Fahrt in die Toskana

Gestern war Fahrtag. Ich muss gestehen, dass er mir einige Sorgen bereitete, denn ich wollte über den schneebedeckten Apennin. Schon am Morgen herrschten selbst am Meer Minusgrade, aber ich wollte meine Abfahrt nicht länger verschieben. Selbst den Wecker hatte ich mir gestellt, um früh loszukommen, gegen neun war ich auf der Straße. Es lief alles gut, bis Foggia. In der Ferne sah ich die schneebedeckten Hügel, hoffte einen Weg durch die Täler zu finden. Es ist ein bedrohliches Gefühl, auf ein winterliches Gebirge zuzufahren, im Wissen, dass man eigentlich nicht ausreichend vorbereitet ist. Dann begann die Steigung und ich befürchtete das Schlimmste. Schnee lag überall, an den Hängen, in den Bäumen….nur nicht auf der Straße. Die Schneeberge an der Seite jedoch wiesen daraufhin, dass ich meinen Reisetag gut gewählt hatte. Vor zwei Tagen wäre ich keinen Meter weit gekommen, doch gestern war es kein Problem. Das nächste Tal bot dann endgültig den Anblick einer vollkommenen Winterlandschaft. Meterhoch lag die weiße Pracht, stand mir aber nicht im Weg. Selbst einige Pässe waren vollkommen frei, ein Hoch also auf die italienische Straßenwacht. Ich kam schneller voran, als ich mir je hätte träumen lassen. Daher änderte ich mein Reiseziel ständig. Erst das Passieren der Berge, dann Rom, dann die Toskana. In der Hauptstadt stand ich eine Weile im Stau, nutzte dann aber die noch verbleibenden Tagesstunden, um zu fahren. Als die Sonne endgültig untergegangen war, gönnte ich mir eine Pause in Viterbo. Aber auch hier verweilte ich nicht, eigentlich ist der Tag um halb sechs nicht vorbei. Ich wollte weiter, einfach nur fahren. Die Toskana hatte ich längst erreicht, als ich gegen neun feststellte, dass meine Konzentration langsam nachließ. Dank Garmin fand ich einen Stellplatz in St. Quirico. Wie immer nach solch langen Tagen auf der Straße konnte ich nicht sofort schlafen, also entschied ich mich für einen Spaziergang durch den Ort. Was für ein herrlicher Ausklang des Tages. Eine perfekte toskanische Stadt wartete auf mich, mit ihrer ganzen mittelalterlichen Pracht. Ich frage mich, ob ich das nicht schon viel früher hätte machen sollen. Einfach dahin zu fahren, wo ich wollte, nicht die Orte nach möglichen Schlafunterkünften auszusuchen. Mein Sicherheitsdenken stand mir dabei immer im Wege, ich stelle aber fest, dass im Grunde nichts dabei ist, einfach irgendwo zu stehen. Vor vielen Jahren, als ich noch in einem PKW unterwegs war, hatte ich nicht diese Bedenken, habe oft im Auto in der Wildnis geschlafen, ohne mir je Gedanken zu machen, dass mir etwas passieren könnte. Warum sollte das jetzt anders sein? Ich bin immer noch vorsichtig, natürlich. Aber alles muss auch eine gewisse Dimension haben. Mein Sicherheitsempfinden steht mir beim Reisen oft im Weg. Ich muss daran arbeiten.