Piräus und Amorgos

Zu Zweit
So, Ehefrau Nina ist angekommen.
Es war im Grunde genommen recht einfach. Ich verließ das Apartment, das ich vor zwei Tagen bezogen hatte, machte mich danach auf dem Rad (schiebender Weise) auf den Weg zum Hotel in der Nähe des Hafens. Es machte viel aus, dass ich dieses Mal das Gepäck sicher habe verstauen können, auch wenn es mir derzeit schleierhaft ist, wie ich jemals eine Radtour in Griechenland realisieren werde können. Vielleicht wird es außerhalb von Piräus besser, selten nur werde ich auf solche Siedlungsklumpen wie hier treffen, hoffe ich zumindest. Bis jetzt ist das Rad jedenfalls eher Ballast als Hilfe, was auch daran liegen kann, dass ich alles bislang bequem auf andere Art und Weise habe erreichen können.
Im Hotel musste ich noch ein paar Minuten auf das Zimmer warten. Währenddessen erhielt ich schon die Nachricht von Ehefrau Nina, die sich bereits im Bus nach Piräus befand. Gerade so schaffte ich es dann, Gepäck und Rad in das Zimmer der dritten Etage zu bugsieren, bevor ich mich auf den Weg machte, um sie von der Bushaltestelle abzuholen. Sie kam zwei Minuten vor mir an. Alles problemlos, dann konnte unser gemeinsamer Urlaub beginnen.
Wir starteten mit einem Besuch des Jachthafens, tranken dort sündhaft teuren Kaffee, bevor Ehefrau Nina die Lebensgeister verließen. Immerhin war sie um zwei Uhr nachts aufgestanden. Zum Ausruhen ließ ich sie dann im Hotel zurück, während ich noch ein wenig in Piräus umherschlenderte. Ich weiß auch nicht, wo die Zeit letztlich blieb, jedenfalls machten wir uns um halb sieben auf den Weg zum Harlequine, wo wir mal wieder schlemmten und viel zu viel bestellt hatten. Den Abend rundeten wir noch auf der Terrasse am Jachthafen von Schwester Franziska und soon-to-be Schwager Endri mit ein paar Gläsern Wein ab.
Dann ging es zurück zum Hotel, um uns auf den morgigen Reisetag vorzubereiten.

Auch wenn man eigentlich nur herumsitzt, ist es doch anstrengend.
Gegen sieben ertönte der Wecker, die erschöpfende Nacht war endlich zu Ende. Ich weiß nicht, warum ich nicht so gut schlafen konnte, es war irgendwie heiß und kalt zugleich. Von den tropischen Nächten sind wir jedenfalls weit entfernt, auch wenn es natürlich angenehm mild ist. Aber nicht so heiß, wie ich das aus Griechenland zu dieser Jahreszeit kenne. Vor ein paar Wochen herrschten hier noch 45 Grad im Schatten, jetzt gut 20 Grad weniger.
Wir checkten eine halbe Stunde später aus, setzten uns noch in ein Café und frühstückten in Ruhe. Die Fähre sollte um halb zehn abfahren, eine entspannte Zeit also, meist fahren sie ja weitaus früher. So aber trafen wir um halb neun am Hafen ein, gerade rechtzeitig zum Beginn des Boarding. Das Rad hatte ich wieder in die Tasche verpackt, auf dem Rücken 18 Kg Gepäck, in den Händen die Fahrradtasche. Nicht gerade ideal. Zumal wir auch noch Treppen die Fähre hinauf steigen mussten. Zuvor aber wurden unsere Tickets, Ausweise und Impfzertifikate geprüft. Tatsächlich reicht der elektronische Ausweis. Oben dann, in der Fähre, wurden die Tickets dann entwertet und die Fährformulare eingesammelt, die man ausfüllen muss. Aufwendig, aber in diesen Zeiten ist sowieso nichts normal.
Dann fuhren wir pünktlich ab. Die Fastferry nahm Geschwindigkeit auf, Piräus verschwand rascher als sonst, wobei wir Passagiere schnell gebeten wurden, nach innen zu gehen. Draußen ist es bei dieser Geschwindigkeit offensichtlich zu gefährlich.
Dann kam das große Warten.
Fünf Stunden sollten wir unterwegs sein. Letztlich wurden daraus sechs.
Auf dem Meer herrschte hoher Wellengang, bald schon verteilte also ein Stewart Tüten für den Fall von Nach-Vorne-Verdauung. Ehefrau Nina spürte die ganze Zeit „Unwohlsein“. Mir ging es prächtig. Also alles wie sonst auch.
Dann erreichten wir Katapola auf Amorgos.
Wir waren auf der Insel, aber noch nicht am Ziel. Eine halbe Stunde nach unserer Ankunft fuhr unser Bus in Richtung Aegiali. Ich machte mir nicht die Mühe, mein Rad, das ich nach der Fähre ausgepackt hatte, wieder einzupacken, sondern klappte es nur zusammen und verstaute es in den Eingeweiden des Busses. Irgendwann reicht es ja auch einmal. Schweres Gerät, das mir meinen Rücken beschädigt. Ob das alles eine Schnapsidee war? Und meine geplante Reise mit dem Rad nächstes Jahr ebenfalls? Ich weiß es nicht, ich habe jedenfalls meine Zweifel. Mal sehen, wie es in Kreta wird. Ich möchte dort mehr radfahren. Aber man muss im Leben auch mal etwas ausprobieren. Und auch real beurteilen, ob etwas eine gute Idee ist oder nicht. Trotz meiner Zweifel jetzt bin ich mir noch lange nicht sicher.
Gegen halb sechs waren wir endlich an unserem Bestimmungsort in Aegiali. Die Muses Studios werden für eine Woche unser Zuhause sein. Willkommen geheißen wurden wir von einem Kitten, das im zarte Alter von noch nicht einmal drei Monaten wusste, wie man weichherzige Touristen bezirzt. Wir haben ihm dieses Mal keinen Namen gegeben, weil wir beide verbrannte Kinder sind, wenn es um halb-adoptierte Katzen an Ferienorten geht.
Natürlich fütterten wir es, nachdem wir einkaufen waren, aber nicht vor dem Zimmer, sondern weit entfernt. Es ging danach auch irgendwann seiner Wege. Sicher hat es noch mehr Hotels abzugrasen. Arbeit kann so anstrengend sein.
Wir aber waren angekommen, ließen den Abend bei einer Flasche Weißwein, Salat und Tzatziki auf der Terrasse ausklingen.
Der Urlaub hat angefangen. Auch, wenn ich schon drei Tage in Griechenland war. Aber das ist anders. Und eben so, wie es ist.