Eichstätt

Ich glaube, es ist wirklich vorbei.
Heute Morgen fuhr ich nach Eichstätt, kam hier auf dem Camper-Stop unter. Billig, aber eigentlich auch nicht sehr schön. Nicht, dass der Stop so schlecht wäre. Nein. Aber im Augenblick interessiert mich das Reisen nicht so sehr. Eichstätt war vor fast 20 Jahren eine der ersten Stationen, in denen ich das Reisen an sich entdeckt habe. Damals war ich nicht zu bändigen, musste mir jede noch so unbedeutende Burgruine ansehen, jedem winzigen Heimatmuseum einen Besuch abstatten. Heute konnte ich mich dafür nicht begeistern. Also das Zeichen: Es liegt nicht am Ort, sondern an mir. Somit fahre ich morgen wieder nach Berlin.
Das barocke Städtchen hat sich wahrscheinlich in all der Zeit nicht verändert. Allerdings fiel mir ein, dass ich es schon damals nicht so faszinierend fand. Soweit mich meine Erinnerungen nicht trügen. Ich schlenderte also mehrmals durch die Stadt, las die Tafeln an den Häusern über längst verstorbene Personen, die einst in ihnen gewohnt haben. Attraktiver wurde die Geschichte allerdings durch die Studentinnen, die sich an dem schönen Sommertag bereits hier befinden. Noch vor Semesterbeginn. Immerhin, so bekam ich wenigsten etwas zu sehen.
Aber meine Gedanken sind schon längst nicht mehr bei dieser Fahrt. Ich besuchte bei meiner Wanderung einen Baumarkt und stellte fest, dass ich wieder dabei bin, die Arbeit an der Küche zuhause zu planen. Dabei weiß ich noch gar nicht, was auf mich zukommt, denn ich muss erst feststellen, was mein Handwerker mir an Materialien übrige gelassen hat. Aber das ist letztlich nur das Zeichen, dass es vorbei ist. Ein bisschen verwundert mich das, denn mir scheint, als ob mein Platz im Moment eher in Berlin als auf Reisen ist. Interessant, denn wieder einmal erfahre ich, dass man auch das Reisen nur angehen kann, wenn die Dinge geklärt sind. Wenn also alles geregelt, nichts offen ist. Und die Küche ist für mich das Hausprojekt dieses Jahrzehnts. Zumindest bislang. Und das möchte ich jetzt so gut es geht über die Bühne bekommen.
Wenigstens ist mein Roman gestern fertig geworden. Allerdings kann ich es noch nicht feiern, denn selten war ein Stück von mir so brüchig und unvollendet. Ganze Passagen fehlen, aber das ist nicht so schlimm. Viel wesentlicher sind die Änderungen, die das ganze Konzept noch über den Haufen werfen können. Also liegt noch eine Menge Arbeit vor mir, bevor ich auch diesen Gipfel erreicht haben werde. Aber alles der Reihe nach. Ich muss nichts beweisen, und wenn ich in zwei Monaten damit fertig bin, dann ist es auch gut. Je größer mein literarisches Werk wird, desto gelassener werde ich. Denn Zeit spielt für Kunst keine Rolle. Aber das weiß ich erst seit Kurzem.
Berlin, Berlin, ich fahre nach Berlin.