Voll doof
Schwiegermutter Ellen geht es nicht gut.
Schon seit einem halben Jahr quält sie sich aufgrund von Osteoporose mit zerbröselnden Wirbeln herum. Sie zerbrechen einfach. In den letzten Wochen hat bereits der vierte Wirbel nachgegeben. Bei den ersten Malen waren Operationen erforderlich. Jetzt auch. Die Wirbel werden mit Zement gefestigt. Das hilft zumindest gegen die extremen Rückenschmerzen.
Das Fiese an der Angelegenheit ist, dass der Arzt, bei dem sie heute war, meinte, dass die Gefahr bestünde, dass noch mehr Wirbel brechen werden. Solange die Knochendichte nicht besser wird, kann das weitergehen.
Was schon in normalen Zeiten schlimm genug ist, ist zu Zeiten von Corona noch schwieriger. Nächste Woche kommt sie ins Krankenhaus, wird anschließend sofort operiert. Wahrscheinlich ist sie innerhalb weniger Tage wieder draußen. Trotzdem ist es ein Risiko.
Was mich optimistisch stimmt, ist der Umgang der Schlossklinik in Charlottenburg. Schon während der Sprechstunde beim Spezialisten war sie allein im Wartezimmer. Auch wird Schwiegermutter Ellen am Tag vor der OP auf den Virus getestet. So wie jeder andere Patient auch. Es bleibt zu hoffen, dass auch die anderen Vorsichtsmaßnahmen so streng sind. Denn Schwiegermutter Ellen hat auch COPD und ist entsprechend gefährdet.
Ehefrau Nina darf sie letztlich auch nicht besuchen. Doof. Aber vollkommen verständlich. Ich hoffe, dass der allgemeine Öffnungswahn nicht die Kliniken erreicht und dass Besuche aufgrund der Ansteckungsgefahr verboten bleiben. Man spielt nicht mit der Gesundheit der Leute.
Hoffen wir also das Beste. Am nächsten Donnerstag ist es so weit.
Bleibt mir also etwas Zeit, mich bis dahin für ein paar Tage wieder um das Grundstück in Brandenburg zu kümmern. Ich habe mir heute BVG-Tickets gekauft. Seit zwei Monaten war ich nicht mehr in der U-Bahn. Ehefrau Nina hat es am Samstag das erste Mal gewagt. Ihre Beobachtung: Viele tragen Schutzmasken, aber nur über dem Mund, nicht über der Nase. Mal ehrlich. Dann kann man es auch lassen. Überprüft wird so etwas in Berlin sowieso nicht. Trotzdem mache ich es morgen mal. Wir haben kaum noch aktive Fälle in Berlin. Und ich hoffe, dass es nicht wieder losgeht.
Trotzdem denke ich: Wir können uns nicht von Angst regieren lassen. Das heißt nicht, dass wir dumm oder unvorsichtig sein müssen. Wachsam-Vorsichtig, anstatt panisch-ängstlich.
Und immer auf die Fakten achten, von denen wir jeden Tag mehr bekommen.
Daran sollten wir uns orientieren.
Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.