Sanary-sur-Mer

An diesem Tag wollten wir eine Pause machen. Ans Meer sollte es gehen, Sanary-sur-Mer, um einfach ein wenig abzuschalten. So verließen wir den einfachen Campingplatz bei Beaurecuil, fuhren durch die malerische Landschaft. Ich muss gestehen, dass es ein wenig anstrengend war. Die Straßen waren kurvenreich, Steigungen erforderten meine ganze Aufmerksamkeit. Dabei passierten wir wundervolle Gegenden, die – selbst bei der langsamen Geschwindigkeit des Campers – so rasch an meinem Auge vorüberzogen. Gebirgsketten, Dörfer auf Anhöhen, Weinberge, alles ließen wir hinter uns, um das Mittelmeer zu sehen, für mich das erste Mal seit meiner großen Reise. Es war ein schönes Wiedersehen, als plötzlich dieses azurne Blau durch die Hügel hindurchschimmerte.
Schon der Campingplatz war anders als diejenigen in der Provence. Luxuriöser, komplizierter, voller. Es ist eigenartig, aber so viel Perfektion schreckt mich immer ab. Vielleicht ist es eine Art Selbstkasteiung, die Tatsache, dass ich eher einfach leben möchte und so viel Bequemlichkeit um mich herum nicht ertrage. Ich weiß es nicht. Meine Schwester liebte den Platz, also hielt ich meinen Mund.

Ich beschloss, etwas Neues zuzubereiten, denn Lunch stand an. Ich briet Auberginenscheiben, die einen Tag in Öl eingelegt gewesen waren. Als sie fast fertig waren, belegte ich sie mit Ziegenkäse, der rasch verlief. Es war einfach köstlich. Es ist sicher kein neues Gericht, aber ich habe so etwas noch nicht probiert. Dazu frisches Baguette und die Eselswurst vom Vortag. Man braucht nicht mehr.
Wir verbrachten danach eine vergnügte Stunde am Strand, so hatte ich Zeit zu schreiben. Anders halte ich es dort nicht aus. Die Sonne brannte warm, aber nicht heiß, sehr angenehm im Moment.
Nach diesem kurzen Ausflug beschlossen wir, den Hafen des Ortes zu besichtigen. Er ist herrlich mediterran. Die engen Gassen, das nahe Meer, die einladenden Cafés, all das ließ die Zeit in süßer Untätigkeit davonfließen. Wir schlenderten, bestaunten, lehnten uns einfach zurück, so habe ich es gerne. Auch die Preise waren noch lange nicht so hoch wie im nahen Nizza oder Monaco, beinahe bekam ich wegen meiner guten Laune ein schlechtes Gewissen. Es ist ganz sicher ein bisschen viel Spaß auf einmal. Aber als ich das erst einmal akzeptiert hatte, genoss ich nur noch.Es
war ein angenehmer Tag, den wir gebührend beschließen wollten, denn es war der letzte, den ich mit meiner Schwester verbringen würde. Also machten wir uns irgendwann auf zum Supermarkt. Die Zeit hatten wir fast vergessen, so dass ich mehr als erstaunt war, dass die Uhr 18 Uhr anzeigte. Wie schnell doch die Stunden verronnen waren. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir wirklich viel unternommen haben. Meist spüre ich einen gewaltigen Anflug von Schuld, wenn ich so wenig unternommen habe. Aber ich fühlte nichts. Sehr eigenartig. Sollte ich es doch noch lernen, die einfachen und schönen Stunden zu genießen? Es wäre ein Novum.
Miesmuscheln in Weiswein sollten es sein, die wir frisch kauften. Allerdings erlebte ich einen kleinen Rückschlag. Ich habe so etwas lange Jahre nicht zubereitet. Als wir die ersten Muscheln kosteten, knirschte es gewaltig. Sand, so viel Sand. Man sollte das nicht kochen, wenn man keine Ahnung hat. Ich hake es als Erfahrung ab und nehme mir vor, mich das nächste Mal zu erkundigen. Es war nämlich keine rechte Freude.
Ab Morgen bin ich wieder allein unterwegs. Zumindest für zwei Tage. Dann kommt Nina. Wir werden unseren Urlaub zusammen genießen. Ich freue mich schon darauf.

Sanary-sur-Mer