Rückreise Berlin

Puh, das war eine interessante Reise zurück.
Nicht schön, aber besonders.
Am Tag zuvor hatte es geregnet, um es einmal harmlos zu formulieren. Über 80 Liter pro m² sind heruntergekommen, innerhalb weniger Stunden. Das waren zwar nicht die schlimmsten Regengüsse, die Athen je erlebt hat, aber trotzdem beeindruckend. Und mit Auswirkungen auf den Rückreisetag.
Der begann um halb drei Uhr morgens. Ich hatte extra viel Zeit eingeplant. Abends natürlich gepackt, war ich nach einer kurzen Yogasession bereit zum Aufbruch, wollte den Bus zum Flughafen um 3:50 von Piräus aus erreichen. Auf diese Weise hätte ich genug Zeit, am Flughafen das Fahrrad einzupacken.
Es kam natürlich anders.
Um halb vier also stand ich rechtzeitig an der Bushaltestelle. Sicher ist sicher.
Das Wetter war feucht, es regnete erst ein bisschen, später dann weniger.
Es war zehn vor vier. Dann vier. Kein Bus zu sehen.
Die Straße vor mir war etwas überschwemmt, jeder vorbeifahrende PKW spritzte mit Wasser.
Ich setzte mich auf das Rad und fuhr zum Karaiskaki Platz, von wo aus die Busse abfahren sollten. Aber dort war auch niemand. An der Metro, mein nächstes Ziel, war auch nichts los. Alles war abgesperrt.
Ich fuhr also wieder zurück zur Haltestelle am Platz Orologio. Keine Ahnung warum.
Der nächste Bus sollte um 4:30 Uhr abfahren.
Auch der kam nicht.
Langsam wurde ich unruhig. Die Stadt um mich herum erwachte langsam, wenn man das so bezeichnen kann.
Einzelne Cafés öffneten, trotzdem war es ziemlich still. Dann kam der Regen. Sturmböen von der Seite. Ich war recht schnell nass. Zum, Glück hörte es nach zwei Minuten wieder auf.
Ich kann kaum beschreiben, wie ich mich fühlte. Einsam. Das auf jeden Fall. Und etwas verwirrt. Warum fuhren die Busse nicht?
Ich radelte wieder zum Karaiskaki Square. Fünf Uhr. Der nächste Bus durfte nicht ausfallen. Ich fragte einen anderen Busfahrer in seinem Fahrzeug, ob der Bus überhaupt noch kommen würde. Ich glaube, er wusste es nicht genau, bejahte meine Frage aber.
Fünf Minuten vor fünf hielt ein Taxi an der Haltestelle und eine junge Frau stieg aus, stellte sich mit einem Koffer neben mich.
Ich kann gar nicht sagen, wie erleichtert ich war. Zwar wusste ich nicht, ob der Bus fahren würde, aber wenigstens war ich nicht mehr alleine in der Annahme, dass ich hier eine Möglichkeit finden konnte, zum Flughafen zu kommen. Ich sprach kurz mit ihr, sie meinte, dass der Bus sicher gleich kommen würde.
Aber das geschah natürlich nicht. Ein Taxifahrer, den sie anhielt, teilte ihr mit, dass viele Straßen aufgrund der Überschwemmungen von gestern noch gesperrt sind. Er wusste aber auch nicht, ob der Bus überhaupt kommen würde.
Auch bot er an, uns für 45 Euro zum Flughafen zu fahren.
Die junge Frau und ich tauschten uns kurz aus. Ich war mittlerweile so weit, dieses „erhöhte Beförderungsentgelt“ in Kauf zu nehmen.
Ich faltete das Rad zusammen, nachdem ich die Taschen abgenommen hatte, alles wurde verstaut und wir waren auf dem Weg. Es war anfangs eine langsame Fahrt. Wieder kamen wir am Museum für Moderne Kunst vorbei. Das scheint eine Art Anziehungspunkt zu sein. Auch das Kulturzentrum, das ich zwei Tage zuvor besucht hatte, passierten wir.
Irgendwann erreichten wir die Autobahn. Und dann ging es ganz schnell. Um sechs also stand ich endlich am Flughafen. Das Packen des Rades ging schnell, ich wusste ja jetzt, wie ich es machen konnte. Die beiden Fahrradtaschen dienen als Reifenschutz. Der Schlafsack als Polsterung. Es ist nicht sehr elegant, weil die Tasche immer umzufallen droht. Aber Eleganz ist nicht wirklich gefragt.
Im Grunde endet meine Reise hier, denn es ist nichts weiter geschehen. Der Flug ging pünktlich, ich war um halb elf in Berlin, nahm das Gepäck am BER in Empfang, wobei zum Glück das Chaos ausblieb, das ein paar Tage vorher noch geherrscht haben muss. Es gibt anscheinend nur acht Gepäckbänder am Flughafen. Das reicht anscheinend hinten und vorne nicht. Interessant. Mal sehen, was passiert, wenn die Coronakrise vorüber ist. Und die Leute wieder hemmungslos reisen.
Egal, das sollte an diesem Tag nicht mein Problem sein.
Auch die S-Bahn fuhr wieder, die Streiks von vor sechs Wochen waren vorbei, sodass ich gegen zwölf die Wohnung erreichte.
Es war eigenartig, wieder hier zu sein. Ich brauche immer ein paar Tage, bis ich angekommen bin. Jetzt, zwei Tage später, geht es allmählich. Natürlich ist hier jetzt Herbst. Die Temperaturen sind standardmäßig zwar noch zweistellig, aber gerade so. Es ist nicht unbedingt ein Schock. Eigentlich wie immer, wenn ich aus Griechenland wiederkomme.
Ich blicke nicht gerade sehnsüchtig auf die Reise zurück. Sie war interessant, so würde ich sie beschreiben. Nach dreieinhalb Jahren Reiseabstinenz in jedem Fall notwendig. Aber ich weiß nicht, ob ich nochmal dort reisen möchte. Urlaub machen? Ja. Aber reisen?
Vielleicht doch lieber Frankreich, Spanien oder Italien.
Doch das sind unwürdige Vergleiche. Jetzt werde ich erst einmal diesen Blog veröffentlichen, die Fotos sortieren und die Texte redigieren.
Und dann, in ein paar Wochen, nach vorne blicken.