18.09. Apollonia, Agios Andreas, Faros, Artemonas

Den Tag begann ich mit einer Busfahrt von Kamares nach Apollonia.
Nach einem Tag Pause am Strand und in Cafés im Hafenort fühlte ich mich gestärkt für neue Abenteuer. Nachdem ich die Inselhauptstadt erreicht hatte, lief ich in Richtung Kavala, einem der Orte, die nun zu Apollonia „gehören“. Wahrscheinlich eine ketzerische Aussage, aber die kleinen Orte sind durch nichts mehr voneinander getrennt.
Bald schon erreichte ich auf der Straße den kurzen Wanderweg hinauf zur Ausgrabungsstätte Agios Andreas. Es handelt sich dabei um einen Trampelpfad, der sich steil auf einen Hügel hinaufmeandert.
Die Stätte selbst ist kostenlos. Es handelt sich um Grundmauern aus teilweise mykenischer Zeit, Tausende von Jahre alt. Aber das ist eigentlich nicht die Hauptsache, auch wenn diese antike Stätte interessant ist. Denn die Ausblicke sind atemberaubend. Fast die ganze Insel hat man im Blickfeld. Ich sah das nicht weit entfernt liegende Platis Yialos. Auch Kastro, das im Meer zu verschwinden scheint. Der Wind pfiff ziemlich stark, er hat die Bäume hier oben geneigt.
Es gibt auch ein kleines Museum, das ich aber nicht besuchte. Stattdessen stieg ich ab und begann, einem anderen Wanderweg zu folgen, der mich in Richtung Faros brachte. Diesen kleinen Ort besuche ich gerne. Er ist kleiner, stiller und einsamer als Kamares. Für Fotografen aber ein kleines Paradies. Ich genoss das Meer bei einem griechischen Kaffee in einer Taverne am Strand.
Wie ich das jetzt vermisse.
Irgendwann nahm ich den Bus nach Artemonas, ebenfalls ein Teil von Apollonia. Hier wandelte ich noch ein bisschen umher, schaute mir die teilweise prächtigen Villen an, bevor ich wieder einen Bus nach Kamares nahm, das ich leider viel zu wenig fotografiert habe. Schade eigentlich.
Es war ein ereignisreicher Tag, der viele Eindrücke hinterlassen hat. Und noch mehr Fotos, die ich jetzt ansehen und ordnen kann.

20.09. Wanderung zu antiken Minen, Agios Sostos

Nach einem Tag, den ich wieder zum Urlauben verwendet hatte, entschloss ich mich, wieder wandern zu gehen. Auf Sifnos sind die Wege hervorragend ausgeschildert, es ist eine Freude, hier zu laufen.
Mein Weg begann in Artemonas. Ich wollte zu den antiken Minen bei Agios Sostos. Vorbei an Windmühlen erreichte ich Agia Anna, dann war ich aus dem städtischen Bereich heraus. Von nun an wandelte ich auf alten Eselspfaden in Richtung Küste. Die Wege sind gut, meist mit Steinplatten befestigt. Ich erinnere mich daran, dass es ziemlich heiß war, aber das ist Mitte September auf den Kykladen normal. Immer den Geruch von Staub und wilden Kräutern in der Nase wanderte ich einsam durch die karge kykladische Landschaft. Das Meer begleitete mich immer, ich glaube, dass das einer der Gründe ist, warum ich so gerne herkomme.
Ich lief die ganze Zeit bergab, denn die antiken Minen befinden sich auf Meeresniveau. Schon bald erkannte ich die tiefen Wunden in den Felsen unter mir. Natürlich gehört auch eine weiße Kapelle hierher, nach der der Ort auch benannt ist.

Ich weiß nicht, wie lange diese Minen betrieben wurden, aber man sieht die Spuren überdeutlich. Reste von Gestein, das aus der Erde geholt wurde, türmt sich meterhoch auf den Felsen auf. Es ist faszinierend, diese Gegend auf diese Weise erkunden zu können. Auch wenn ich die Arbeiter damals nicht beneide. Gerade so nah am Meer muss es wahnsinnig gefährlich gewesen sein, nach Erzen zu schürfen.

Auf dem Rückweg kam mir dann sogar ein Reiter und sein Esel entgegen. Früher muss es hier immer so ausgesehen haben.
Es war jedenfalls eine schöne Wanderung, an die ich mich noch heute erinnere.

