Le Bugue

Als ich aus dm Zelt stieg, begrüßte mich eine geschlossene Wolkendecke. Dabei war es nicht kalt, trotzdem lag den ganzen Tag ein Hauch von Regen in der Luft. Ich ließ mir Zeit, stellte einige Recherchen an, weil ich noch nicht weiß, wohin ich morgen fahren möchte. Schließlich machte ich mich auf den Weg in die Stadt, um noch ein paar Besorgungen zu erledigen. Letztlich war das auch schon das Highlight des Tages, denn das Wetter drohte von der ersten Minute an. Es begann zu regnen, hörte wieder auf, just in dem Augenblick, als ich mich entschieden hatte, doch vielleicht noch einmal nach St. Cirq zu fahren, tröpfelte es aber wieder. Ich hätte es sicher auch gemacht, wenn ich es nicht schon kennen würde. So aber schien es mir nicht wichtig genug, um dafür eventuell nass zu werden. Also setzte ich mich wieder vor die Mairie und surfte noch ein wenig. Die Nachrichten haben sich kaum verändert, doch der rasante Newscycle geht ein bisschen an mir vorüber, was mir guttut. Es ist letztlich kaum wichtig in diesen Tagen. Vielleicht lenken die politischen Nebelbomben nur vom Wesentlichen ab. Nur dass noch nicht klar ist, was das Wesentliche sein wird. Eines scheint unausweichlich: die Nachkriegsordnung, wie ich sie kannte, löst sich langsam auf. Daraus muss nicht unbedingt etwas Schlechtes entstehen. Europa hat sich viel zu lange auf die einst großen Mächte wie Russland und die USA verlassen, die beide kaum noch die Namen „Großmacht“ verdienen. Die Vereinigten Staaten ziehen sich im Grunde nicht erst seit Trump zurück. Schon unter Obama muss jedem klar gewesen sein, dass wir keinesfalls enge Verbündete sind, es vielleicht nie waren. Freunde späht man jedenfalls nicht aus. Unter Trump allerdings hat der rapide Verfall der Beziehungen eingesetzt. Für mich werden sie sich nie wieder kitten lassen, zumindest nicht in dem Maße wie noch vor einigen Jahrzehnten. Es ist Europas große Chance, endlich aus dem Schatten zu treten. Ich bin ein großer Freund des immer näher Zusammenrückens, gerne auch in militärischer Hinsicht. Aber das dürfte niemanden überraschen.

So saß ich auf meiner Bank, gab mich einigen Gedanken hin, während ich die Nachrichten überflog. Eigentlich gab es wirklich kaum etwas Neues.

Danach kaufte ich noch die letzten Dinge, die mir noch fehlen. Mein Gepäck dürfte ziemlich angeschwollen sein. Ich habe schon in Bordeaux einen Dreiviertel KG Zucker gekauft. Was macht es für einen Sinn, alles in Leichtgewicht-Version zu kaufen, wenn ich ein Dreiviertel KG Zucker durch die Gegend kutschiere? Aber diese Frage stelle ich erst in Hinblick auf meine heutige Tour, über die ich erst morgen schreiben werde. Alles so eine Sache. Die neue Gaskartusche brauchte ich hingegen, meine alte ist schon sechs Tage alt, die wird bald leer sein.

Ich weiß nicht, wie der Tag letztlich herumging. Passiert ist eigentlich nichts. Trotzdem war mir nicht langweilig.

Ich kann es kaum fassen, dass ich schon wieder eine Woche unterwegs bin. So wirklich aus dem Dunstkreis der alte Reise von vor zwei Jahren bin ich bis jetzt nicht hinweggekommen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, morgen nach Les Eyzies zu fahren, aber was soll ich dort? Eine Woche war ich vor zwei Jahren hier, da kenne ich also jeden Stein. Naja, fast jeden. Rouffignac scheint mir zu weit vom Schuss, also möchte ich nach St. Leon sur Vézère. Ich bin gespannt auf meine erste echte Radetappe. Es scheint nicht so weit zu sein. Warten wir es ab.

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