Voll startfrei

So, geschafft. 2020 ist erfolgreich beendet. Nach 365 ist auch dieses Jahr vergangen, wir haben nun 2021.
Geändert hat sich allerdings bislang nichts, was auch nicht zu erwarten gewesen ist. Leider hat sich aber die Stimmung etwas getrübt, denn die Impfung gegen das Virus läuft in Deutschland nur schleppend an. Ich habe heute gelesen, dass die Gruppe u 60 erst ab Dezember 2021 an der Reihe sein wird. Wenn das stimmen sollte, dann wird 2021 so wie 2020. Ich lasse diesen Gedanken gerade nicht zu, weil er einfach zu deprimierend ist.
Aber es ist zu früh, um die Flinte ins Korn zu werfen. Wir werden einfach abwarten müssen.

Heute ist der zweite Tag des Jahres. Neujahrsvorsätze habe ich keine, zumindest nicht wesentlich. Ich möchte gerne auf meine steigende Produktivität aufbauen, mehr schreiben und auch mein Französisch wieder bearbeiten. Mehr habe ich mir nicht vorgenommen.
Ach ja, ich will weniger trinken. Aber das will ich eigentlich immer. Bislang mit mäßigem Erfolg. Wein ist einfach ein solch dramatischer Stresslöser. Gesund hingegen ist es nicht.

Chamissonplatz in Kreuzberg

Da ich mal wieder seit drei Tagen nicht draußen war, entschied ich mich heute dazu, mal eine kleine Runde auf dem Fahrrad zu drehen. Das Thermometer zeigte ungefähr null Grad und ich habe es natürlich fertiggebracht, mich nicht warm genug anzuziehen. Auf dem Rad zählt jedes Grad. Hatte ich vergessen. Und so kalt ist es auch selten. Trotzdem schaffte ich es, an der Tempelhofer Freiheit vorbei, nach Kreuzberg, in die „Altstadt“, also den Teil, der noch mit prächtigen Altbauten ausgestattet ist, die den Krieg überlebt haben. Die Gegend um den Chamissonplatz in der Nähe des Bergmannkiezes. Es war eine Wohltat, mal etwas anderes zu sehen als das ziemlich langweilige Tempelhof. Ein kleiner Stadtspaziergang, der mir guttat. Es ist schon erstaunlich, wie solch ein simples Vergnügen mich aufbauen konnte.

Infotafel über den Maler Kurt Mühlenhaupt

Ich entdeckte dabei eine Tafel, die sich mit dem Berliner Maler Kurt Mühlenhaupt beschäftigte. Ich habe noch nie von ihm gehört, aber die Abbildung eines seiner Werke auf der Tafel erinnerten mich an den Salforder Maler Lowry, ein Künstler, der mich um die Jahrtausendwende nach meinem Umzug nach Manchester ziemlich beschäftigt hat. Ich muss mich auch mit Mühlenhaupt auseinandersetzen. Manchmal trifft man im Leben auf solche Denkanstöße. Ich habe schon lange aufgehört, nach dem Sinn zu fragen, denn es gibt immer einen. Das also war das Geschenk, das mir der heutige Tag bereitet hat.
Ziemlich gut, oder?

Ich lief weiter durch die Straßen. Die Geschäfte hatten alle geschlossen, nicht nur wegen der Pandemie.

Kein leckeres Gulasch im „G für Gulasch“

Um diese Zeit sind sie oft zu, besonders in diesem Teil Berlins. Work-Life-Ballance ist manchmal wichtig, die Berliner verstehen das ganz gut, finde ich. Urlaub muss auch mal für Selbstständige sein. Sonst wacht man eines Tages auf, steht kurz vor dem Ableben und einem fällt ein, dass man ja das eine oder andere noch erledigen wollte. Das wäre dann ziemlich dumm gelaufen, nicht wahr? Etwaige Leute, die sich angesprochen fühlen sollten, könnten mal darüber nachdenken, warum es gerade so im Herzen sticht.

Nach einer halben Stunde im mäßig besuchten Bergmannkiez waren meine Finger gefühlt blau, also radelte ich zurück. Es war gerade kurz nach Zwölf, also noch früh, und doch hatte das Gefühl, etwas Außergewöhnliches unternommen zu haben. Wie sehr doch die Welt in einer Pandemie schrumpft. Unglaublich.
Ich nehme es jetzt so, wie es ist.
Und baue darauf auf.
Denn planen kann ich noch nicht.
Aber ein bisschen träumen schon. Jedenfalls habe ich heute schon mal ein paar Campingplätze angesehen.
Nur so zum Spaß. Oder etwa nicht?
Wir werden sehen.