14.05. Ankunft in Granada, erster Spaziergang zum Albaicin

Wir fuhren aus Cordoba ab. Viel zu früh (wie immer) waren wir am Busbahnhof, der kaum 15 Minuten Fußweg entfernt von unserer Ferienwohnung lag. Der Bus nahm uns pünktlich auf, Granada stellte unsere letzte Etappe dar.
An die Fahrt selber kann ich mich kaum erinnern, sie war sicher unspektakulär. Letztlich waren wir eine Weile unterwegs, mussten auch erst die Wohnung in der Calle Azhuma etwas außerhalb des touristischen Zentrums Granadas finden. Eine einfache Unterkunft, die für uns vollkommen genügte.

Gegen späten Nachmittag sind wir aber nochmal losgegangen, um uns die Stadt ein wenig anzusehen. Ein Bummel durch Granada sozusagen, vorbei an der wichtigsten Sehenswürdigkeit, die ihresgleichen auf der Welt suchen kann. Ich spreche natürlich von der Alhambra.
Wir schlenderten am Fluss Darro entlang, sahen immer wieder hoch zur maurischen Festung. Dann, im Albacin, verirrten wir uns im Gewirr der ansteigenden Gassen, fanden aber schließlich doch ziemlich erschöpft den Mirador San Nicolás, einen Platz, der die spektakulärsten Ausblicke auf die Alhambra und die noch immer schneebedeckten Berge dahinter bietet.
Es war der perfekte Ort, um unseren Aufenthalt hier zu beginnen. Ein Einschwören auf das Weltkulturerbe, das uns erwartete.
Danach spazierten wir noch ein bisschen durch die Stadt, bevor wir uns bei einigen Glässchen Wein erholten.
Der Frühling war übrigens vollends angekommen. Vorbei die Zeit der langen Hosen.
Beruhigend.

Panoramablick Alhambra vom Mirador de San Nicolás

15.05. Sacromonte

Witziger weise ein Tag, an den ich mich nicht so gut erinnere.
Ich weiß noch, dass wir ihn mit einem schnöden Einkaufsbummel begannen. Warum auch nicht? Ein bisschen Urlaub muss auch sein. Auch möglich, dass wir es einen Tag lang etwas entspannter angehen lassen wollten. Immerhin waren wir vorher tagelang auf Sightseeing – Achse gewesen.
Dabei entdeckten wir andere Teile der Stadt, bevor wir uns dem Zigeunerviertel Sacromonte zuwandten, der Wiege des Flamencos in Granada. Es ist ein Hügel unweit der Alhambra, der mit weißgetünchten Häusern bedeckt ist. Traditionell wird hier Flamenco getanzt. Aber eher abends.
Ich kann mich entsinnen, dass wir lange und langsam durch dieses Viertel schlenderten. Und danach einen ausgiebigen Lunch zu uns nahmen.
Aber mehr ist mir von diesem Tag nicht in Erinnerung. Und es sind auch nicht gerade viele Fotos da, die meinem Gedächtnis-Palast neue Räume entlocken könnten.
So also bleibt es dabei.

16.05. Alhambra und Generalife

Das Highlight unserer Reise kam erst am Schluss.
Es ist manchmal schwer einzuschätzen, wo denn nun der grandioseste Punkt einer Reise genau liegt. Vor allem wenn man bedenkt, was wir alles haben sehen dürfen. Aber die Alhambra ist ganz sicher unbestritten der Höhepunkt. Auch wenn dieser maurische Palast, der Sinnbild für alle orientalischen Märchenschlösser sein könnte, von Touristenhorden geradezu vereinnahmt wird, kann ich nur sagen, dass wir ihn unbedingt besuchen mussten. Schon Tage vorher haben wir unsere Tickets gebucht. Daher die Warnung an alle: Bei der Alhambra handelt es sich um eine Attraktion, die extrem überlaufen ist. Wir haben zwei Tage vorher nur noch Rand-Termine bekommen. Im Juli/August ist es daher sicher ratsam, lange im Voraus zu buchen.
Es lohnt sich.
Zur Erklärung: man bekommt zwei Termine. Der erste gibt einem Zutritt zum Gelände selbst, heißt also zur Festungsanlage allgemein. In dieser Festungsanlage befinden sich mehrere Teilbereiche, zum Beispiel die Palastgärten der Generalife oder auch die Festungsmauern, die man besuchen kann, wann man will innerhalb dieses ersten Termins, der bei uns erst gegen 16 Uhr stattfand. Der zweite Termin erlaubt einem den Zugang zu den Nasridenpalästen (Name der Herrscherfamilie Granadas). Das ist das Highlight innerhalb des Highlights. Der war bei uns spät am Abend, so weit ich mich erinnere der letztmögliche. Wahrscheinlich erst gegen 18 Uhr oder etwas später.
Anders geht es bei einer Attraktion wie der Alhambra nicht. Sonst würde sie von Touristen gestürmt. Schon mit dieser Zugangsbeschränkung war es voll. Aber noch zu ertragen.

