Schmugglerweg Ettenhausen

Der Urlaub ist vorbei, die Reise kann beginnen. In den letzten Tagen haben Nina und ich einige leichtere Wanderungen unternommen. Auf dem Schmugglerweg haben wir sogar kurz die Grenze Deutschland-Österreich passiert. Auf einen Gipfel haben wir es allerdings nicht mehr gebracht. Als Fazit kann ich aber sagen, dass es durchaus ein erfolgreicher erster Wanderurlaub war. Insgeheim habe ich ja die Hoffnung, irgendwann mit ihr einmal eine ernsthafte Hüttenwanderung von mehreren Wochen Dauer zu unternehmen. Aber eines nach dem anderen.
Heute Morgen habe ich Nina jedenfalls erst einmal zum Flughafen in München gebracht. Wir kamen gut durch, so dass ich sie viel zu früh absetzte. Aber besser als zu spät, Denn als ich die gleiche Strecke zurückfuhr, staute sich der Verkehr auf der Autobahn um München herum in beiden Richtungen auf ca. 10 Kilometer Länge. Ich werde es nie begreifen. Wir haben in Deutschland mehr Autobahnkilometer pro Kopf als irgendjemand sonst und dennoch geht es selbst an einem Sonntag nicht zügig voran. Ich habe ja die Vermutung, dass Baustellen strategisch so platziert werden, dass es immer wieder zu Staus kommt. Damit kann man dann immer neue Straßen rechtfertigen und auch der Automobilindustrie ist geholfen. Wenn wir schon bei den Verschwörungstheorien sind…

Ich sah es heute allerdings gelassen, humpelte mit der Transe auf die nächste Raststätte, weil ich partout nicht entscheiden konnte, in welche Richtung ich eigentlich fahren wollte. Die Schweiz fällt leider aus. Der Franken steht so hoch im Kurs und die Schweizer Camppingplatzbetreiber sind so kreativ im Erfinden von Sondertaxen, dass sich ein Besuch meinerseits nicht rechnet. Es ist eben ein Land für Reiche und dazu gehöre ich nun einmal nicht. Ich zog daher alles andere in Erwägung, was auf dem Weg liegen konnte. Osten, Westen, Süden – nur in den Norden wollte ich nicht. Eine Stunde lang habe ich mir die Landkarte angesehen, Ungarn, Österreich, Italien, sogar Avignon habe ich in Garmin eingegeben, aber eher aus spaßhaftem Interesse. So weit will ich nämlich nicht fahren. Und da liegt bereits die Krux. Ich möchte mich in den nächsten Wochen eher auf eine Gegend/Land konzentrieren. Das heißt nicht, dass ich nicht reisen werde, aber eher intensiver. Das ist schließlich eine Quintessenz meiner Europa-Reise, weniger ist oft mehr.

Hin und her überlegte ich. Es war ganz sicher nicht leicht. Letztlich ging ich zur Tankstelle und kaufte eine 10-Tage-Vignette für die Autobahn in Österreich. Danach stürzte ich mich wieder in den Stau, der sich nur langsam auflöste, so dass ich erst gegen halb zwei auf einem Campingplatz 40 Kilometer vor Innsbruck ankam. Ich habe also eigentlich meine Entscheidung etwas vertagt, wenn auch eingeschränkt. Denn noch immer kann ich von hier in die Schweiz, aber auch nach Italien. Vielleicht sogar noch nach Wien, wenn ich es wirklich möchte.
In jedem Fall wird es spannend. Es ist das erste Mal, dass ich wieder wirklich allein unterwegs bin. Und ich spüre, wie sich das Gefühl der Freiheit einstellt, die grenzenlose Befriedigung, dass ein unbekanntes Land vor mir liegt und ich aus welchen Gründen auch immer Zeit habe zu reisen. Und das nötige Kleingeld. Fragt nicht warum, aber es ist einfach so. Noch gestern war ich ein wenig entmutigt, weil mir eine Inspiration zur Reise fehlte. Doch so etwas brauche ich nicht. Einfach hinfahren und das Beste daraus machen. So gefällt mir das ohnehin und so kenne ich es auch nur. Und wieder steht Arbeit an. Der Fortsetzungsroman meiner gotischen Novelle verlangt nach Beendigung und natürlich nach intensiver Überarbeitung. Durch den Stress der vergangenen Wochen bin ich noch nicht ganz soweit, wie ich sein wollte. Aber auf dem besten Wege dahin.
Somit steht also meiner Schreib-Reise nichts mehr im Wege