Radtour Krios Beach
Es war gestern Abend kein Problem, nach Hause zurückzukommen. Es gab sogar zwei Fähren, wohl unterschiedliche Anbieter. Ich nahm die erste um 17:50, die zwei Euro mehr kostete. Alles in allem war es ein herrlicher Tag, teils wegen der Wanderung, teils wegen des Müßiggangs in Sougia. Ich war dort wirklich zufrieden, hatte einen Espresso Freddo und ließ es mir insgesamt ziemlich gutgehen.
Heute Morgen aber spürte ich den Tag natürlich in den Beinen. Muskelkater. Kein Wunder. Es war eine wundervolle Tortur gestern. Jeden Tag kann ich das noch nicht machen, dazu bräuchte es sicher mehr Training.
Aber das ist noch nicht so wichtig.
Das, was mich gestern noch ein wenig beschäftigt hat, war der Wind. Ich weiß nicht, ob man es schon als Sturm bezeichnen kann, sicherlich nicht, aber er ist ausgesprochen kühl. Ich habe nicht sehr viel Glück mit meiner Ausrüstung, muss ich sagen, mein langärmliges Sweatshirt ist nicht nur zerrissen, es ist auch eigentlich zu dünn. Also kaufte ich im Chinashop doch noch eine Strickjacke. Nicht schön, aber sie wird mir hier in den letzten Tagen helfen.
Heute dann ließ ich es ruhig angehen.
Erst gegen halb elf machte ich mich auf zu einer kleinen Radtour. Ich wollte in Richtung Westen fahren, einfach um mal zu sehen, wie es dort aussieht.
Als ich Paleochora verließ, stellte ich fest, dass die Straße gerade geteert wurde. Es wird sicher einmal ziemlich nobel hier draußen. Ich erreichte irgendwann einen weiteren Campinglatz, weit ab vom Schuss. Wenn man mal wirklich seine Ruhe haben möchte, wäre das genau das Richtige. Er ist auch noch offen, so wie die meisten werden sie entweder gar nicht, oder sehr spät im Jahr schließen. Meinen Beinen ging es wieder gut, offensichtlich muss man sie ein wenig bewegen, um sie wieder fitter zu bekommen.
Jedenfalls hatte ich irgendwann einmal ein Ziel: Krios Beach. Der Name erinnerte mich an den gleichnamigen Strand auf Paros. Also warum nicht? Einfach mal hinfahren.
Nun wurde es doch ein wenig anstrengend. Ich stieg ab und zu ab, um die Steigungen nicht hinauf treten zu müssen. Das Privileg eines Reisenden, der keinen Stolz mehr hat, alles schaffen zu müssen.
Der Strand entpuppte sich als kleine Enttäuschung. Ein schattenloser Kiesstrand, nicht gerade einladend. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, mich hier aufhalten zu wollen. Der Witz aber ist: Hier beginnt der Wanderweg nach Elifanissos. Ein weiterer Strand, der hier als Karibikstrand angepriesen wird. Kann alles sein. Aber ein Strand wird wohl niemals ein Ziel einer meiner Wanderungen sein.
Das erfuhr ich etwas später. Denn ich radelte zurück und besuchte einen anderen. Schön gelegen auf einer Landzunge. Etwas mehr Schatten. Grammeno Beach.
Als ich den Baum erreichte, den ich mir als Schattenspender auserkoren hatte, übrigens mitten in einem FKK-Bereich, was ich vorher natürlich nicht wusste, ging meine Trekkingsandale kaputt. Herrlich. Was ist eigentlich los auf dieser Reise? Muss ich alles ersetzen?
Es hätte mir eine Lehre sein sollen. Diese Sandalen hatte ich schon einmal. Wieder ging ein Gurt ab, der offensichtlich nicht gut genug verklebt ist. Ich konnte mich nicht darum kümmern, also lunchte ich erst einmal. Dieses Mal war ich vorsorgender gewesen und hatte ein Sandwich mitgenommen. Und eine Cola. Ein furchtbares Getränk.
Aber Strände sind nicht meines. Das merke ich wieder einmal. Was macht man hier den ganzen Tag? Entspannen? Vielleicht.
Ich aber hatte nach 45 Minuten einfach genug. Schlafen konnte ich nicht wegen der Cola, länger aufhalten ebenfalls nicht. Also humpelte ich barfuß durch den heißen Sand zurück zum Rad, wo die kaputte Sandale zumindest zum Treten noch funktionierte. Ich hatte also Glück, wäre sie mir in den Bergen kaputtgegangen, hätte ich ernsthafte Schwierigkeiten gehabt.
Im Grunde war das die Beschreibung des Tages. Ruhig und doch halbwegs interessant, fand ich zumindest. Man muss sich auch mal über Kleinigkeiten freuen. Der Westen Paleochoras besteht zu einem großen Teil aus Gewächshäusern. Es sieht fürchterlich professionell aus. Irgendwoher müssen ja die einmaligen Tomaten herkommen, denke ich mir.
Die Sandalen habe ich übrigens auseinandergenommen.
Und denke mir, dass ich sie zumindest versuchen werde zu kleben. Es ist wirklich Murks, von Anfang an. Schlecht verklebt, sodass die Bänder irgendwann abgehen. Jedenfalls kann ich es versuchen. Ob ich ihnen nochmal so weit vertraue, um sie auf eine Wanderung mitzunehmen, glaube ich nicht. Wahrscheinlich muss ich mehr Geld dafür ausgeben. Oder welche bei Lidl kaufen, mit denen ist mir das noch nie passiert (auch wenn ich zehn Jahre dort keine mehr gekauft habe).
Ich überlege übrigens, wie es mit der Reise weitergehen soll. Ich bin an meinem letzten Standort angekommen. Soll ich früher nach Athen übersetzen? Nafplion würde sich als Ziel anbieten. Ich weiß es noch nicht. Vielleicht bleibe ich auch einfach hier bis zur Abfahrt der Fähre Mitte nächster Woche. Aber das scheint mir zu müßig.
Wir werden sehen. Ich muss ja nicht alles sofort entscheiden.