Catania

Es war ein merkwürdiger Tag. Wieder schien die Sonne, als würde sie nie mehr damit aufhören. Es war der letzte gemeinsame Morgen, bevor Nina am Abend abfliegen würde. Wir hatten gestern noch einen schönen Abend in der Pizzeria, gewannen etwas von dem Vertrauen wieder, das natürlich noch immer erschüttert ist. Aber gemessen an der Heftigkeit des vorangegangenen Streites vertrugen wir uns ausgesprochen gut.
Am Morgen dann machten wir weiterhin das Beste aus der Situation. Ich presste einigen Orangen den Lebenssaft aus, kochte Kaffee und wir genossen noch einmal den wundervollen Morgen. Keiner von uns beiden verspürte Lust, etwas zu unternehmen, es war Sonntag und Nina musste auch noch packen. Gegen Mittag legte ich mich noch einmal ins Zeug, bereitete Auberginenröllchen zu, gefüllt mit Pecorino und sonnengetrockneten Tomaten. Vielleicht ist etwas dran am Spruch: Liebe geht durch den Magen. Wir redeten nicht mehr über die Streitpunkte des gestrigen Tages, warum auch. Es war dünnes Eis, auf dem wir heute wandelten. Behutsam gingen wir mit unseren beiden Seelen um.

Nach einem letzten Espresso machten wir uns auf zum Flughafen. Alles lief gut. Bald kam dann schon der Moment des Abschieds. Dann war sie verschwunden, geschluckt vom italienischen Security-Apparat.
Ich ging zum Auto. Meine Gefühle waren völlig ambivalent. Ich war froh, wieder allein zu sein, auf der anderen Seite vermisste ich sie. Es vertrug sich ganz und gar nicht und doch waren beide Gefühle da. Auf dem Campingplatz angelangt, schaute ich zum Flughafen hinüber, und tatsächlich, ich sah die Lichter der startenden Maschinen eindeutig gegen den dunklen Nachthimmel. In einer von ihnen saß gegen 17:50 Nina. Es war merkwürdig.

Ich habe Hoffnungen, dass ich mich wieder etwas fange, denn eigentlich bin ich nicht in der Lage, Trauer oder Depression lange aufrecht zu erhalten. Trotzdem werde ich das Geschehene eine Weile nicht vergessen. Eines ist mir klar, ich werde einige Tage darüber nachdenken.
Das Vergangene werde ich nun hinter mich bringen und in einigen Tagen meinen Roman weiter schreiben. Dann werde ich langsam, ganz langsam wieder gen Norden fahren. Aber dafür lasse ich mir Zeit.