folgte ich der Straße weiter. Ein Blick zurück auf Livadi ließ mich zum ersten Mal merken, dass es sich um ein kleines grünes Delta handelte. Es scheint fruchtbarer als der Rest der Insel.
Ich wusste nicht, was mich auf meinem Spaziergang erwartete, war aber überrascht, auf einen einsamen Strand zu treffen – mit pittoresker Kapelle im Hintergrund. Die schroffen Felsen und das aufgewühlte Meer rundeten das Bild ab, das sich in mir ziemlich eingebrannt hat. Es war vollkommen einsam, niemand außer mir stand an diesem Strand mit dem sagenhaften Blick auf die Szenerie vor mir. Manchmal muss man wirklich nicht weit wandern, um etwas zu erleben.
Ich erkletterte danach die Felsen hinter der Kapelle. Es war warm, der Himmel bedeckt. Ich sah mir das Meer eine Weile an, blickte auf das nahe Sifnos, wo ich noch vor ein paar Tagen gewesen war.
Die letzten Tage meines Aufenthalts waren angebrochen, eine gewisse Abschiedsstimmung stellte sich ein, besonders hier, weil der Ort voller Einsamkeit war. So als wollten sich die Kykladen von mir für dieses Jahr verabschieden. So habe ich es damals empfunden.
Das Bild aber, der Strand und die kleine Kirche, ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben.

29.09. Wanderung nach Kentarchos

Wieder eine Wanderung.
Und sie begann ebenfalls in Chora. Dieses Mal lief ich in die andere Richtung, gen Norden, nach Kentarchos. Dabei wandelte ich auf alten Pfaden, denn als ich das erste Mal auf Serifos war, geschlagene 10 Jahre zuvor, war ich diesen Weg schon einmal gelaufen. Vorbei an Bauernhöfen und kleinen weißen Kirchen fand ich schließlich wieder auf einen Eselspfad, der mich über die Bergkuppe führte. Das Dorf Kentarchos war dabei nur Zwischenziel, es bietet wenig, außer schönen Fotomotiven.
Ich jedenfalls wollte weiter in Richtung einer Kapelle, die wir damals vor 10 Jahren erreicht hatten. Παναγιά Σκοπιανή auf griechisch, was Google mit Panagia Skopje übersetzt. Das kleine Kloster befindet sich nördlich von Kentarchos.
Von hier hat man schöne Aussichten auf das Meer. Ich erinnerte mich an Weinranken, die damals sogar ein paar Trauben getragen hatten. Und an einen windschiefen Baum, der auf einer Terrasse der Kirche den Naturgewalten trotzte. Beides fand ich fast unverändert vor
Ich erinnere mich auch daran, dass ich danach die Reste einer antiken Siedlung bei Kentarchos gesucht habe. Mehr als ein paar Steine und Hüttenreste habe ich allerdings nicht gefunden. Alles ziemlich überwuchert.
Auf dem Rückweg änderte ich meine Route ein wenig, viel Auswahl hat man eigentlich nicht, bevor ich mich wieder auf dem alten Pfad befand.
Am Abend dann genoss ich nochmals die Wärme und die intensiven Farben des Sonnenuntergangs am Strand. Denn damit endete meine aktive Reise.

Am 30.09. nahm ich die Fähre nach Piräus, so wie die meisten anderen Touristen. Die ich vom Sehen kannte. Die Campingplatzbetreiber waren einigermaßen froh, endlich den letzten Gast verabschieden zu können, obwohl noch einige in den Bungalows untergekommen waren. Der Abbau der Einrichtungen hatte allerdings schon einige Tage vorher begonnen.
In Piräus ging ich am Abend noch in mein Stamm-Restaurant, eine Art Ritual, auf das ich mich immer freue und das die Reisen nach Griechenland immer abschließt. Bevor ich nicht bei „Harlequins“ war, denke ich nicht an Berlin.
Ich sollte in den folgenden Jahren noch oft wiederkehren.
Und werde es auch in der Zukunft tun.