Carcassonne

Man mag es kaum glauben, aber die Temperaturen sind nochmals abgesunken. Schon in der Nacht setzte der Regen ein, der nicht zu schwach war. Zum Glück blieb mein Lidl-Zelt trocken.
Das ist schon mal positiv.
Auch am Morgen hörte es nicht auf, so dass ich Zeit hatte, herumzudösen. Nicht unangenehm. Da aber meine Vorräte beinahe erschöpft waren, musste ich doch irgendwann los. Eine gute Sache, denn diese Rammdösigkeit bekommt mir nicht.
Eigentlich hatte ich vor, die Cité Basse einmal mit Leben erfüllt zu erleben. Doch stellte ich rasch fest, dass das zu viel der Hoffnung war. Denn Montag ist hier der neue Sonntag, das heißt, alles hat geschlossen. Also stapfte ich in meiner Regenkutte durch die Straßen, wusste nicht recht, was ich mit mir anfangen sollte. Also entschied ich mich dazu, etwas Sinn in meinen Besuch der Stadt zu bringen. Immerhin konnte ich in Ruhe meine Weiterreise für morgen planen.
Die Schlange am Bahnhofsschalter störte mich nicht, denn Zeit hatte ich ja genug. Irgendwann war ich an der Reihe, hatte mir die Worte zurechtgelegt.
Leider war der Geräuschpegel in der Halle so unangenehm, dass ich die Dame am Tresen nicht verstehen konnte. Die gab sich jetzt alle Mühe, da sie den Fremden in mir erkannt hatte. Langsam sprach sie, artikuliert und akzentuiert. Ungefähr so, wie ich mit meiner zweijährigen Nichte spreche, die selbst noch keine Sätze sagen kann.
Die Dame war nicht unfreundlich, sondern höchst verständnisvoll. Trotzdem wuchs in mir die Unsicherheit. Am Ende bekam ich aber, was ich wollte.
Immerhin etwas. Morgen um 11:30 fahre ich hier ab, eine kurze Fahrt mit dem TGV wird mich nach Toulouse bringen.

Ich dachte noch ein wenig über die Szene nach, die sich dort abgespielt hatte. Die anfänglichen Zweifel verflogen rasch. Wahrscheinlich hätte ich die Dame nicht einmal verstanden, wenn sie deutsch geredet hätte. Die Akustik war einfach zu schlecht, nur dass man dann den Umstand, dass man nicht verstanden hat, selbstverständlich auf die fehlenden Sprachkenntnisse schiebt, was blanker Unsinn ist.
Es regnete immer noch, vielleicht also war das Musée des beaux artes keine schlechte Idee? Sicher nicht, aber bitte nicht am Montag. Selbstverständlich hat man da nicht auf.
Es blieb nur, einen Kaffee zu trinken und ein wenig zu surfen. Immerhin hatte ich Nachholbedarf, gestern hat die Europawahl stattgefunden, was mich nur sekundär interessierte. Viel wichtiger war die Entscheidung zur Bebauung des Tempelhofer Feldes gewesen. Auf den Erfolg, nämlich die Nicht-Bebauung, stoße ich heute Abend explizit an. Ein Erfolg für einen Tempelhofer. Kaum zu fassen, aber den Berlinern ist zu gratulieren. Sie haben unsere Demokratie ein ganzes Stück weiter getragen.
An diesem Tag geschah nicht mehr viel.
Ich ging noch einkaufen, streifte danach noch durch einige Geschäfte, die sich bemüßigt fühlten, wenigstens am Nachmittag zu öffnen, leider die wenigsten. Danach ließ es mir gut gehen, machte nicht mehr viel.
Wettertechnisch wird es hier in den nächsten Tagen nur bedingt besser. Die Sonne wird sich rar machen, aber wenigstens der Regen hört auf. Also alles nicht so schlimm. Trotzdem hatte ich bei einer Reise in den Süden Frankreichs etwas anderes erwartet. Ich bin gespannt, wie es in Foix, also mitten in den Pyrenäen, sein wird. Sicher nochmals kälter. Aber zum Wandern ist das vielleicht nicht so schlecht. Ich jedenfalls bin guter Dinge, und bereit, das beste aus der Situation zu machen.