Voll geimpft!

Es ist wirklich vollbracht. Am Samstag vor zwei Tagen haben wir uns impfen lassen. Das zweite Mal. In zwei Wochen haben wir unsere höchstmögliche Immunität erreicht.
Es war etwas anstrengend, weil wir am Tag zuvor dem Tempranillo gefrönt hatten. Ich hatte also einen gehörigen Kater. Auch war es wirklich heiß. Wir mussten lange in der Sonne anstehen, sodass ich, als ich das Impfzentrum betreten durfte, in einem jämmerlichen Zustand war. Zum Glück war Ehefrau Nina dabei, die mir passiv half, mich zu orientieren. Den Papierkram erledigte sie, ich musste nur meinen Perso vorzeigen, schwierig genug, aber am Ende war das alles kein Problem.
Kompliziert wurde es erst, als wir einzeln in die Kabinen zum Impfen gerufen wurden. Die Krankenschwester, die mich begleitete, redete mit mir, aber meine Sinnesorgane wollten mir nicht gehorchen. Alles hallte, blendete, irritierte. Ich glaube, wir sprachen über mein Tatoo am Arm. „Liberté“, sehr passend, mit der neuen Impffreiheit, so in etwa musste die Konversation verlaufen sein, glaube ich. Ich hoffe, dass ich mich nicht zu lächerlich gemacht habe. Die Impfung selbst dauerte mal wieder nur Sekunden. Dann war der Arzt auch schon wieder weg. Vorher aber gratulierte er mir herzlich zur zweiten Impfung. Ich glaube, dass auch die Mediziner froh sind über jeden Vollgeimpften. Jedenfalls wurde ich danach in den Aufenthaltsraum geführt, sollte dort 15 Minuten sitzen. Nach einer Minute fragte ich nach der Toilette. Hier kam es zu einem unangenehmen Missverständnis, denn irgendwer wies mir den Weg nach draußen, ich sollte also gehen. Ehefrau Nina, die 20 Meter weit entfernt platziert worden war, begann mit mir zu diskutieren, aus der Ferne, in einer Art Zeichensprache. Man sah ihr an, dass sie nicht erfreut war, dass ich einfach ging. Ich war aber nicht in der Lage, etwas zu unternehmen. Meine Reaktionen, bestehend aus abwiegelnden und beruhigenden Gesten, verstanden weder Nina noch die Betreuer. Die Geschichte endete damit, dass auch Ehefrau Nina gehen konnte. Aufgeklärt hat sich die Sache nie, aber das war am Ende auch egal. Ich dachte mir, falls ich eine allergische Reaktion haben sollte, wären wir immer noch in der Nähe des Impfzentrums. Oder so ähnlich.
Die Konsequenz aus dieser Geschichte: Sauf nicht vor einer Corona-Impfung. Na ja, keine besonders glorreiche Weisheit.

Danach gingen wir noch picknicken, um die neue Freiheit gebührend zu feiern. Übersetzerin Kristina und Handwerker Klaus waren dabei. Wir saßen am Hohenzollern- Kanal und ließen es uns gutgehen, mit Pizza, Nudelsalat und Kuchen. Auf Wein verzichteten wir, was wohl eine gute Idee war. Ich hatte mich gerade erst leidlich erholt.

Am Ende radelte ich durch die Hitze nach Hause und kam physisch und mental abgeschlafft zu Hause an. Der Grund lag nicht in den Nebenwirkungen, sondern an dem etwas ungesunden Lebensstil in den Tagen vorher.
Am Samstag aber begann es bei Ehefrau Nina. Schüttelfrost und Kopfweh. Auch Handwerker Klaus hatte Fieber. Ich hingegen fühlte mich nur etwas ermattet, am Sonntag jedenfalls, während Ehefrau Nina den Tag im Bett verbrachte, bei 29 Grad mit zwei Decken und Wärmflasche.
Grandios.
Heute, am Montag, bin ich immer noch ein wenig müde, aber es ist nicht der Rede wert. Nina geht es auch schon etwas besser.
Wir haben es jetzt quasi hinter uns. Und haben heute das erste Mal seit einem halben Jahr ein Café besucht.
Hurra, wir kommen wieder.
Das Wetter ist übrigens so schön, dass ich morgen wieder in den Garten in Brandenburg fahre. Und dort an meinem Roman weiterarbeite, obwohl mir noch wichtige Recherchen zum Finanzmarkt fehlen. Aber das Schöne an einem Roman ist, dass er aus so vielen Facetten besteht, dass ich immer an anderen Stellen arbeiten kann.
Die Recherche aber ist unumgänglich. Und nützlich. Weil sie uns auch privat helfen wird. Sobald ich wieder da bin, werde ich mich mit ETFs beschäftigen, unseren zukünftigen Anlagen. Denn es gilt, unser Geld risikolos vor der nun kommenden Inflation zu schützen.
Alles hat also irgendwie einen Sinn, auch das Schreiben eines Romans mit einem etwas trockenen Protagonisten.
Manchmal muss man diesen Sinn nicht einmal suchen, weil es so offensichtlich ist.