Mondello
Der gestrige Abend war zwar nicht ganz so feucht-fröhlich, aber sehr lang. Erst um zwei war ich im Bett, so dass ich froh sein konnte, um neun aufzuwachen. Ich überlegte, was ich machen wollte. Noch immer stand das Museum im Raum, doch der Rough Guide teilte mir mit, dass auch das Museum bereits früh zumachen würde. Ich sah mich auch heute nicht in Palermo, beschloss, dass ich genug habe von der sizilianischen Hauptstadt. Man muss beim Reisen auf diese Feinheiten achten. Wenn es genug ist, ist es genug. Zwar wollte ich noch nicht abfahren, doch mir stand der Sinn nach etwas Ruhigerem. Also entschied ich, nach Mondello zu fahren. Mondello ist das, was Brighton für London ist, die Ausgehmeile am Wasser, so hörte es sich zumindest an. Der Weg dorthin stellte sich wieder als schwierig heraus. Zwar sind es nur ca. 5 Kilometer, doch der direkte Bus fährt nur alle 80 Minuten. Ich hatte ihn fortfahren sehen, keine Chance also zu warten. Ich lief nach Tommaso Natale, um dort einen direkten Bus nach Mondello zu nehmen. Es war nicht sehr weit, aber ich verbrachte mehr Zeit damit, die Anschlüsse zu suchen als mir lieb war. Irgendwann fand ich eine Bushaltestelle mit einer vielversprechenden Nummer. Und das Schönste war, dass ich nicht lange warten brauchte. Nach fünf Minuten kam er. Trotzdem hat die Fahrt insgesamt viel zu lange gedauert. Sicher an die 90 Minuten, was mich nachdenken ließ, ob ich nicht doch auf den direkten Bus hätte warten sollen. Zu spät.
Mondello entpuppte sich als recht müde Angelegenheit, eben gar nicht mit Brighton vergleichbar. Viele Fastfood-Restaurants, aber ein schöner Strand. Leider schlug das Wetter in dem Augenblick um, als ich ankam. Hatte vorher die Sonne prall geschienen, war es plötzlich bedeckt und kühl. Es scheint nicht meine Zeit zu sein. Ich blieb trotzdem eine Weile, ging am Meer spazieren, erfreute mich an den Wellen. Sogar eine Art Pier sah ich, was mich ebenfalls an Brighton erinnerte, auch wenn diese Version hier wesentlich kleiner und vor allem abgesperrt war. Nach zwei Stunden hatte ich genug, da wieder kein Bus kam, beschloss ich, die gesamte Strecke zurückzulaufen. Der Bus überholte mich natürlich irgendwo zwischen zwei Haltestellen. Selbst schuld. Auch war es kein schöner Weg, es stank und war reichlich zugemüllt.
Am Abend kam es zu einer folgeschweren Entscheidung. Leon und Inge, das holländische Pärchen, mit dem ich in den letzten Tagen so viel gefeiert hatte, baten mich um den Lonely Planet für Tunesien, weil ich nicht fahren möchte. Ich zögerte keine Sekunde, verschenkte den Reiseführer. Erst etwas später wurde mir bewusst, dass ich damit endgültig entschieden habe, nicht weiter zu fahren. Vielleicht ist es gut so. Ich glaube jedenfalls, keinen Fehler gemacht zu haben. So wird der Lonely Planet bestens genutzt und verstaubt nicht im Regal in Berlin. Das ist doch schön.
Somit geht ein sehr ruhiger Tag zu Ende. Morgen fahre ich weiter, bald ist die Insel umrundet. Erst einmal kommt jetzt Nina am Sonntag, alles andere werden wir dann sehen. Im Moment fühle ich die Trauer über das nahende Ende der Reise, doch will ich mich dem nicht hingeben. Noch kann ich so vieles sehen und entdecken.
Und vielleicht auch noch die eine oder andere Seite meines Romans schreiben. Das liegt mir viel schwerer auf der Seele.