Berlin

Gestern saß ich abends am Tisch, zusammen mit Nina und ihrer Mutter, und dachte nur: „Wann geht dieser fürchterliche Abend nur zu Ende.“

Ein Jahr lang war ich allein unterwegs, war mit meiner eigenen Gesellschaft zufrieden. Jetzt, da ich nicht mehr allein bin, fühle ich mich einsamer denn je. Um mich herum sind die gleichen Menschen wie vorher, alle in ihren Leben gefangen. Erst jetzt allerdings wird mir die Kluft bewusst, die sich zwischen uns aufgetan hat. Niemand, und das ist nicht untertrieben, möchte mit mir über die wundervollen Erlebnisse dieser Reise reden. Niemand interessiert sich dafür. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, dass keiner fragt, aber selbst wenn ich zaghafte Versuche unternehme, darüber zu reden, unterbrechen mich Leute sofort, beginnen neue Themen. Dabei schreit es in mir. Tausende von Erlebnissen, Bilder, Ereignisse habe ich gesammelt, die sich in mir wie in einer Sektflasche gesammelt haben, doch den Korken kann ich selbst nicht ziehen, das muss jemand anderes machen. Vielleicht ist es auch zu groß, zu gewaltig für andere. Auf der anderen Seite interessiert sie das vielleicht wirklich nicht.
Nur eines weiß ich.
Ich muss raus aus dieser viel zu kleinen Welt, in die ich zurückgekehrt bin. Ganz sicher halte ich mich nicht in dem Freundeskreis auf, der mir genügt. Kein Wunder also, dass es nicht funktioniert. Ich befinde mich heute Morgen auf einem absoluten Tiefpunkt, weiß aber auch, dass es jetzt in meiner eigenen Hand liegt. Wenn die Menschen um mich herum mich nicht befriedigen können, muss ich mich in die Gesellschaft anderer Menschen begeben.

Im Augenblick jedoch ist mir nach gar nichts zumute. Ich kann nicht schreiben, nicht designen. Vielleicht baue ich weiter an der Wohnung herum, um wenigstens die äußeren Annehmlichkeiten zu schaffen, um überhaupt wieder kreativ tätig sein zu können. Zwar bin ich davon weit entfernt, aber die Einsamkeit wird es vielleicht wieder richten. Eines habe ich mir jetzt schon vorgenommen. Die Zeit mit anderen werde ich für den Moment auf ein Minimum reduzieren, schon allein um meine Frustration zu bekämpfen. Es klingt sicher arrogant, doch kann ich das Ignorieren nicht länger ertragen. Sicher wird es in Zukunft eine Aufgabe für mich, mit anderen weniger streng zu sein. Es ist letztlich ihr Leben und nicht meines. Und auch wenn sie es nicht anders machen als ich, so halte ich mich doch für eher in der Lage, bewusster ihre Umstände zu akzeptieren.

Am Ende muss ich jedoch bald mit der Situation umgehen lernen. Im Grunde kenne ich sie, denn schon seit Jahren stoße ich auf Desinteresse auf alles, was ich im Leben anpacke. Vielleicht ist es Neid, vielleicht Misstrauen. Vielleicht aber ist es auch alles zu exotisch für „Normale“. Wenn ich mir das vor Augen führe, geht es mir etwas besser. Letztlich muss ich zurück zu meinem Ursprung, darf mich nicht dazu hinreißen lassen, mein allzu großes Ego zu befriedigen, das ganz eindeutig nach Bestätigung sucht. Ich wünschte, ich würde das nicht mehr brauchen. Leider bin ich noch nicht so weit.
Aber sicher bald.