Voll spaßbefreit

Schon wieder sind ein paar Tage seit dem letzten Eintrag vergangen.
Macht nichts.
Das „Volk“ wird angeblich langsam ungeduldig. Oder die, die sich als „Volk“ wähnen, wahrscheinlich die berühmten 12,6%. Die mit Deutschlandhut.

Es ist immer noch alles surreal. Oder noch mehr als vor den Beschränkungen.
Ich war kurz bei der Post. Also nicht kurz, sondern eine Dreiviertelstunde. Amazon-Bestellung, die nicht so war, wie ich dachte. Es soll mir eine Lehre sein, ins Blaue hinein zu bestellen. Denn nochmal möchte ich nicht so lange warten. Um neun machte die Postfiliale auf, um neun ging ich zu Hause los. Es dauerte drei Minuten, bis ich ankam. Die Schlange wand sich aber schon um die Ecke herum. Naja, dachte ich, muss ja nichts heißen. Die stehen ja alle mit ihren Masken über dem Mund, aber unter der Nase (?!?), in zwei Metern Abstand zueinander. Lange kann das nicht dauern.
So war es dann leider nicht.
Wir alle warteten, geduldig oder nicht, es half ja nichts. Schön war es jedenfalls nicht, nicht nur wegen der vertanen Zeit, auch weil die Stimmung so bedrückt war. Niemand unterhielt sich, alle beäugten den jeweils anderen misstrauisch. Es ist nicht das erste Mal, dass mir das auffällt.
Als ich an der Reihe war, musste ich natürlich noch eine Karte ausfüllen. Und wieder ohne Brille, die zu Hause lag. Ganz ehrlich, ich erkenne auf diese Entfernung nichts mehr. Ich malte also auf der Karte herum, weiß auch nicht, ob ich alles in die richtigen Spalten eingetragen habe. Der Postmitarbeiterin war es egal. Ich hatte ja bezahlt.

Um etwas mit dem angefangenen Vormittag anzufangen, schlenderte ich noch zum Tempelhofer Hafen. Schon unter normalen Umständen ist dieser Ort deprimierend. Nicht einmal C&A hat sich lange gehalten.

Die meisten Geschäfte haben zu. H&M nicht, die haben zumindest einen Teil des Ladens geöffnet. Allerdings nur für Damenbekleidung. Wenn man als Herr/Junge/Mann/Vertreter des starken Geschlechts einkaufen möchte, solle man sich an die Verkäufer/innen wenden. Die holen dann, was man braucht.
Ist das eigentlich schon Diskriminierung? Wahrscheinlich nicht.
Ich schlenderte weiter, traf bald auf die nächste Schlange bei Edeka, konnte einen kurzen Streit zwischen zwei Maskenträgern beobachten. Fast schon komisch. Geht es nicht mal ohne?
Auch hier war die Stimmung mindestens gedämpft. Es ist so still, trotz der relativ vielen Leute. Alle wirken natürlich in sich gekehrt, man könnte auch sagen: depressiv-misstrauisch.
Es fehlt einfach an einem: Spaß.
Man geht doch nicht raus, nur um Dinge zu erledigen. Man sieht, wird gesehen, lächelt, zwinkert, nickt. All das wird gerade maßgeblich unterdrückt. Menschliche Kommunikation kommt zum Erliegen. Und vieles andere gleich mit. Der Spaß am Einkaufen zum Beispiel. Oder die Lust, eine müßige Stunde in einem Café zu verbringen. Selbst der kurze Einkaufsbummel heute war allenfalls beängstigend beklemmend. Hinter den Masken vermute ich natürlich wie immer die gleichen Menschen. Aber lustig ist es momentan wirklich nicht.

Ob das eines Tages besser wird? Um ehrlich zu sein, bin ich nicht optimistisch. Wie sagte ein Virologe neulich? Corona ist ein Marathon, wir sind bei Kilometer vier. Und wirklich geändert hat sich nichts. Die Krankheit ist nach wie vor ansteckend, von einer Herdenimmunität sind wir fast so weit weg wie vor zwei Monaten und ein Impfstoff ist nicht in Sicht. Was soll man also lockern? Und aus welchem Grund? Was ist heute besser als Anfang März?

Um die Sache heute etwas positiv abzuschließen, kann ich mitteilen, dass ich endlich, nach einigen Versuchen, mein Maskendesign gefunden habe, das mir am ehesten entspricht. Schließlich wird das Ding in nächster Zeit zu einem notwendigen Accessoire. Also kann man das auch modisch ansprechend gestalten.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.