Voll wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass

Was soll ich heute schreiben?
Deutschland ist vorgestern bei der Fußball-EM ausgeschieden und es hat mich kaum interessiert. Bei mir scheint seit 2016 die Luft aus solcherlei Ereignissen heraus zu sein, Luft, die erst 2010 bei der Fußball-WM überhaupt wieder irgendwie „drin“ war. Vielleicht liegt es an Corona, die Massenereignisse wie diese auch vollkommen überflüssig machen. Tatsächlich fanden die Begegnungen vor Tausenden von Zuschauern statt, jetzt kommen die ersten Fans mit der Delta-Variante nach Hause, das wahre Ausmaß wird man wieder einmal erst in ein paar Wochen kennen.
Daher bin ich froh, nicht weiter mit von der Partie zu sein. Auch wenn das ein paar Landsleute anders sehen.

Ansonsten macht der Klimawandel als die drängendste Krise wieder von sich reden. In Kanada werden fast 50 Grad Celsius erreicht, Menschen sterben an der Hitze. In Tschechien gab es letzte Woche einen Tornado (!), kalte und schwül-warme Luft trafen aufeinander. Ganze Dörfer wurden zerstört und das mitten in Europa. Der Grund: die zunehmenden Wetterextreme durch den Klimawandel.
In Süddeutschland liefen aufgrund von Unwettern und Dutzenden Litern von Regen pro m2 innerhalb kürzester Zeit Keller und Unterführungen voll. Und trotzdem scheint das Problem noch gar nicht auf dem Schirm der Meisten angekommen zu sein.
Die Grünen sinken jedenfalls in den Umfragen, die Konservativen steigen. Also diejenigen, die in den letzten Jahren hauptsächlich dafür verantwortlich waren, dass viele Umweltprogramme gar nicht erst beginnen konnten. Der Anteil an erneuerbaren Energien sinkt das erste Mal wieder, weil Wind- und Solaranlagen nicht mehr erneuert werden. Schon wird der Ruf aus der gewissen Ecke nach Kernkraftwerken wieder lauter. Es ist so vorhersehbar.
Was soll ich also an diesem Tag schreiben? Dass Leute/Wähler anscheinend die Umwelt schonen und den Klimawandel aufhalten wollen, dieses aber bitte nicht passieren soll, wenn man auf etwas verzichten muss? Dass es zu viele Autos gibt, zu viel Fleisch gegessen und zu viel gereist wird (nach der Coronakrise wird die Branche wieder rasant wachsen, dessen bin ich mir sicher)?
Manchmal bin ich aufgrund dieser Entwicklung verzweifelt. Es ist wie immer, erst kommt das Fressen, danach alles andere. Dabei ist den meisten Menschen schon bewusst, dass die Klimakrise bedrohlich ist. Allerdings wollen viele eben aktiv nichts verändern. Mit jedem Augenblick aber, den wir warten, wird es schlimmer. Und teurer. Aber das sagen Politiker natürlich nicht. Es ist Wahljahr.
Und die, die es sagen, werden mit sinkenden Umfragewerten abgestraft.
Das ist die Welt, in der wir leben. Eine Welt, in der Dummheit und Bequemlichkeit die Inhalte bestimmen. Aber war es jemals wirklich anders?
Komplex scheint mir das Thema jedenfalls nicht zu sein. Manchmal lassen sich Entwicklungen auf solch einfache Thesen herunterkochen.

So, genug gemeckert.
Morgen ist ein neuer Tag. Vielleicht ein etwas heiterer.