30.09.
Die Fähre ging früh. Sehr früh.
Um sechs Uhr bereits legte sie ab, mit ihr scheinbar die letzten Touristen.
Dying Season.
Ich kann mich an eine gewisse Endzeitstimmung erinnern.
Auch das Sonnenlicht auf der Fahrt nach Naxos wirkte anders. Fahler, weniger intensiv, tauchte sie die Welt der Kykladen in eine fast schon mystische Stimmung. Die Linien wirkten weicher, nicht mehr so hart wie in den Sommermonaten, wenn nichts dem strahlenden Licht entkommen kann.
Wir passierten Naxos. Die Stadt schien auf mich ebenfalls einsamer. Herbstzeitstimmung in Griechenland. Für mich eine fast neue Erfahrung.
Schließlich kam ich in Parikia an, lief wieder zum Campingplatz Kouala, auf dem ich der einzige Gast war. Ich glaube, die Rezeptionistin spielte kurz mit dem Gedanken, mich wegzuschicken, um den Laden dichtzumachen. Dann aber war es ihr nicht wichtig genug.
An diesem Tag erkundete ich also nochmals Parikia. Auch hier: Einsamkeit. Leere Restaurants, bereits zusammengestellte Tische und Stühle.
Meine Reise hierher aber war noch lange nicht vorbei. Zwei Wochen noch. Auf Inseln, die ich nun fast für mich haben sollte.
Herrlich.
02.10.
Tag des Abschieds.
Ja, auch von Paros, es war ja nur eine Zwischenstation.
Was mir auf dem Herzen brannte, war die Tatsache, Nero, den Kater vom Campingplatz zurücklassen zu müssen. Der hübsche Rothaarige mit dem spektakulär-buschigen Schwanz war mir ans Herz gewachsen. Schon bei meinem ersten Aufenthalt hier vor einigen Wochen hatten wir uns angefreundet.
Natürlich habe ich ihn gefüttert, aber am Ende begleitete er mich immer bis zum Tor, wenn ich mal den Campingplatz verließ. Dort blieb er dann und schaute, bis ich verschwunden war. So übrigens auch, als ich auf dem Weg zur Fähre war.
Ich denke oft an ihn, frage mich manchmal, ob ich ihn nicht hätte adoptieren können. Dann aber wird mir immer bewusst, dass das alles Freigänger sind. Ich wohne in Berlin in einer Altbauwohnung in der vierten Etage mit kleinem Balkon. Und habe auch noch zwei andere Katzen, friedliche Geschöpfe, die bestimmt nicht mit einem Rowdy aus Griechenland zurechtkommen würden. Letztlich ging es Nero auf dem Campingplatz gut, auch wenn ich weiß, dass seine Lebenserwartung dort nicht besonders hoch (gewesen) sein dürfte.
Ich habe ihn trotzdem als lustigen und lebensfrohen Gesellen in Erinnerung. Und ihm mit diesem kleinen Text zumindest ein kleines Stück Ewigkeit geschaffen. Auch wenn es wahrscheinlich nur Wenige lesen werden.
Aber darauf kommt es nicht an.
An diesem Tag ging übrigens die Fähre zurück nach Sifnos, meiner letzten Etappe auf dieser Reise. Deshalb war ich eigentlich nur hier, denn Paros stellt wie Naxos einen Reise-Hub dar, man muss nur lange genug warten, um eine Fähre zu bekommen, die einen selbst zu den „exotischeren“ Zielen der Kykladen bringt. Wenn man so etwas überhaupt sagen kann.
Ich wollte jedenfalls wieder nach Kamares, wieder zu Makis auf dem Campingplatz.
Um dort die letzten Tage der Saison zu verbringen.