Wir hatten also an diesem Tag erst einmal Zeit. Vor 16 Uhr würden wir nicht in die Alhambra gelangen können. Da wir wussten, dass sie uns einiges abverlangen würde, physisch und mental, ließen wir es ruhig angehen. Ein kurzer Spaziergang durch die Stadt, gefolgt von einem ausgiebigen Lunch. Immer mit der Ruhe.
Gegen 15 Uhr 30 begannen wir den Aufstieg zur Festung. Man kann auch einen Bus nehmen, aber der Weg ist auch nicht schlecht. Komischerweise habe ich keine Bilder davon. Keine Ahnung warum.
Pünktlich kamen wir oben an und konnten die Alhambra sofort betreten.
Es ist mein drittes Mal hier, jeweils im Abstand von vielen Jahren habe ich sie besucht. Das erste Mal 1998. Damals gab es die Restriktionen nicht, soweit ich mich erinnern kann. Ich kam an und konnte hinein.
Dann, 2010, war es bereits anders. Ich kam an. Und konnte ein Ticket kaufen. Aber erst für später. Viel später. War ein kalter Tag.
Jetzt passiert fast alles online. Auch unsere Tickets für diesen Tag haben wir vorher auf diese Weise erstanden.

Die Anlage hatte ich noch gut in Erinnerung. Trotz der vielen Jahre. Wir spazierten erst durch, einfach der Nase entlang weiter, kamen eher zufällig zur Generalife. Diese orientalischen Prachtgärten sind einzigartig. Hier konnten die Herrscher das Gold der damaligen Zeit zur Schau stellen: Wasser.
Zusammen mit Brunnen und Wasserspielen zeigt die üppige Vegetation selbst natürlich den Reichtum. Wer sich in dieser trockenen Region einen solchen Garten leisten kann, muss immensen Reichtum und Einfluss haben. A show-off. Aber was für einer.
Wir erfreuten uns also an diesem Spektakel. An den Wasserspielen. Nicht umsonst heißt diese Art von Gärten auf englisch „Paradise Garden“. Unser Wort dafür, Lustgarten, kommt nicht wirklich an diese Bezeichnung heran.
Ein Rausch für die Sinne. Die Gärten duften, sie bezaubern die Augen, aber auch die Ohren durch das Plätschern des Wassers überall. Schon der Garten an sich wäre alleine einen Besuch wert, auch ohne den Palast.

Nach der Genralife schauten wir uns die Festungsanlage an. Sie bietet hervorragende Aussichten auf Granada und die Umgebung. Man vergisst das oft, aber bei der Alhambra handelte es sich auch um eine Trutzburg. Das orientalische Andalusien, das der Reconquista am längsten widerstanden hat, war oft Schauplatz von Kriegen. Auch untereinander beharkten sich die maurischen Fürstenhäuser. Aber das kennen wir ja von überall her. Maurisch, christlich, römisch, deutsch. Vollkommen egal, wenn der Ehrgeiz im Weg steht.

Erst am Abend hatten wir unseren Termin zu den Nasridenpalästen.
Nach einigem Anstehen in der Schlange waren wir schließlich drin.
Ich bin ja großer Bewunderer orientalischen Designs. Hier wurde ich natürlich verwöhnt. So viele Eindrücke prasselten auf mich nieder. Die filigranen Verzierungen von Wänden und Decken faszinierten mich.
Auch hier wieder knallte uns die Pracht mit voller Wucht entgegen. Mal in Form von beeindruckenden Gebäuden, mal in Form von ausufernden Gärten in den Höfen, immer mit Wasserspielen verziert. Die hölzernen Decken und Böden aus Marmor protzten mit ihrem Luxus. Aber es ist nicht nur das. Es ist, wie ich finde, ausgesprochen stilvoll. In jedem Raum gibt es Neues zu entdecken. Jede Garteneinheit ist anders.
Man muss sich darauf einlassen und einfach nur den Blick schweifen lassen.
Ich muss gestehen, dass mich genau das oft schnell ermüdet. Wie bei Kunstwerken allgemein überkommen mich Eindrücke oft. Es ist fast wie ein Rausch, der auch auf Dauer zur Erschöpfung führt. Trotzdem war der Besuch des Palastes der absolute Höhepunkt der Reise selbst.
Als wir durchgelaufen waren, hielten wir uns nicht mehr lange hier auf.
Auf das Angenehmste ermattet, suchten wir ein Restaurant auf und labten (gibt es dieses Wort wirklich noch?) uns an den schmackhaften Tapas und den reifen Käsesorten Andalusiens, von denen wir uns seit Tagen ernährten. Und natürlich den schweren Rotwein nicht zu vergessen, der jedem Griesgram gute Laune machen muss.
Ich erinnere mich sehr gut daran.
Ein einzigartiger Tag ging auf diese Weise zu Ende.

17.05. Granada Parque Federico García Lorca 

Nach dem gestrigen Tag brauchten wir Erholung. Nicht nur das Umherlaufen hatte uns angestrengt. Wir mussten so viele Eindrücke zu verarbeiten, dass wir uns dazu entschieden, den Tag einfach als Urlaubstag zu verbringen. Wir liefen zum Parque Federico García Lorca und legten uns dort auf den Rasen. Ein stiller Ort, perfekt, um einen angenehmen letzten Urlaubstag zu verbringen.
Danach ein einfacher Lunch irgendwo in einem kleinen Restaurant und natürlich ein Kaffee. Es war nach dem gestrigen Höhepunkt der Reise eine Art Erdung, die uns ebenso erfreute wie der Besuch der Alhambra.
Letztlich endete damit unsere Reise.
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus zurück nach Sevilla. Fotos machte ich dort keine mehr. Dort geschah auch nicht mehr viel, ich verkochte den großen Rest eines herzhaften Käses zu einer schmackhaften Sauce, die wir auf einem kleinen Balkon unserer Ein-Tages-Ferienwohnung mit Pasta zu uns nahmen. Somit nahmen wir Abschied von Andalusien.
Am nächsten Morgen flog Ehefrau Nina zurück nach Berlin.
Meine Reise aber setzte sich im Périgord fort.
Wer Lust hat weiterzulesen, kann das gerne hiermit tun.