Voll Freiheit

Die Quesadillas gestern waren gut. Ein wirklich einfaches Rezept, das schnell zubereitet ist, wenn man das Fladenbrot bereits hat. Da ich es gestern selbst gemacht habe, hat es etwas länger gedauert. Trotzdem, das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

Bevor dieser Blog jetzt zu einem Küchen-Blog mutiert, ist es Zeit, wieder zum Thema zu kommen.
Immerhin geht es hier um den Coronavirus. Und dessen Umgang damit, wobei ich denke, dass ein paar einfache Rezepte schlichtweg dazugehören. Zumal so etwas auch ein kleines Hobby von mir ist. Ein bisschen Lebenskünstler müssen wir in diesen Tagen alle sein.

Aber ich möchte heute über etwas anderes sprechen.
Wir haben heute die Zahl 15 erreicht. Das ist signifikant.
15. Am Anfang stand diese Ziffer bei zwei. Später drei.
Es ist die Zahl der Tage, in denen sich die Zahl der Infizierten verdoppelt. Wir können ab heute also sagen, dass wir die magische Ziffer von zwei Wochen erreicht haben. Somit ist das Wachstum der Corona-Fälle nicht mehr exponentiell. Die Kurve flacht sich ab, und das ziemlich rasant.
Weshalb ist das bedeutend?
Vor ein paar Wochen hat unsere Kanzlerin die schwerwiegenden Maßnahmen, die uns alle betreffen, mit der Botschaft verkündet, dass wir es schaffen müssen, die Zahl der Verdoppelung von Neuinfektionen auf zwei Wochen zu begrenzen. Nur so könnten wir es schaffen, unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten.
Seit gestern also haben wir diesen Meilenstein erreicht.

Was ich nun fragen möchte, ist Folgendes: Und nun? Was sind die Konsequenzen daraus?
Ich mache mir natürlich Gedanken darüber. Auch darum, was die scharfen Maßnahmen für uns alle bedeuten. Dabei gibt es so viele Aspekte zu betrachten, die ich im einzelnen nicht alle aufzählen kann. Ich kann mir aber um Teile davon Gedanken machen.

Für mich persönlich steht die Freiheit im Mittelpunkt meiner Existenz. Vor einigen Jahren habe ich sie mir sogar auf meinen Unterarm tätowieren lassen, natürlich auf französisch, man ist ja kultiviert. Über diesen Begriff denke ich viel nach. Dabei geht es natürlich nicht nur um meine individuelle Freiheit, auch die meines Nächsten und die der Gesellschaft muss ich dabei betrachten. Eines jedoch scheint mir sicher: Nur in einer Demokratie wie der unseren, so wenig perfekt sie auch sein mag, habe ich den unbeschreiblichen Luxus, überhaupt darüber nachdenken zu können.
Der Virus ist jetzt, in diesem Augenblick, in diesem Gedankengang, mein absoluter Feind. Denn er steht meiner persönlichen Existenzgrundlage, der Freiheit an sich, komplett entgegen.
Er nimmt mir die Möglichkeit, mich frei zu bewegen. Er nimmt mir Horizonte. Liebgewonnene Gewohnheiten. Er nimmt mir die Möglichkeit, Freunde zu treffen oder auch nur ins Kino zu gehen. Ich kann nicht reisen, nicht einmal in meinen Garten kann ich fahren.
Ist das schlimm?
Zu einer anderen Zeit wäre es unerträglich, es wären Freiheiten, für die ich meine Gesundheit opfern würde, stünde jemand oder eine Partei ihnen im Weg.
Im Moment aber ist da nur der Virus. Wie soll ich den bekämpfen? Klar, auch dem kann ich mich mit meiner Gesundheit in den Weg stellen. Nur wäre das eine Dummheit ersten Grades.
Und trotzdem halte ich den Zeitpunkt für gekommen, die Demokratie endlich wieder einzuschalten.
Was meine ich genau?
Wir hatten in den letzten Wochen eine Art Notstand. Länderchefs wurden diktatorische Möglichkeiten gegeben, sie konnten ihre Bundesländer verwalten, wie es ihnen gefiel. Sie konnten Leuten befehlen, zu Hause zu bleiben. Sie konnten Geschäfte schließen, Restaurants und Cafés. Und dabei Strafen aussprechen.
Ich sage dabei mit keinem Wort, dass ich das nicht unterstützt habe. Der Virus und seine unbestrittene Tödlichkeit gaben uns keine Zeit für lange Diskussionen.
Alles aber geschah unter der Prämisse, dass wir die Verdoppelung der Infektionszahlen auf vierzehn Tage begrenzen.
Das ist geschehen.
Und nun müssen wir langsam damit beginnen, den demokratischen Prozess wieder in Gang zu bringen.
Länderchefs und auch Kanzlerin werden als Regierungen bei uns von den Parlamenten kontrolliert. Es finden Diskussionen statt, die sich am Willen des Souveräns, dem Volk orientieren. Und im Idealfall immer das Beste für dieses Volk im Sinne haben. Nach diesen Diskussionen kommt es zu Entscheidungen. Oft schweren Entscheidungen, weil Kompromisse immer schwer sind, die in einer parlamentarischen Demokratie nun einmal immer hart umkämpft sind. Mal gewinnt die eine Seite etwas mehr, mal die andere, niemals aber setzt sich nur eine vollkommen durch. Das ist auch gut so und Teil des demokratischen Prozesses.
Und das ist es, was ich in den letzten Wochen vermisst habe und was wir jetzt dringend wieder benötigen. Wir brauchen die parlamentarische Kontrolle. Die Meinungen, die nicht mit denen der Länderchefs übereinstimmen. Wir brauchen auch die gesellschaftliche Diskussion darüber, wie wir aus dem Lockdown wieder herauskommen.
Das ist die Freiheit, die wir uns wieder nehmen müssen. Und auf die wir auch bestehen müssen.
Die Zeit dafür ist jetzt gekommen.
14 Tage, das war das Ziel.
Haben wir erreicht.
Und nun müssen wir reden.

Das heißt nicht, das wir alles sofort wieder auf Normal-Null stellen müssen. Aber die Debatte darüber muss beginnen.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.