21.09. Wanderung zum Profitis Ilias, dann zu Panagia Toso Nero und zurück nach Kamares

Ich habe offensichtlich nicht locker gelassen.
Nach der gestrigen Wanderung lief ich auch an diesem Tag wieder.
Nachdem ich den Bus von Kamares nach Apollonia genommen hatte, wanderte ich in Richtung Kavala, bis ich auf den Wanderweg in Richtung Profitis Ilias stieß, der höchsten Erhebung auf der Insel. Natürlich mit Kloster auf dem Gipfel.
Es war gar nicht weit, nur recht steil. Der Weg ist ausgebaut und leicht zu finden.
Oben angelangt waren die Aussichten mal wieder großartig. Ich glaube, dass sie immer wieder variieren. Egal wo man hinwandert, die Insel wirkt immer anders. Wahrscheinlich habe ich viele Motive viel zu oft fotografiert, ohne jedoch jemals die gleiche Stimmung einzufangen. Wieder sah ich Kastro, das vollkommen anders schien als noch vor einigen Tagen. Schon bedeutend, doch nicht mehr als ein weißer Strich auf einem Hügel.
Die Bergwelt hier oben dominiert, und sie ist es, die ich am intensivsten betrachtete. Ich sah gegenüber die Hügelkette mit den Kirchen, die ich an meinem ersten Tag hier erwandert hatte. Sie wirken auch von oben gigantisch. Natürlich anders als in den Alpen, trotzdem nicht weniger pittoresk.
Das Kloster sah ich mir ein wenig an. Einheimische kommen hierher, um Festtage zu begehen. Für alte Menschen ist es sicherlich ein beschwerlicher Weg. Für Jüngere wie mich auch, wenn sie untrainiert sind.

Nachdem ich die Landschaft aufgesogen hatte, machte ich mich auf den Weg nach unten. Dort angelangt merkte ich, dass es eigentlich noch nicht spät war. Also entschied ich mich dafür, den Wanderweg Nummer 6 zu suchen, den ich bald fand. Er führt entlang der Hügelkette zu einigen Kirchen, weg von Apollonia.
Es war ziemlich weit, aber wirklich interessant. Ich passierte einen Bauernhof mit Schafen und auch zwei wild aussehenden Hunden. Die interessierten sich zum Glück nicht für mich, anscheinend laufen Wanderer öfter mal über den Hof. Die beiden Bauern grüßten freundlich. Überhaupt habe ich noch nie einen Sifnoten getroffen, der nicht ein Lächeln auf dem Gesicht hatte. Trotz des harten Lebens scheinen die Menschen sich nicht die Lebenslust verleiden zu lassen.
Nach mehreren Stunden erreichte ich das kleine Kloster Panagia Toso Nero, das ich schon im Jahr zuvor besucht hatte. Es liegt still inmitten der Landschaft, auf halbem Weg zwischen Bergspitze und Meer. Es ist ein nachdenklicher Ort, in dem man auch Schlafstätten findet. Ich habe (nicht auf dieser Reise) mal mit dem Gedanken gespielt, einfach mal nachmittags hinzuwandern, um dort eine Nacht zu verbringen. Ich weiß nicht wieso. Aber diese Kirche ist mysteriös und faszinierend. Bis jetzt habe ich es allerdings noch nicht gewagt.

Nach dem Besuch der Kirche wagte ich den letzten Abschnitt der Wanderung, vielleicht der anstrengendste Teil. Denn ich musste hinauf auf die Bergkette, auf deren anderer Seite Kamares lag. Da ich schon recht erschöpft war, musste ich mir vorstellen, in Kamares einen Iced Latte zu trinken. Oder ein Café Freddo. Ich weiß es nicht mehr. Die griechischen Kaffees können jedenfalls Tote wecken.
Auf dem Scheitelpunkt angelangt, muss man erst einmal in Richtung Apollonia laufen (das man auch wirklich erreichen könnte, im Jahr vorher bin ich die Strecke gelaufen), bevor man den Abzweig nach Kamares erreicht.
Das letzte Stück dann besteht aus einem abenteuerlichen Weg nach unten. Er ist nicht ungefährlich, aber auch kein risikofreudiges Wagnis. In ermüdetem Zustand aber eine kleine Herausforderung.
Endlich dann hatte ich Kamares erreicht und konnte mich in ein Café setzen.
Jetzt, mehrere Jahre nach diesem Erlebnis, scheint es mir farbenfreudiger denn je.
Schön, wenn ich mich erinnere.