Fahrt nach La Roque-Gageac

In der Nacht regnete es zwar nicht mehr, dafür aber war es trotzdem enorm feucht. Erst als ich morgens erwachte und daran dachte zusammenzupacken, begann es zu schütten. Es war typisch für Les Eyzies, so kenne ich es. Ich wusste, dass ich das Zelt nicht trocken transportieren würde können, also machte ich mir keine Illusionen. Nach einer halben Stunde hörte es auf, so dass ich damit begann einzupacken. Ich habe es eigentlich recht gut perfektioniert, alle Gegenstände relativ trocken in die wirklich wasserdichten Fahrradtaschen zu bekommen. Auch auf dem Rad ist alles von Hüllen bedeckt und gut geschützt. Nur das Zelt eben, ein Big Agnes Fly Creek übrigens, trieft eigentlich immer. Da es seine letzte Reise sein wird, ist es mir beinahe egal. Es trocknet auch schnell, wenn es erst einmal steht und es nicht all zu sehr regnet.

Tatsächlich stand ich gegen 10:15 abfahrbereit auf dem Platz. Es wird mein letztes Mal hier sein, das weiß ich. Es ist ein schöner Campingplatz. Aber nun ist Schluss. Gemächlich fuhr ich in den Ort und dann auf die Straße in Richtung Sarlat, wo ich nach einigen Hundert Metern nach St. Cyprien abbog. Ich wusste, dass die ersten 10 Kilometer den schlimmsten Teil der Strecke darstellen würden. So war es dann auch, die Steigung begann, die sofort zu viel für mich und mein Rad war. Ich glaube inzwischen wirklich, dass ich mit einem Tourenrad mit 21 Gängen wesentlich besser vorankommen würde. Aber meine sechs Gänge reichen nicht, die Übersetzung ist selbst im ersten Gang zu hoch. Also schob ich, und das sicher drei Kilometer lang. Mir egal, so ist es nun einmal. Es ist ein gutes Training, nicht nur für die Beine. Irgendwann hatte ich das Plateau erreicht, dort war es recht flach, so dass ich wieder aufsteigen konnte. Es ist eine üppige Landschaft, das viele Wasser lässt die Natur explodieren. Wundervolle Sommerwiesen stehen bereits in voller Blühte, überall ist Mohn zu sehen, der keck mit seinem Rot aus dem Grün heraussticht. Das ist das Schöne am Radfahren, man ist langsam genug unterwegs, um das alles aufnehmen zu können.

Wenn es bergauf geht, geht es auch irgendwann wieder bergab. Logisch, oder? Gilt natürlich auch im umgekehrten Fall. So viel Weisheit muss sein.

Mit rasantem Tempo schoss ich also den Berg hinunter, überrascht, St. Cyprien so rasch erreicht zu haben. Wahrscheinlich holt man die Zeit, die man vorher beim Schieben verbraucht hat, bei den Abfahrten teilweise wieder auf. Wieder so eine Weisheit. Auch logisch, oder?

Durch St. Cyprien fuhr ich durch. Wegen des tristen Wetters sah es ziemlich eintönig und grau aus. Ich fand nicht, dass es einen Abstecher wert war. So setzte ich die Fahrt in Richtung Beynac und Domme fort. Manchmal überholten mich Laster, ziemlich beängstigend, wie ich fand. Beynac erreichte ich dann 10 Km später. Ein plus beau village, ganz zu meiner Überraschung, ich hatte das nicht erwartet. Ein weiteres Ziel also für die nächsten Tage. Domme war mit weiteren 10 Km ausgeschildert, ein Ende meiner Etappe war also abzusehen, zumal es seit St. Cyprien keine großen Steigungen mehr gab. Erstaunlich, wie schnell man dann vorankommt. 15-20 Km/h. Ich kam an einem weiteren plus beau village vorbei, Roque, das sich an die Felsen schmiegte und ganz sicher einst die berühmten Höhlenstädte beherbergte, die im Mittelalter für Schutz sorgten. Wahrscheinlich wohnen hier auch seit Jahrtausenden Menschen.

Bald schon erreichte ich die Brücke nach Domme. Den Campingplatz sah ich von der Straße aus. Er war gähnend leer. Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Es wurde kurz darauf zur Gewissheit. Der Platz hat noch gar nicht auf. Ein schlecht gelaunter Bauarbeiter teilte mir mit, dass erst am 10.6. Eröffnung ist. Mist. Aber es gibt hier genügend Plätze. Den ersten ignorierte ich, weil zu teuer. Warum die Franzosen oft Tarife für zwei Personen als „forfait“ anbieten, die Wohnmobil, Auto und was weiß ich noch beinhalten, aber eben auch für eine Person mit winzigem Zelt gelten, ist mir ein Rätsel.

Schließlich fuhr ich in Stück zurück und kam auf dem Platz Le Plage bei Roque unter. Ein schöner heller Platz direkt an der Dodogne. Sehr nett. Der Witz ist: Trotz schlechter Voraussage kam ich trocken an, konnte das Zelt aufbauen, das problemlos trocknete und sogar noch nach Domme zurückfahren, um einzukaufen. Erst als ich gegen späten Nachmittag wieder da war, begann der Himmel wieder die Schleusen zu öffnen. Ohne geht es offensichtlich nicht. Aber es hätte viel schlimmer kommen können.

Leider riss das Zelt noch weiter ein. Vielleicht muss ich es wirklich ersetzen. So ein Mist aber auch. Das geht langsam ins Geld. Vorerst hält es. Aber wie lange? Eine weitere Lasche ist abgerissen, so dass ich befürchte, es nicht mehr richtig spannen zu können. Ohne Spannung, kein echter Stand, ohne echten Stand, keine Wasserdichtigkeit. Aber das ist sowieso so eine Sache.

Morgen beginne ich mit dem Besuch dieser Gegend. Ich bin sehr gespannt.

 

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