Catania
Es war ein ruhiger Tag. Ausschlafen war angesagt. Warum auch nicht? Ich hatte nichts Besonderes vor, gönnte mir daher etwas Ruhe. Ich hatte vor, etwas einzukaufen, was grandios fehlschlug, weil Sonntag war, ein Umstand, den ich völlig ignoriert hatte. Zwar haben die Geschäfte vormittags geöffnet, aber ich ging natürlich erst nachmittags. Typisch. Also putzte ich noch ein wenig, war wieder einmal erstaunt, wie dreckig meine fahrende Einzimmer-Wohnung innerhalb der letzten beiden Tage geworden ist. Wahrscheinlich müsste ich jede Woche sauber machen, beschließe aber, dass mich das in meiner Lebensqualität zu sehr einschränkt, zumal ich Schmutz nur zu sehen scheine, wenn ich mich in Nina hinein versetze. Wahlweise auch jemand anderen. Da ich das aber selten tue, bleibt mir der Anblick von Dreck erspart, den ich bis zur Unkenntlichkeit ignorieren kann. Heute aber ist der Camper sauber, so sauber wie noch nie.
Die Fahrt zum Flughafen stellte sich als kurze Geschichte heraus. Nur wenige Kilometer entfernt liegt er direkt vor der Stadt. Parken war auch kein Problem. Die Plätze am Flughafen kosten nicht viel. Allerdings befinden sich zahlreiche Möglichkeiten direkt davor, obwohl bei mir immer auch ein schlechtes Gewissen dabei ist, weil ich immer befürchte, jemand könnte sich an meinem Zuhause vergreifen. Eigentlich ist es die Unruhe nicht wert. Vier Euro für sechs Stunden Parken, das hätte mir die Sache wert sein sollen. Zu spät, ich habe die Preise erst gesehen, als ich bereits fast beim Flughafen war. Nun muss ich die dreiviertel Stunde aushalten.
Ich bin gespannt auf die gemeinsame Zeit mit Nina. Seit ihrem Abflug aus der Türkei sind bereits zwei Monate vergangen, auch wenn es mir wie gestern vorkommt. Vielleicht ist die Zweisamkeit eine andere Dimension, die sich nahtlos an sich selbst anschließt, so dass gefühlt keine Zeit vergangen ist. Die Einsamkeit wäre es damit auch, nur dass ich das nicht recht beurteilen kann, weil sie dieser Tage zu selten durchbrochen ist. Es kommt mir jetzt wirklich so vor. Es ist wie ein anderes Leben, das eine ganz andere Person lebt. Ein Schattendasein. Aber sind wir nicht alle auf die eine oder andere Art gespalten? Ich jedenfalls kann mir das eine ohne das andere nicht vorstellen. Immer einsam sein wäre nichts, immer zusammen sein ebenfalls nicht. Um das gesunde Mittelmaß werde ich mich kümmern müssen, wenn ich wieder zurück in Berlin bin. Denn dass das nicht die letzte Reise dieser Art war, weiß selbst ich bereits. Gerade erst habe ich an dieser Welt geschnuppert.
Aber jetzt werde ich erst einmal diese Woche genießen, bevor ich mich diesen ernsten Gedanken widmen werde. Just in diesem Moment landet Flieger.