Salignac-Eyvigues

Es goss in Strömen. Schon in der Nacht hatte es begonnen, nicht sehr schön, denn es knallt ganz schön, wenn der Regen auf das Zelt prasselt. Ich muss gestehen, dass es mir recht war. Mein Körper brauchte dringend eine Pause, die er nun zwangsläufig bekam. Eher halbherzig hatte ich eine Wanderung in eines der nahen Dörfer geplant, die auch möglich gewesen wäre. Aber so hatte ich natürlich die beste Ausrede, nichts zu machen. Das heißt, ich machte natürlich schon etwas, weil mir der Käse ausgegangen war. Also lief ich zum Supermarkt, immerhin zwei Kilometer entfernt, und kaufte etwas ein. Danach hatte ich dann praktisch den Tag für mich. Also sah ich mir Salignac nochmal an, besuchte das Schloss, streifte durch die Gassen, entdeckte noch ein paar kleinere Highlights wie die Quelle des Dorfes. Nichts Aufregendes. Es hörte auch die ganze Zeit über nicht auf zu regnen, wobei eher ein feuchter Schleier in der Luft lag. Ich hätte wirklich problemlos wandern können, entschied mich aber dagegen. Stattdessen machte ich den Fehler, mich auf dem Campingplatz, auf den ich gegen Mittag zurückgekehrt war, wieder mal vollkommen unnötigerweise politisch zu informieren. Danach hatte ich schlechte Laune. Die Amerikaner haben immer noch nichts gegen den Orangen Clown im Weißen Haus unternehmen können, der Brexit wird immer skurriler und entfernt sich weiter von den Fakten. Es scheint das Dilemma unserer Zeit zu sein: Fakten sind nichts mehr wert, stattdessen herrschen Emotionen, die wichtiger scheinen. Auf das Bauchgefühl kommt es an. Natürlich darf man das nicht ignorieren, aber immer nur wie ein Kind aufzuschreien, wenn einem etwas nicht passt, geht doch auch nicht. Egal. Mein Blutdruck ist zu hoch, ich muss mich schonen.

Letztlich las ich meinen Roman zu Ende, Hipolith, oder so ähnlich, klugscheisserte sich durch die Weinanbaugebiete Italiens. Unterhaltsam, aber ohne rechten Nutzen für mich. So etwas will ich nicht schreiben.

Auf diese Weise kleckerte der Tag vor sich hin. Meine Beine erholten sich, mein Geist ebenfalls, der einfach abschalten durfte. Morgen nun fahre ich weiter. Es geht wieder den Berg hinunter, den ich vor zwei Tagen so mühsam erklommen habe. Ich glaube, das trifft es eher, denn gefahren bin ich nicht. Gelaufen auch eher weniger. Ich hab mein Rad geschoben. Maloche? Vielleicht. Aber eine selbst gewählte. Also kann ich mich nicht beschweren.

 

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