Voll nahe Einschläge

So, jetzt geht es los.
Der Lockdown beginnt am Mittwoch, also in zwei Tagen. Beschlossen wurde er gestern, am Sonntag. Es hat sich abgezeichnet, da sich zu viele Menschen angesteckt haben. Und zu viele gestorben sind. Der ganze Horror, den wir im Frühjahr in Italien erlebt haben, zeichnet sich hier jetzt auch ab. Die Einschläge kommen dabei immer näher.
Besonders in Berlin, die Stadt, die bislang recht gut durch die Krise gekommen ist. Was mich persönlich immer gewundert hat.
Trotzdem breitet sich Corona jetzt auch hier aus.
Und jetzt hat es auch jemanden erwischt, den wir kennen. Eine Kollegin von Ehefrau Nina und ihr Lebensgefährte sind beide positiv getestet. Ich weiß nichts weiter, aber es soll gesundheitlich schon wieder etwas aufwärts gehen. Im Krankenhaus liegen sie jedenfalls nicht. Es sind Fälle aus unserem näheren Umfeld. Das Virus ist nicht mehr weit weg.
Von daher ist es eine gute Entscheidung, jetzt in den Lockdown zu gehen.

Es ist aber auch eine unangenehme Entscheidung, die Politiker und damit auch wir alle schon viel zu lange aufgeschoben haben. Ich kann es verstehen, denn Weihnachten steht bevor, man möchte Leuten nicht das Fest verderben. Nun aber hat man so lange gewartet und damit genau das erreicht: Weihnachten wird quasi abgesagt. Was man verhindern wollte, geschieht nun wirklich.
Ich empfinde das als nicht so schlimm, aber es wird andere Menschen geben, die es härter treffen wird. Aber alles Gejammer wird nichts helfen. 2020 endet so, wie es beginnen hat: Im Würgegriff der Pandemie, der niemand entkommen kann. Die Möglichkeiten, ihr zumindest aus dem Weg zu gehen, sind die gleichen wie im März. Abstand. Mundschutz. Hygiene. Mehr können wir alle nicht tun, wenn wir persönliche Katastrophen verhindern wollen.

Wir haben übrigens unser erstes Zoom-Essen gehabt, Schwester Franziska und Schwestern-Lebensgefährte Endri haben mit uns am Samstag gegessen. Die beiden in Lausanne, wir in Berlin. Es hat gut funktioniert und war fast so, als ob wir da gewesen wären. Oder sie bei uns.
Ich ahne, dass wir zu weihnachten sehr viel zoomen werden.
Zoom ist hipp. Erzwungenermaßen.

Übrigens noch ein Wort zum Brexit, der ja am Sonntag, also gestern, die angeblich letzte Deadline hätte haben sollen. Ihr merkt es schon am Konjunktiv: Die wurde verlängert. Man hört nicht auf zu verhandeln. Die EU wird es ohnehin nicht tun, auch wenn die Briten längst ausgetreten sind. Das hat mehrere Vorteile: Man lässt sich nicht den Schwarzen Peter zuschustern und außerdem kann es auch nach einem no deal durchaus irgendwann zu einem deal kommen. Vor allem wenn die Briten erst einmal alle Nachteile des Handels unter WHO-Bedingungen erlebt haben, also dem absoluten Minimum an Vereinbarungen den Handel betreffend. Mit Zöllen und Wartezeiten an Grenzen. Und wer mal eine EU-Außengrenze erlebt hat, weiß, dass das kein Zuckerschlecken ist. Ich habe das Mal in Marokko am eigenen Leib erfahren. Drei Stunden hat das gedauert. Und ich war privater Reisender und konnte mit Bakschisch einiges erreichen. Die LKW-Fahrer standen teilweise tagelang.
Viel Spaß damit.

Aber noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Vielleicht wird das auch nie geschehen. Alles fließt. Und wird sich auch wieder beruhigen.