Anidri-Schlucht

Doch noch einmal eine Wanderung, wenn auch eine leichtere.
Vorgestern habe ich sie noch verschmäht, eher spontan, weil ich mich anders entschieden hatte. Heute aber schien sie mir genau richtig. Ich spreche von der Wanderung in der Anidri-Schlucht. Ich wusste, dass sie nicht so lang sein würde, also genau richtig, um in Stimmung zu bleiben.
Das Aufstehen fällt mir schwer. Wahrscheinlich liegt es daran, dass es immer später hell wird, und auch morgens wesentlich kühler ist. Tagsüber ist es angenehm warm, oftmals heiß, noch um die 26 Grad. Aber die Abende sind oft kalt, vor allem wenn es windig ist, so wie in den letzten Tagen. Gestern habe ich es nicht geschafft, Kartoffeln auf dem Campingkocher zuzubereiten, so sehr stürmte es. Unangenehm.
Auch hier wird es Herbst. Das war abzusehen. Noch aber habe ich noch keine großen Regenfälle erlebt, mit einer Ausnahme. Es könnte aber sein, dass es diese Woche so weit sein wird. Wir werden sehen.
Heute aber strahlte die Sonne, wenn auch weniger intensiv. Schon die morgendliche Yogasession am Strand, oft von Wind gestört, ist nicht mehr so heiß wie am Anfang. Immerhin eine halbe Stunde lang führte ich leichte Stretching-Übungen aus, ließ mir dabei Zeit. Ich habe das Gefühl, alles Wesentliche unternommen zu haben, denke bereits an die Tour zurück.
Gegen zehn machte ich mich auf den Weg.
Wieder lief ich die Schotterstrecke Richtung Osten entlang. Sie ist ungefähr drei Kilometer lang. Ich kam am Anidri Beach an, Ausgangspunkt der Wanderung. Meine Schuhe drückten ein wenig. Keine Ahnung, warum sie nicht mehr richtig passen. Aber sie sollten mir heute noch gute Dienste erweisen. Trotz der Tatsache, dass die Wanderung nicht sehr lang war, ist sie doch trotzdem anspruchsvoll.
Im Grunde geht es die ganze Zeit in einem ausgetrockneten Fußbett entlang. Natürlich, denn im Frühjahr wird es nicht mehr ausgetrocknet sein, denke ich mir. Es beginnt recht leicht, wird aber schwieriger. Vor allem die glatten Felsen, die man oft hinauf muss, machten mir das Leben schwer. Ich musste tatsächlich ein wenig klettern. Es ist wirklich nichts für Anfänger. An einer Stelle muss man sich sogar mithilfe eines Seils nach oben hieven. Das Seil war schon ein wenig aufgedröselt. Ich hoffte inständig, dass nicht ich es sein würde, bei dem es reißt. Ich war es nicht.
So schaffte ich es Stück für Stück den Berg nach oben. Ich traf einige Leute, aber wenige. Die Strände sind noch recht voll, aber die Wanderpfade weniger besucht. Mir ist das Recht.

Nach etwa 45 Minuten vom Anidri Beach aus hatte ich es in das Dorf geschafft. Von hier aus ging ich in die einzige Taverne, stellte aber fest, dass es dort vor 14 Uhr nichts zu essen gibt. Nur Süßspeisen. Also hatte ich einen Brownie zum Lunch. Ungewöhnlich. Auch wenn einige Leute vielleicht eifersüchtig sein werden, ich hätte lieber einen Salat gehabt.
Egal, man kann nicht alles haben.
Danach ging es den gleichen Weg zurück.
Ich hätte einen anderen wählen können, auch noch weiter nach oben, zu einer Kapelle, aber ich wollte dieses Mal doch zum Strand auf einen Kaffee. Und hier sitze ich jetzt, mitten im Sand, und frage mich, was ich eigentlich hier mache. Tippen. Ja. Aber der Kaffee ist gut.
Morgen ist mein letzter Tag hier, habe ich beschlossen. Ich werde nicht mehr allzu viel unternehmen.
Danach geht es zurück nach Chania, mal sehen, ob dort etwas weniger los ist. Ich glaube ja nicht. Anfang nächster Woche dann nehme ich eine Fähre zurück nach Piräus. Zwei oder drei Tage möchte ich dort noch verbringen, einige Sachen sehen. Und dann ist es auch schon vorbei, meine kleine Reise.
Kleine Reise deshalb, weil sie vielleicht von Anfang an zu sehr eingeschränkt war. Aber das lag an mir. Interessant war es trotzdem. Manchmal muss man etwas ausprobieren. Auch wenn sich herausstellt, dass es nicht das Traumziel ist, das man erwartet hat. Und Kreta ist es nicht, so viel steht fest.
Diese Erkenntnis zieht andere Entscheidungen nach sich, nächstes Jahr.
Aber davon ein anderes Mal. Beim nächsten Blog. Bei der nächsten Reise.