14.09. + 15.09. Abflug nach Athen und ein halber Tag in Piräus

Keine Ahnung, warum wir es nicht umgekehrt gemacht haben.
Ich meine, ich mache allein die Städtetour, dann fahren wir gemeinsam nach Griechenland. So aber flog Ehefrau Nina nach Hause, während ich meine Reise nach Hellas fortsetzte. Sie hätte sicher etwas Ruhe gebraucht. Aber hinterher ist man immer schlauer.
So also fuhren wir am Vormittag zum Flughafen, waren beide froh, dass dieser Teil der Reise vorbei war. Sie war schön, informativ, aber sie war nicht sehr erholsam. Ehefrau Nina hatte jedenfalls genug. Und ich freute mich auf Griechenland.
Ehefrau Nina flog als erste ab, ließ mich zurück. Ich hingegen musste warten. Geschlagene acht Stunden lang in einem langweiligen Flughafengebäude. Ich hatte das schlecht geplant. Aber irgendwie wusste ich nichts mit mir selbst anzufangen. Auf Budapest hatte ich keine Lust mehr, also konnte ich auch am Flughafen warten. Das Problem ist immer das Gepäck, aber das hätte ich bequem irgendwo unterstellen können.
Erst am frühen Abend ging mein Ryanair-Flug. Alles lief gut, wir flogen pünktlich.
Dann, in Athen, das Übliche: Gepäck aufnehmen, zum, Bus-Terminal, Ticket am Schalter kaufen, in den Bus setzen, der meist mehr als eine Stunde bis Piräus braucht. Im Hotel Achileon, das ich eigentlich immer nehme, war ich erst spät abends. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich in unserem Stamm-Restaurant „Halequins“ in der nahen Einkaufsstraße gegessen habe. Es ist sehr wahrscheinlich. Die Lammspieße sind großartig.

Am nächsten Morgen kaufte ich ein Ticket für die Fähre nach Amorgos, die erst um 17:30 abfahren sollte. Somit hatte ich noch viel Zeit, die ich nutzte, um Piräus einmal zu Fuß zu umrunden. Ein nettes Café entdeckte ich auch, mit Blick auf das Meer.
Da die Fähre schon ab 16 Uhr zugänglich war, machte ich mich zeitig auf, um mir einen Platz zu suchen. Es war damals noch ziemlich voll.
Wir legten pünktlich ab.
Das war es dann aber schon. Ich weiß nicht, warum wir so viel Zeit verloren, jedenfalls erreichten wir erst gegen vier Uhr Morgens Katapola auf Amorgos. Die Campingplatzbesitzer waren natürlich nicht da, um mich abzuholen (sie hatten es eigentlich versprochen), doch die zwanzig Minuten Fußweg waren nicht besonders schlimm. Die Müdigkeit damals war an diesem sehr frühen Morgen wie weggepustet.
Trotzdem war ich froh, angekommen zu sein. Das Decathlon-Zelt war schnell aufgestellt.
Und ich konnte endlich etwas schlafen.

16.09. Katapola

Es war eine kurze Nacht.
Da ich erst in den frühen Morgenstunden angekommen war, schlief ich relativ lange, bis ungefähr zehn Uhr. Für das Frühstück hatte ich bereits vorgesorgt, Brot und Marmelade in Piräus am Tag zuvor gekauft. So macht man das. Kaffee hatte ich sowieso dabei.
Danach checkte ich bei der etwas verwirrten Campingplatzbesitzerin ein, die ich noch von meinem ersten Besuch her kannte. Ich glaube nicht, dass sie sich erinnerte. Ein verrücktes Huhn. Sehr sympathisch.
Danach schlenderte ich nach Katapola.
Dieser kleine Hafenort besteht eigentlich aus drei winzigen Ortschaften, die allerdings zu einer größeren verschmelzen. Viel zu tun gab es nicht, aber das ist ja der Reiz am Kykladen-Urlaub. Alles kann, nichts muss. Perfekt also zum Ausspannen und ein unglaublicher Kontrast zu den letzten drei Wochen in den Hauptstädten Europas.
Die schattigen Gassen hatte ich auf der einen Seite der Bucht bald durchwandert, also lief ich noch zur anderen Seite. Atmosphäre schnuppern und nach zwei Wochen Großstadtsmog saugte ich die Meerluft auf.
Amorgos ist irgendwie das Ende der Kykladen. Hierher kommen nur selten die Fähren, die meisten Leute steigen schon vorher auf den Touristen-Inseln Naxos und Paros aus. Oder fahren gleich woanders hin, nach Santorini zum Beispiel.
Hierher aber verirren sich nicht so viele Menschen. Mit Ausnahme von Franzosen, die noch immer dem Film „Le Grand Bleu“ nachhängen, hier wurden einigen Szenen gedreht.
Viel mehr machte ich nicht an diesem ersten Tag auf den Kykladen. Ein angemessener Einstand.

