El Campello

Ich bin weiterhin in El Campello, denn als ich heute Morgen versuchte, meinen Schrank zu schließen, kam mir ein Beutel entgegen. Der Beutel war prall gefüllt und enthielt Schmutzwäsche, etwas hatte ich seit Tagen relativ unbewusst vor mir hergeschoben. Doch der Beutel zeigte mir nun, dass eine weitere Ignorierung des Wäscheproblems keinen Aufschub duldete. Es klingt langweilig und schnöde, doch gerade diese kleinen Dinge des Alltags sind es oft, die immer einige Tage einer solchen Reise bestimmten. Auch der Abwasch, den ich peinlicher Weise ebenfalls zwei Tage vernachlässigt hatte, begann langsam, sich geruchlich bemerkbar zu machen. Egal, ein Kerl auf Reisen eben.

Während die Wäsche in der platzeigenen Maschine vor sich hinschleuderte, schrubbte ich Pfannen und Töpfe, eigentlich fast alles, das ich an Geschirr dabei hatte. Ich musste mit einem Schmunzeln an Villa Riba und Villa Bajo denken. Fairy Ultra (oder wie auch immer das Zeug aus der Werbung hieß) hatte ich nicht, aber mein Spülmittel tat auch seine Dienste, so dass ich schnell hätte feiern können. Es ist schon merkwürdig, wie die Werbung das Bild einer Kultur beeinflussen kann. Somit war die Hälfte des Tages angefüllt mit häuslichen Tätigkeiten, die insgesamt so spannend waren, wie das Beobachten von trocknender Wäsche eben ist.

Noch immer ist mir nicht klar, wie ich die Reise nach der gestrigen Nachricht weiter planen soll. Ich habe sämtliche Länder aufgelistet und nochmals ungefähr gerechnet, wo ich wann ungefähr sein könnte. Dabei ist mir aufgefallen, dass mein Reisetempo ohnehin ein wenig schnell ist, besonders wenn man bedenkt, dass ich Italien an sich nur streifen werde. Zu oft war ich bereits im Land der blühenden Zitronen, zu teuer ist es in der Hauptreisezeit, die sich jetzt zugegebener Maßen ein wenig ungünstig gestaltet. Doch irgendwo muss ich im Juli und August sein, mein Budget von 15 Euro pro Nacht werde ich weder in Italien noch Kroatien halten können. In Spanien ist das selbst jetzt in der Nebensaison gerade noch möglich. Über Geld werde ich eines Tages einmal schreiben, nur für diejenigen, die solch eine Reise eventuell auch einmal planen.
Wie gesagt, ich bin mir alles andere als sicher. Ich könnte Nina auch Ende Juni/Anfang Juli noch leicht in Frankreich treffen und mit ihr zusammen die Provence erkunden. Das hieße aber, dass ich für ca. 1200 Kilometer noch fünf oder sechs Wochen Zeit habe. Für die gleiche Strecke habe ich bislang höchstens zwei Wochen benötigt. Wie um ein Zeichen zu setzen, habe ich heute jedoch einen Schreibtag eingelegt, zwei anstrengende Sessions, in denen ich meine komplizierte Geschichte gut entwickeln konnte. Es ist erfüllend, so erfüllend, dass ich die gestern erwähnte Reisepause durchaus in Betracht ziehe. Auch habe ich das Gefühl, dass sich aus der Geschichte etwas entwickeln könnte, dass in Richtung Lebensunterhalt gehen könnte. Aber dieses Gefühl hatte ich schon oft, dennoch werde ich nicht aufgeben.

Trotz des Schreibens fand ich noch genug Zeit für eine kleine Fahrradtour. Ich schaffte es bis an die Stadtgrenze Alicantes, fast immer am Strand entlang mit gemütlicher Geschwindigkeit, da man sich den breiten Weg mit Fußgängern teilen kann. Es war eine angenehme Strecke, auch hatte ich Glück mit dem Wetter, das weder zu heiß noch zu kalt war. Gerade richtig, vielleicht um die 23 oder 24 Grad, dazu Sonne. Dadurch fiel leider die Schreibsession am Strand aus, denn es ist einfach zu hell für einen LCD-Bildschirm, der nur im Schatten wirklich Freude macht. Danach folgte wieder eine ziemlich alltägliche Tätigkeit. Morgen ist Sonntag, somit musste ich an den Einkauf denken.
Alles in allem ein ruhiger Tag ohne rechte Höhepunkte, wenn man von der künstlerischen Arbeit einmal absieht, die für mich natürlich hochgradig befriedigend ist.

Morgen fahre ich aber definitiv weiter, Sonntag ist sicher ein guter Reisetag, vielleicht weniger Verkehr. Ich werde mir sicher noch ein wenig Zeit lassen mit der Entscheidung, wie ich die Reise fortsetzen möchte, für einen Augenblick habe ich darüber nachgedacht, eventuell nach Madrid zu fahren, dass ich auch noch nicht kenne, ein immer noch charmanter Gedanke.
Aber das kann ich in Valencia immer noch überlegen. Es ist eine hochinteressante Zeit und bereits jetzt ein kleiner Wendepunkt dieser Fahrt. Es bleibt spannend für mich und ich werde mir die Entscheidung nicht leicht machen. Am Ende ist das auch der Spaß an der Sache, nur bereuen darf man nicht. Entscheidungen sind gut, wie sie sind und es ist eine müßige Angelegenheit darüber zu philosophieren, ob es anders besser gewesen wäre. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen, warum sich also Gedanken machen? Die Richtung ändern kann man immer, also gibt es auch nichts zu bereuen. Niemals.