Voll befreiend

Woche eins nach der ersten Impfung!
Tatsächlich fühle ich mich ein wenig schwach, was aber auch an den nicht steigenden Temperaturen draußen liegen könnte. Radfahren kann ich zum Beispiel morgens nicht ohne Handschuhe. Noch immer liegen die Temperaturen nachts nahe an der Gefriergrenze, aber das kann nun wirklich niemand ändern. Ansonsten bemerke ich an mir schon Veränderungen. Natürlich eher geistiger Natur. Die Zukunft bekommt langsam wieder einen Sinn.
An Öffnungsdebatten hingegen beteilige ich mich nicht. Verfrüht und unnütz, wie ich finde. Trotzdem ertappe ich mich dabei, wieder etwas mehr zu planen. Keine großen Aktionen, dazu ist die Lage zu unbeständig und zu unübersichtlich, aber ein wenig nehmen „Ausflüge“ etwas realistischere Konturen an. Ich habe heute morgen virtuell mal nach einem Radweg von Gräbendorf nach Prag gesucht. Nur um mir das alles mal anzusehen. Vielleicht mache ich das sogar mal. Es wäre eine gute Übung für das nächste Jahr, um einfach mal zu erfahren, wie das ist, ein paar Tage auf dem Rad zu verbringen. Vielleicht geht das alles schneller als ich es mir gerade vorstellen kann. Ich werde jedenfalls versuchen, etwas derartiges zu machen. Mal ein bisschen Abenteuer nach nunmehr dreijähriger Abstinenz beim Reisen.

Am letzten Donnerstag ist mir etwas passiert, was mich ebenfalls zu dem Gedanken nötigt, dass ich gerade wirklich beginne, mich immer mehr zu entspannen. Ich erinnere mich an die Anfänge der Pandemie, in denen ich Leuten ohne sie anzusehen auswich. Am Donnerstag aber lief ich einfach in einen Supermarkt hinein. Ich dachte mir nichts dabei. Gar nichts.
Erst ein paar Minuten später fiel mir auf, dass etwas anders war. Zwei oder drei Miteinkäufer hatten mich komisch angesehen. Keine Ahnung warum. Zuerst zumindest.
Dann aber fiel mir auf, dass ich keine Maske trug. Ich hatte sie einfach vergessen. Das ist mir in all den Monaten nicht passiert, nicht ein einziges Mal. Aber jetzt, ein paar Tage nach der Impfung. Dabei denke ich mir, dass wir uns alle viel zu schnell an diese Dinger gewöhnt haben. Um ehrlich zu sein, beinahe panikartig legte ich dann natürlich pflichtbewusst die Maske an. Ich will ja niemanden gefährden, schon gar nicht mich selbst. Trotzdem ist es bezeichnend, dass es mir jetzt passiert ist. Ich spüre schon den Hauch der eigenen Befreiung in Form von Antikörpern im Blut, auch wenn mich deren Entstehung gerade ziemlich ermüdet.

Ansonsten hält uns der kühle Frühling weiterhin davon ab, viel außerhalb der Wohnung zu unternehmen. Das ist natürlich aufgrund der Pandemie vernünftig, aber trotzdem frustrierend. Nicht einmal einen Kaffee konnten wir auf dem Balkon trinken.
Verdammt tragisch.
Aber ich werde es wohl aushalten.