Eindrücke Katapola

17.09. Antikes Minoa

Unweit von Katapola befindet sich eine Ausgrabungsstätte: das antike Minoa. Dort wollte ich hinwandern. Vom Campingplatz in den Hügeln aus musste ich zuerst wieder nach Katapola, dann weiter in Richtung Minoa. Es war gut ausgeschildert.
Entlang ging es auf Ziegenpfaden an der kargen Spätsommer-Landschaft vorbei, die verbrannte Erde und die Kräuter am Straßenrand dufteten nach Griechenland. Oder dem Duft, den ich eben damit assoziiere.
Die Ausgrabungsstätte erreichte ich bald darauf. Es ist nichts Besonderes. Ein paar Mauerreste, zusammenhanglos, ganz sicher aus vielen Jahrhunderten. Ein Stück Mauer aber scheint aus der Zeit der Minoer zu stammen, die Zyklopen-Technick, bei der die Blöcke so behauen werden, dass sie millimetergenau aufeinanderpassen, war unschwer zu erkennen.
Das Schönste aber an dem Ausflug waren die Aussichten auf die Insel. Katapola lag versteckt hinter den Klippen, aber Chora konnte ich gut erkennen, das sich fast hinter den Wolken verstecken wollte. Trotz des bedeckten Himmels war es ein warmer Tag.
So genoss ich also das Panorama. Naxos war ebenfalls gut zu erkennen, die große Insel dominiert ein wenig.

Nachdem ich wieder nach Katapola gelaufen war, wollte ich nicht sofort wieder zurück zum Campingplatz. Es war erst Mittag. Also setzte ich meinen Weg fort, vorbei an der Stadt, um diese in Richtung Nordwesten zu verlassen. Ich kam an einem schmalen Strand vorbei, Katapola ist nicht gerade bekannt für seine tollen Strände, um die Bucht weiter zu erkunden.
Ich entdeckte eine kleine Kapelle, Panagia, die eindeutig aus antiken Marmorblöcken zusammengesetzt war. Mich fasziniert so etwas. Natürlich verwenden Menschen das Material, das zur Verfügung steht. Und wenn eine Tempelruine erst einmal zusammengefallen ist, bedienen sie sich natürlich. Der Witz ist, dass damit auch irgendwie die Tempel weiterleben, denn dank der strengen Architektur-Ordnung kann ein Experte ziemlich genau feststellen, wie dieser ausgesehen haben muss.

Am Ende des Weges stieß ich dann auf eine moderne Statue. Eine Frau sitzt auf den Felsen und starrt sehnsüchtig auf das Meer.
Einen schönen einsamen Ort hat sie sich ausgesucht.

18.09. Chora und Kloster Panagia Hozoviotissa

Ein wirklich glorreicher Tag.
Ich tat etwas, das ich immer mache, wenn ich auf Amorgos bin. Ich besuchte eine der bekanntesten Attraktionen der Kykladen. Ich spreche vom Kloster Panagia Hozoviotissa (oder Chozoviotissa). Es befindet sich an einem steilen Felsen, schmiegt sich dort an die Steine. Ein scheinbar unmöglicher, der Schwerkraft widerstehender Bau, schmal und leuchtend weiß, 40 Meter lang, an der breitesten Stelle keine Fünf Meter schmal. Es hebt sich derartig vom braunen Gestein ab, dass es weithin gut sichtbar ist.

Erst aber musste ich dort hingelangen.
Hinter dem Campingplatz Kastanis, wo ich nächtigte, beginnt der Wanderweg zur Inselhauptstadt Chora. Es ist ein nur teilweise gut ausgeschilderter Weg, den man aber mit ein bisschen gutem Willen findet. Schon bald zeigten sich Aussichten auf die Bucht von Katapola.
Etwa drei Kilometer musste ich wandern, immer nach oben, bevor ich Chora erreichte. Die kleine Stadt hat alles, was man sich von einer Kykladen-Stadt wünscht. Verwinkelte Gassen, kleine weiße Kapellen, urige Tavernen und natürlich jede Menge Katzen. Wie so oft ist der Ursprung solcher Orte allerdings nicht so romantisch, wie wir es heute sehen (wollen). Aus Angst vor Piraten errichteten die Menschen früher ihre Dörfer in den Bergen und nicht am Meer. Um diese besser verteidigen zu können, wählten sie enge Gassen, die sie von oben kontrollieren konnten. Was wir heute also sehen, ist eine Wehranlage.

