Voll stolz

Nach meinem gestrigen Ausbruch möchte ich es heute etwas ruhiger angehen lassen.
Einen Kuchen habe ich zwar nicht gebacken, aber das mache ich irgendwann in den nächsten Tagen. Und dann werde ich auch darüber schreiben. Denn alles hat schließlich einen Grund. Aber abwarten.

Am Samstag habe ich eine Runde über das Tempelhofer Feld gedreht. Es war sonnig, noch nicht sehr warm, genau richtig also für eine flotte Fahrt.
Ich war jedoch nicht nur wegen des Sports da, auch wenn das ein guter Grund ist. Einen Tag vorher hat die Gewerkschaft der Polizei vorgeschlagen, die Parks in Berlin zu schließen. Man sehe sonst schwarz.
Nun, es liegt im Wesen von Polizisten, die Dinge manchmal etwas negativer zu sehen, als sie sind. Daher wollte ich mich selbst davon überzeugen, wie die Berliner auch bei schönem Wetter mit den Maßgaben umgehen, die der Virus mit sich bringt. Die Woche vorher habe ich das schon einmal gemacht. Am Samstag aber war es anders.

Ich begann also meine Fahrt. Es waren nicht viele Leute unterwegs, auf dem T-Damm fuhren zwar Autos, diese Hauptverkehrsader war aber nicht proppenvoll wie sonst. Als ich das Feld erreichte, bekam ich erstmal einen Zettel in die Hand. Keine Ahnung, warum ich zugegriffen habe. Social-Distancing sieht eigentlich anders aus.
Der Zettel wurde von der Aufsicht des Feldes verteilt. Mit den neuen Regeln. Ab jetzt darf man nämlich wieder sitzen. Bislang war nur Sport erlaubt. Und eine Minute ausruhen, aber kein Verweilen. Weil das natürlich Blödsinn war, hat der Senat diese Vorschrift umgewandelt. Ob man nun in anderthalb Metern Entfernung zu jemandem läuft oder sich in gebührendem Abstand auf die Wiese setzt, macht nun wirklich keinen Unterschied.

Es waren wirklich ein paar Menschen unterwegs. Nicht so viele wie sonst, trotzdem nutzten die Berliner das Wetter und die Tempelhofer Freiheit, um Bewegung zu bekommen. Dennoch war etwas anders als die Woche zuvor.
Mehrere Polizei-Wannen sah ich auf Anhieb. Grimmige Polizisten mit Ray-Bans auf der Nase fuhren die breiten Landebahnen des ehemaligen Flugfeldes entlang. Sind diese CSI-Sonnenbrillen eigentlich Einstellungsvoraussetzung? Egal.
Die Berliner ließen sich davon kaum stören. Warum auch? Das Social Distancing funktionierte hervorragend. Sogar das Café-Bike war da. Es verkauft ja sozusagen außer Haus, zum Mitnehmen. Die Schlange war ziemlich lang, aber nur deshalb, weil die Leute zwei Meter auseinander standen. So wie es sein sollte.
Auf der ganzen Fahrt beobachtete ich nur Rücksicht. Das Feld ist auch wirklich groß genug, um sich aus dem Weg gehen zu können. Kein Wunder also, dass die Infektionszahlen in meiner Stadt zurückgehen. So wie offensichtlich im ganzen Land. Warten wir mal Ostern ab, aber ich bin optimistisch. Es soll zwar warm werden, doch wie ich mich überzeugen konnte, haben die Berliner den Ernst der Lage erkannt. Das lässt mich hoffen.

Auf der Rückfahrt kam ich durch den Alten Park hindurch. Statt wie sonst drum herum zu fahren, stieg ich vom Rad und lief hindurch. Ich wollte auch hier beobachten, was sich abspielte. Zu allererst sah ich sie aber wieder. Die blau-weiße Wanne, die sich auf dem schmalen Seeweg entlangschob. Muss das wirklich sein? Können die nicht wie alle anderen laufen?
Wieder egal.
Es gab nichts zu beanstanden. Rücksicht, wo man hinschaute.
Berliner können mitunter ziemlich ruppig sein. Aber wenn es darauf ankommt, maulen sie ein bisschen, machen dann aber Platz.
Ich bin ziemlich stolz darauf.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.