Voll Impfvorteilsdebatte
Ich gebe zu, dass die Debatte schon fast wieder abgeflaut ist.
Keine Ahnung, warum ich nicht vorher schon darüber geschrieben habe, vielleicht weil ich sie für mich als eindeutig eingeschätzt habe. Aber das ist sie nicht, vor allem nicht in Deutschland.
Worum geht es?
Natürlich darum, dass Geimpfte mehr Rechte als Ungeimpfte erhalten könnten.
Für mich ist es ein No-Brainer, denn natürlich müssen wir als Geimpfte irgendwann Grundrechte zurückerhalten, weil wir eben so weit geschützt sind und auch andere kaum noch gefährden. Bislang wird kaum unterschieden, weil kaum noch getestet wird. Denn hier wird sich im Herbst, wenn die vierte Welle wirklich an Fahrt gewinnt, die Spreu vom Weizen trennen. Dann werden wir Zutritt zu Restaurants, Museen, Theatern nur noch bekommen, wenn wir entweder geimpft oder getestet sein werden. Und hier liegt die Chance. Denn durch den Gedanken, die Tests nicht mehr gratis zur Verfügung zu stellen, könnte man durch die Hintertür erreichen, dass mehr Menschen sich impfen lassen. Nichts wirkt so effizient wie der Griff in die Geldbörse. Denn es gibt keinen logistischen Grund mehr, sich nicht impfen zu lassen. Im Augenblick besteht das Problem darin, dass es jetzt tatsächlich mehr Impfstoff als Impfwillige gibt. Es war vorauszusehen.
Die Frage lautet also jetzt: Wie bekommt man die Ungeimpften dazu, sich impfen zu lassen. Alle anderen Fragen nach Lockdowns, Inzidenzen, Rechte für Geimpfte etc. hängen letztlich damit zusammen.
Das Wort „Impfplicht“ fiel ebenfalls oft in den letzten Tagen.
Dazu kann und wird es allerdings nicht kommen. Noch immer können wir in Deutschland selbst entscheiden, welche Medizin wir nehmen wollen und welche nicht. Trotzdem wird das in einigen Wochen dazu führen, dass mehr Druck auf Leute ausgeübt wird, die sich nicht impfen lassen wollen. Meines Erachtens werden es kleine Entscheidungen sein, wie die bereits erwähnten teuren Tests, die wir bislang alle gratis bekommen. Das hat übrigens schon angefangen. Beim Reisen sind schon jetzt häufig PCR-Tests nötig, wenn man irgendwo einreisen will. Diese kosten ca. 70 Euro und sind auch bei der Einreise nach Deutschland wieder fällig (Stand heute), allerdings gelten dann auch Schnelltests. Für Geimpfte gelten diese Regelungen nicht, also haben wir bereits Vorteile, wenn auch nur bedingt. Doch das wird sich ändern, sobald wirklich jeder in Deutschland zumindest theoretisch vollständig geimpft sein könnte.
Ich weiß, dass ich hier spekuliere.
Wir stehen im September vor einem politischen Umbruch, der seine Schatten auch in der Corona-Politik vorauswirft. Merkel tritt ab und auch wenn die Konservativen wieder gewinnen sollten (was ich nicht hoffe), wird ein anderer Kanzler die Politik bestimmen. Durch die Richtlinienkompetenz der Kanzlerin/des Kanzlers hat sie/er also eine gehörige Portion Macht. Das steht auf dem Spiel und das wissen auch die Akteure, weshalb sie im Augenblick keinen falschen Tritt wagen wollen, vor allem nicht in der Corona-Politik. Ich habe dabei den Eindruck, dass sich die Akteure sehr zurückhalten, dass aber nach der Wahl die Weichen neu gestellt werden. Und das ziemlich schnell. Letztlich hängt der Erfolg beim Kampf gegen Corona vom Impfen ab. Und auch davon, inwiefern Geimpfte bevorzugt werden. Denn das wird am Ende der größte Anreiz sein, sich impfen zu lassen. Auch wenn die Impfgegner schäumen werden, was sie aber ohnehin schon machen.