Voll heiß
Ich glaube er kommt.
Jetzt aber wirklich.
Ich hatte es schon oft vermutet, wurde dann aber enttäuscht, genauso wie Millionen andere, die ähnlich gehofft hatten wie ich. Einschließlich Ehefrau Nina übrigens.
Aber jetzt ist er da.
Ich spreche natürlich vom Sommer.
Eigentlich auch wieder nicht, denn der Sommer ist, rein meteorologisch, schon seit Wochen anwesend. Nur hat er sich eben unscheinbar im Hintergrund gehalten. Ab und an hat er vorgelugt, hinter einer (Wolken-)Decke, aber sein Antlitz doch immer wieder verhüllt, wenn es darauf ankam. Eine längere Hitzeperiode hingegen wollte ihm, derweil nicht gelingen.
Und das ist nun anders. Glaubt man den Vorhersagen, wird es nun richtig heiß.
Freue ich mich darüber?
Klar.
Aber wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.
Denn die Hitzewelle, die auf Berlin zurollt, bedeutet auch, dass im Garten in Brandenburg so ziemlich alles leiden wird. Ich bin in diesem Sommer öfter da als sonst, kann also ab und zu gießen. Allerdings bin ich eben auch nicht immer da. Mit Ehefrau Nina habe ich einen Zwei-Wochen-Turnus ausgemacht. Also fahre ich erst in zehn Tagen wieder, dann ist wahrscheinlich die Hitze vorüber und die Trockenheit zumindest nicht mehr ganz so ausgeprägt.
Ich kann aber auch meckern. Oder?
Aber als „Gärtner“ sehe ich Dinge eben auch mal aus einem anderen Blickwinkel. Viel zu lachen hatte ich ja diesbezüglich nicht, denn auch dieser Sommer ist exzeptionell.
Trocken.
Zwar nicht so heiß wie 2018 und 19, trotzdem regnet es wenig.
Der Garten also wird wieder versanden. Ich denke, so viel steht bereits fest. Aber eigentlich macht mir das nicht so viel aus. Rasen empfinde ich sowieso inzwischen als merkwürdige Pflanzengestaltung. Anspruchsvoll und empfindlich, also nichts für einen Garten, der eigentlich so angelegt sein sollte, dass er wenig Arbeit macht.
Pflanzen wie Lavendel, Wein, Salbei, Rosmarin und Thymian hingegen sind dafür prädestiniert, auch bei diesem neuen Klima zu überleben.
Der einzige Nachteil: Ich kann nicht darüberwandeln, wie beim Rasen.
Naja, sei es drum. Ich finde schon eine Lösung.
Jetzt möchte ich jedenfalls den Sommer genießen. Es ist ein Jahr, in dem Pläne sinnlos erscheinen, so dass ich mich besser als sonst auf den Augenblick konzentrieren kann. Und diesbezüglich sind die Aussichten toll. Mittelmeerwetter praktisch. Zwar kein Meer, dafür aber eine Großstadt, die den Sommer liebt. Und hoffentlich nicht so feiert, wie sonst. Denn dann werden wir bald Hotspot für Corona. Das ist uns bislang erspart geblieben, was mich etwas wundert, denn Berliner sind nicht gerade für ihre Vernunft bekannt. Aber vielleicht hatten wir auch Glück. Immerhin sind wir anonym unterwegs, d.h. Social distancing liegt eigentlich in unserer Natur.
Das ist natürlich viel zu pauschal und stimmt auch nicht. Aber eine andere Idee, warum es hier kaum Fälle gibt, kommt mir gerade nicht.
So, genug geschwafelt, es ist fast 15 Uhr und ich habe für heute genug gearbeitet. Finde ich zumindest.
Jetzt setze ich mich bei einem Frappé raus auf den Balkon und grüße mal die Sonne.
Viel Spaß allen an diesen heißen Tagen.
Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.(neue Folgen ab Ende August)