Ich hielt mich nicht lange auf, sondern suchte den Weg zum Kloster.
Dazu muss man den Hügel auf der anderen Seite der Stadt wieder hinunter. Ein sich windender schmaler Fußweg führte mich zu einer Asphaltstraße, der ich folgte, um zum Parkplatz des Klosters zu gelangen. Von hier führt dann ein steiniger Weg weiter. Es ist sicher nur etwas für Leute, denen schwierige Pfade nichts ausmachen. Uneben, rutschig, staubig. Aber es lohnt sich.
Das Kloster sieht schon von Weitem spektakulär aus. An diesem Tag hatte ich es mir mit meiner kleinen Wanderung verdient.
Pfiffig, wie ich war, hatte ich eine Zip-off-Hose an, also eine Hose, die man wahlweise als Shorts oder lange Variante tragen kann. Da es im September auf den Kykladen noch ausgesprochen heiß ist, trägt niemand lange Hosen. Um in das Kloster zu kommen, darf man keine Shorts anhaben. So also schnallte ich die Stofflappen also an meine Shorts und erfüllte somit die Kleiderordnung. Ich glaube, für Frauen gilt Rockzwang. Sicher bin ich mir aber gerade nicht. Ein langes Tuch sollte aber genügen. Und die Schultern müssen natürlich ebenfalls bedeckt sein. Etwas antiquiert, aber die Kloster-Wächter lassen nicht mit sich reden.

Panagia Hozoviotissa soll im 9. Jahrhundert gegründet worden sein, weil hier eine Ikone angeschwemmt wurde, die eine fromme Frau zuvor in Palästina ins Wasser geworfen hatte. Man kann so etwas glauben. Oder auch nicht. In jedem Fall aber loht sich der Besuch des schmalen Gebäudes. Von der Zeit geschwärzte Ikonen sind ausgestellt, die Atmosphäre in dem Bau ist einzigartig. Winzige Zimmer, schmale Gänge, unebener Boden, ein Hauch von Weihrauch liegt in der Luft.
Und am Ende der Besichtigung servierte ein alter imposanter Mönch mit langem grauem Bart eine Süßigkeit, ein Glas Wasser und ein kleines Glas Likör. Es war sehr erfrischend.

Danach sah ich mir Chora etwas genauer an. Herrlich, ich schlenderte durch die alten Gassen, fand einen ansprechenden Platz mit einem Café, wo ich Pause machte. Ich erinnere mich noch gut daran. Die Geschwindigkeit des Lebens reduzierte sich von einem Augenblick auf den anderen, etwas, das besonders mir sonst schwerfällt: Ich entspannte mich. Vielleicht komme ich deshalb so oft wieder her.
Im Anschluss besuchte ich den Steinfels mitten in der Stadt, der einige Kapellen beherbergt. Von hier aus hatte ich auch hervorragende Aussichten auf die Windmühlen, die sich auf den Hügeln gegenüber befinden.
Mehr muss man hier eigentlich selten unternehmen. Meer, Berge, ein bemerkenswertes Kloster. Und natürlich dolce vita auf griechisch.

19.09. Maltezi – Strand

Nicht viel geschehen. Ein typischer Kykladen-Tag also.
Ich wollte einen Wanderweg suchen, der mich zum alten Leuchtturm an der Bucht in Katapola führen sollte. Auf der Wanderkarte war ein Fußweg vermerkt, also lief ich los. Doch als ich dem Hauptpfad in Richtung Westen folgte, konnte ich keinen Abzweig entdecken. Ich erinnere mich, dass ich es trotzdem versuchte. Irgendwie gibt es oft Mittel und Wege in Griechenland. Doch ich wollte einfach nicht vorankommen, zu unübersichtlich war die Landschaft. Ich suchte trotzdem weiter, lief einen Hügel hoch, weil auch dort etwas eingezeichnet war. Aber auch hier ging es nicht weiter (Eigenartig, denn auf Googlemaps finde ich die Pfade jetzt).
Irgendwann stellte ich fest, dass es alles nicht so wichtig war. Also änderte ich meine Pläne und lief auf altbekannten Wegen in Richtung Maltezi-Strand. Es war schließlich das zweite Mal, das ich hier war.
Es ist auch ein schöner Spaziergang, fast immer am Meer entlang. Keine große Anstrengung. So verbrachte ich also den Tag an diesem leeren Strand. Ab und zu hielt ein Fischerboot, das Leute nach Katapola bringt. In der Hauptsaison ist sicher viel los. An diesem Tag aber waren sicher nur ein halbes Dutzend Leute hier.
Es war auch gleichzeitig der letzte Tag auf Amorgos. Die Zeit flog dahin. Am nächsten Tag nahm ich die Fähre nach Naxos.