Paleochora Ruhetag

Es fühlt sich merkwürdig an.
Ich habe gestern lange überlegt, was ich hier auf Kreta noch machen könnte, aber ich will keine rechte Motivation für irgend etwas entwickeln. Ich habe ein wenig recherchiert, aber alles scheint mir zu fade. Nicht, dass es fade wäre. Es liegt sicher an mir selbst. Hatte ich gestern noch mit dem Gedanken gespielt, heute abzufahren, habe ich diese Idee fallen lassen. Keine Lust. Das muss man sich mal vorstellen.
Nafplion kam mir in den Sinn, dafür hätte ich die Insel verlassen müssen. Das wäre problemlos gegangen. Aber das reizt mich auch gerade nicht.
Es ist, als hätte ich Griechenland als Reiseland durch.
Kann so etwas sein?
Natürlich kann das sein.
Ich habe aber überlegt, worauf ich eigentlich Lust hätte. Und kam auf … nichts. Gar nichts. Ich stellte mir vor, zurück in Berlin zu sein. Darauf habe ich aber auch keine Lust. Oder irgendwo anders.
Vielleicht Italien. Das ginge vielleicht.
Für mich stellt sich grundsätzlich die Frage, wo ich in den nächsten Jahren reisen möchte. Und das ist nicht leicht zu beantworten. Liegt es vielleicht am Alter? Werde ich bequemer? Dann aber müsste ich doch größere Probleme beim Zelten haben. Und das ist nicht so. Ich schlafe auf der Term-a-Rest besser als auf Hotelmatratzen. Vielleicht nicht ganz so tief, aber das liegt an der Umgebung, die auch im Hotel oft nicht still ist.
Na ja, ich werde der Sache nicht vollends auf den Grund gehen können. Interessant ist es schon.
Mir kam jedenfalls der Gedanke, dass mich die Insel selbst ein wenig einengt.
Ich kenne zwar große Teile von ihr nicht, aber trotzdem würde ich gerne herunter. Es ist jammerschade, dass es die Fähre nach Milos (dann Sifnos) nicht mehr gibt, das wäre der perfekte Ausweg gewesen, um festzustellen, ob es eher ein grundsätzliches oder ein emotionales Problem ist. Vielleicht werde ich auch ruhiger. Und möchte weniger unterwegs sein? Vielleicht haben die bislang fünf Wochen ausgereicht. Möglich ist das.

Heute jedenfalls legte ich wirklich einen Ruhetag ein. Kein Wandern, kein Ausflug, nichts in der Art. Ich stand auf, machte lange Yoga, dann, gegen halb elf, radelte ich den Kilometer in die Stadt und legte mich an den Strand, hörte dabei das Hörbuch vom Halbbart weiter. Interessant. Wirklich interessant. Es lässt mich nicht los.
Und das war es dann eigentlich auch schon. Das nächste Highlight war der Besuch des Pita-Restaurants, wenn man es so bezeichnen kann. Nichts Großartiges, nur Lunch und eine Stunde surfen. Von der Bundestagswahl habe ich mich jedenfalls einigermaßen erholt, aber sicher bin ich nicht, dass daraus etwas Gutes folgen wird.
Danach setzte ich mich wieder an den Strand, mit dem Effekt, dass ich jetzt Rückenschmerzen habe. Unglaublich. Was Nächte im Zelt nicht schaffen, bringt eine Stunde Strand im Sand zustande. Ich kann darauf nicht liegen, alles ist verspannt. Ich will es nicht, aber ich werde eine Voltaren nehmen. Vor der Reise hatte ich die Befürchtung, dass ich viele davon brauchen würde, aber es war nicht so schlimm. Ich muss nur das Liegen am Strand vermeiden. Das werde ich ab jetzt berücksichtigen.
Danach war der Tag eigentlich vorbei, ich hörte noch ein bisschen das Hörbuch weiter, radelte zurück zum Campingplatz, trank einen Kaffee, ging wieder zum Strand, dieses Mal der am Platz, hörte noch ein bisschen. So verging tatsächlich der Tag, ohne dass viel geschehen wäre.
Da ich keine Ahnung habe, was ich hier also weiter machen soll, werde ich morgen wirklich abfahren. Erst einmal zurück nach Chania. Und dann werden wir sehen. Ich glaube nicht, dass ich gleich auf die Fähre steigen werde. Aber spätestens am Dienstag. Dann hätte ich noch zwei Tage in Athen/Piräus.
Ich staune ein wenig über mich selbst, über meine derzeitige Fantasielosigkeit. Vor allem in Anbetracht der Auswahl, die mir eigentlich zur Verfügung steht. Ich denke aber, dass es eben die fünf Wochen in einem Land sind, die mich beginnen zu nerven. Das reicht wirklich. Wir werden sehen, wie es weitergeht.
Hier auf dem Campingplatz drehen die Alt-Hippies gerade die Musik auf. Nervig. Ich stelle also fest, dass ich weder hierhin passe, noch zu den Bettenburgen an der Nordküste.
Wenigstens weiß ich jetzt, was ich nicht will.
Das ist schon mehr als heute Morgen.