Voll Kater

So eine Sauferei hier.
Ich muss ja zugeben, dass wir auch sonst dem Moste nicht abgeneigt sind. Waren wir noch nie. Aber die letzten beiden Wochen schlagen dem Weinfass den Boden aus.
Letzte Woche habe ich extra zwei 5-Liter-Kanister spanischen Rotweins gekauft. Weil wir nicht mehr so oft einkaufen wollen. Und weil Flaschen schwer sind. So dachte ich zumindest. Vorrat also für, keine Ahnung, vier Wochen?
Weit gefehlt, fellow Probe-Trinker.
Schon Montag wurde die erste Mostbox geknackt. Also, das heißt, sie wurde angestochen. Auch nicht, das wäre eine Sauerei geworden. Sagen wir so: Der Hahn wurde gelockert. Und dann laufen gelassen.

Seither läuft es hervorragend, muss ich sagen. So sitzen wir dann abends in der Küche, lassen es uns gutgehen, süffeln vor uns hin, philosophieren über alles Mögliche und schwanken ab und zu zum 5-L-Tetrapack, suchen krampfhaft den Zapfhahn, halten zitternd unsere Gläser drunter, bis das rote Gesöff plätschert.

Ich übertreibe natürlich. Trotzdem ist der Weinkonsum gehörig gestiegen. Versuchen wir sonst irgendwie halbwegs gesund zu leben, Kochen mit frischen Zutaten, als quasi-Vegetarier (ich bin Flexitarier und glücklich, dass es neuerdings solch verrückte Begriffe gibt), viel Obst und regelmäßigem Sport, setzt beim Weinkonsum derzeit der Verstand aus. Und zwar schon bevor wir uns die Köpfe zugeknallt haben.
Das muss ja irgendwie an der Situation liegen. Vielleicht am Lagerkoller. Aber letztlich setzte dieser Zustand schon ein, als die Krise begann. Halten wir im Laufe des Tages noch viel der sonstigen Disziplin aufrecht, scheint sie ab acht Uhr abends (Dinner-Time) vollends verloren zu gehen.

Es schmerzt, aber ab nächster Woche (also nach der ersten 5-Liter-Weinbombe) müssen wir kürzertreten.

Ich habe den Verdacht, dass es eigentlich daran liegt, dass wir es bei den fünf Litern im Grunde auch nur mit einer offenen Packung zutun haben. Mein Marketing-Prof in Frankreich (Colin Clarke, ich erinnere mich) sagte einmal: „An open package is an empty package.“ Er sprach damals von Chips. Genauso gut hätte er von Wein sprechen können. Das merke ich jetzt. Wir werden erst zufrieden sein, wenn der letzte Tropfen gesoffen ist. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Flasche Wein oder diesen 5-Liter-Karton handelt.
Ein Gutes hat die Angelegenheit: Ich habe nicht den 10-Liter-Pack gekauft. Den hätte es nämlich auch gegeben. Wir wären wahrscheinlich irgendwann nach zwei Wochen aus dem Koma erwacht. Und das hätte mit Corona aber auch gar nichts zutun gehabt.

Wie Ihr seht, werden die Themen im Moment immer verrückter. Vielleicht ist es Zeit, mal wieder einen Tag Pause zu machen.

Das Leben ist so ernst. Da gehört Spaß nun wirklich nicht dazu. Zumindest ist das der Eindruck, den ich in diversen Foren bekomme.
Auch so eine Angewohnheit, die ich schleunigst in den Griff bekommen muss.

Also, alles in allem läuft es ganz gut.
Manchmal ein bisschen zu gut.
Aber das entschleunigt sich schon irgendwann.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.