Voll ungewohnt

Gestern also habe ich das erste Mal versucht, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Ich hatte schon einmal vor ein paar Tagen darüber geschrieben.
Ich verbringe zu viel Zeit vor dem PC, auch wenn ich nicht daran arbeite. Meistens surfe ich unnütz in der Gegend herum, habe am Abend entzündete Augen und weiß eigentlich nicht, was ich den ganzen Tag gemacht habe.
Aus diesem Grund habe ich diese Woche ein paar Tage Urlaub. Wenn ich morgens fertig bin mit einem Review der Tagesnachrichten und mit meinem Blogeintrag, möchte ich den PC abschalten.
Und das habe ich gestern das erste Mal getan. Es war eine wahrhaft merkwürdige Erfahrung. Gegen halb elf war ich wirklich mit dem, was ich tun wollte, fertig. Dann habe ich es aber anderthalb Stunden nicht über das Herz gebracht, meinen Plan wirklich durchzuziehen. Ich saß vor dem PC und konnte mich nicht entschließen, ob ich ihn abschalten sollte oder nicht. Was sollte denn nur aus mir werden? Oder dem PC? Oder aus der Welt, wenn ich nicht verfolgen konnte, was denn nun passierte? Was wenn ich etwas Wichtiges verpassen würde? Nicht auszudenken.
Hört sich lustig an, aber im Grunde trifft es das ziemlich gut. Ich erlaubte mir, noch ein wenig herumzusurfen, dann aber, gegen Mittag, machte ich das Undenkbare.
Der PC fuhr herunter.
Da saß ich dann, vor einer schwarzen Mattscheibe. Und bemerkte, wie unaufgeräumt mein Schreibtisch aussah.

Plötzlich hatte ich Zeit. Zeit, die ich füllen konnte. Die ich füllen musste, denn es fühlte sich komisch an.
Also tat ich, was man eben so tut, wenn man Urlaub macht. Ich wendete mich anderen Tätigkeiten zu. Schon seit Monaten, ach was, Jahren, möchte ich ein neues Badmöbel bauen. Vor vielen Monden habe ich bereits ein selbst gegossenes Waschbecken aus Beton mit Marmor-Mosaik belegt. Was immer fehlte, war ein Unterschrank. Und den habe ich durchgeplant.
Der anschließende Besuch im Bauhaus war nicht besonders angenehm, weil viel zu viele Leute anscheinend die gleiche Idee hatten. Es war unglaublich voll.
Wenigstens musste ich an der Holztheke nicht lange anstehen, meine Bretter konnte ich zugeschnitten schnell mitnehmen. In den nächsten Tagen werde ich also damit beginnen, das Holz zu lasieren. Und zu schleifen. Und wieder zu lasieren. So wie ich es in den letzten Jahren so oft gemacht habe, meistens im Garten in Brandenburg. Aber auch hier in Berlin. Eine gewisse elegante Rustikalität in der Wohnung ist schon jetzt kaum zu übersehen.

Ich hatte danach trotzdem wieder Zeit. Also putzte ich die Küche. Auf was man alles kommen kann, wenn man keinen PC mehr hat. Eine sinnvolle Tätigkeit. Kaum zu fassen. Auch war alles ruhiger, keine Hetze, ich fühlte mich einfach ziemlich ausgeglichen.

Zu allem Überfluss aber streikte dann nachmittags unserer treuer Robi, der Saugroboter. Und Ehefrau Nina (und auch ich) stellten fest, dass ein Leben ohne dieses Gerät im Grunde sinnlos ist.
Bevor ich einen Neuen bestellen wollte, würde ich versuchen, das Ding zu reparieren. Zu diesem Zweck aber musste ich den PC einschalten, es war gegen 17 Uhr. Ich muss gestehen, dass ich nicht unglücklich darüber war. Das Internet ist schon eine unglaubliche Informationsmaschine. Natürlich gab es auch andere Menschen, die mit dem Gerät die gleichen Probleme gehabt hatten. Und die auf Youtube minutiös beschrieben haben, wie man den Robi (wahrscheinlich heißt er bei anderen anders) reparieren kann. Also nahm ich ihn auseinander, verlor eine Schraube (Standard), suchte sie, fand sie nicht, vertagte das Problem der Schraube auf später und machte erst einmal weiter.
Ich tat fast alles so, wie es in dem Video beschrieben wurde. Und schaffte es danach tatsächlich, den Robi wieder zusammenzusetzen. Nun, die fehlende Schraube fand ich nie wieder, aber es war auch so alles fest genug, fand ich. Frohen Mutes probierte ich das Gerät aus. Ich stand daneben und freute mich.
Dann piepte das blöde Ding wieder. Der Fehler war wieder da.
Ich aber hatte keine Lust mehr.
Morgen war auch noch Gelegenheit, tiefer in das Innere des treuen Saugers einzudringen.

Ich würde den ersten Tag ohne PC als ziemlich erfolgreich bezeichnen. Es ist eine schlechte Angewohnheit, mich den ganzen Tag darauf zu konzentrieren. Trotzdem habe ich es zumindest eine Zeitlang geschafft, ihn abzuschalten. Ich will ihn ja nicht loswerden, denn ich arbeite ja daran. Aber wenn ich mal nicht arbeite, möchte ich nicht die ganze Zeit auf den Bildschirm starren. Das war also zumindest ein guter Anfang.
Und auf dem werde ich aufbauen.
Außerdem habe ich am nächsten Tag noch zu tun. Der Robi wartet.
Aufgeben güldet schließlich nicht.