Imst

Ich hatte keine Lust.
Irgendwie ging mir der Betrieb auf dem Campinglatz gehörig auf die Nerven, so dass ich kurz nach dem Aufstehen um sieben entschied, das Weite zu suchen. Ich weiß auch nicht, warum es mir nicht gefiel. Vielleicht, weil der Platz proppenvoll war und eine eigenartige Stimmung herrschte. Wie gesagt, ich kann es nicht erklären. Sicher wäre das anders gewesen, wenn mich Innsbruck mehr fasziniert hätte. Aber trotz der etwas verbesserten Atmosphäre am gestrigen Tag war das nicht genug, um mich zu halten. Es scheint mir auch so, als ob ich hier in Tirol etwas anderes suche als urbane Lebensfreude.
Dank des frühen Aufstehens war ich kurz nach neun bereit zur Abfahrt. Dann kam die erwartete Phase des Nachdenkens. Oder besser der Unentschlossenheit. Rechts, links, nach unten. Oder gar wieder nach oben. Letztlich entschied ich mich für Imst, eine kleine Stadt westlich von Innsbruck. Ich fuhr keine 60 Kilometer. So hab ich es gerne. Dabei verpasste ich fast die richtige Autobahnabfahrt, die schon kurz nach einem fünf Kilometer langen Tunnel urplötzlich auftauchte. Ich bog ein in ein Tal, umgeben von hohen Gipfeln. Nicht gerade verwunderlich in den Alpen, aber dennoch bin ich jedes Mal wieder fasziniert von der Szenerie. Schnell hatte ich eingecheckt und war bereits um 11 Uhr angekommen. Wanderkarten gab es gratis oder gegen eine winzige Gebühr, die nächsten Tage sind diesbezüglich wirklich vielversprechend. Morgen werde ich einen Gipfel angehen, welchen weiß ich noch nicht. Ich muss mich etwas beeilen, denn am Sonntag steht der erste kleine Wintereinbruch bevor. Zumindest in hohen Lagen soll es schneien. Mal sehen, ob ich darauf vorbereitet bin. Denn hier unten im Tal wird es dann sicher auch kälter als bislang.
Heute tat ich nicht mehr viel. Ich wanderte gemächlich ins Zentrum von Imst, das im Grunde nicht viel hermacht. Es gibt einen interessanten Wanderweg, die Rosenschlucht, in die ich einige Hundert Meter hineingelaufen bin. Es wäre sicher etwas zum Ausklingen nach einer Gipfeltour. Also am Tag danach, meine ich. Ich habe das Gefühl, dass ich hier auf dem Platz eine Zeit bleiben werde. Es ist schön und fühlt sich so viel natürlicher an, als auf dem Designer-Campingplatz bei Innsbruck. Ich bin eben ein einfacher Typ, dem ein Übermaß an Luxus suspekt ist. Nicht gerade verwunderlich. Aber es musste mal gesagt werden…