Voll 50.000
Nun also sind die 50.000 voll. Der Blog ist nun so lang wie eine kurze Novelle.
Das ist nicht verwunderlich, schrieb ich doch am Anfang täglich. Und jetzt auch noch alle zwei bis drei Tage, wenn auch manchmal etwas unregelmäßiger. Je nachdem wie es kommt. Zu erzählen gibt es eigentlich immer etwas.
Es ist mal an der Zeit, etwas über das Schreiben selbst zu schreiben. Dabei kann ich nur von mir reden, andere machen es sicher anders.
Meinen letzten Roman habe ich letztes Jahr ungefähr um diese Zeit beendet. Drei Jahre hatte ich daran geschrieben. Ein Roman, den ich in dieser Form nicht noch einmal schreiben will, weil er viel zu sehr auf den politischen Ereignissen der Zeit ab 2016 ausgerichtet ist und auf die vernetzte Welt, die in den letzten Jahren ein ziemlich zerknautschtes und hässliches Gesicht gezeigt hat.
Der Roman? Eine Geburt daraus. Erratische Geschichten, unvorstellbar. Fiktionen wurden über Nacht zu Realitäten. Was vor 2016 unvorstellbar schien, lässt uns heute oft nur die Schulter zucken. Die Dummheit ist wieder en vogue. Und das bei einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung.
Der Roman, mit dem Titel „Device“, war ausgesprochen anstrengend zu schreiben. Er hat mich gequält und es war am Ende keine Freude, ihn fertigzustellen. Wahrscheinlich hat es deshalb so lange gedauert. Erschöpft bin ich noch heute davon.
Aus diesem Grund habe ich mit dem Beginn eines Neuen einige Zeit gewartet. Allerdings muss ich auch gestehen, dass mir im Augenblick nichts wirklich Brennendes einfallen will. Wahrscheinlich aus einem Grund: Ich habe keine Lust darauf.
Schreiben ist für mich nicht göttliche Eingebung. Noch ist es Kunst an sich. Es ist in erster Linie harte Arbeit. Weiße Blätter in Form von Schreibblockaden gibt es nicht. Ich schreibe nach dem Motto: Setz dich hin und fang an. Und wenn die ersten Seiten stundenlang dauern, bleib sitzen. Und steh erst auf, wenn du eine bestimmte, von dir selbst festgelegte Zahl an Worten auf Papier gebracht hast. Bei mir sind das ca. 1000, 2000 oder manchmal sogar 3000 Worte. Jeweils in einer, zwei oder drei Schreibsessions am Tag. Es kommt ein bisschen darauf an, was es für eine Geschichte ist. Die 1000 Worte stellen meine natürliche Grenze dar. Wenn es viel mehr werden, leidet Alles: Ausdruck und Inhalt. Also mache ich dann Pause und erhole mich. Beim Schreiben halte ich mich ziemlich intensiv in meinem Gedankenpalast auf, das die Fantasie oft Überhand nimmt. Deshalb die Unterbrechungen. Sie tun der Geschichte gut.
Hört sich erst einmal nach viel an. Kann es auch sein. Letztlich aber ist mit dem Aufschreiben von Rohtext noch kein Roman entstanden. Die wirklich harte Arbeit kommt, wenn die Masse an Text geschrieben ist. Das Feintuning. Und das dauert dreimal oder viermal so lange wie das Schreiben selbst. Immer wieder überarbeite ich Romane. Mindestens viermal. Und schmeiße raus, was nicht reingehört. Oder schreibe neu.
Ich muss zugeben, dass ich damit am Anfang meine Schwierigkeiten hatte. Jetzt aber mache ich es folgendermaßen: Ich speichere das Dokument neu, dann lösche ich die Passage. Und überarbeite dann den Text in dem Wissen, dass meine vorangegangene Idee nicht verloren ist. Der Witz dabei: Ich habe noch nie auf eine einmal verworfene Idee zurückgegriffen. Und immer wurde der Text besser.
Und das mit jeder Überarbeitung. Ein Jahr lang sitze ich mindestens an einem Werk. Es ist immer eine Art Reise mit ungewissem Ausgang. Selten einmal steht mehr als der Anfang fest. Manchmal nur der Schluss, also das Ziel. Doch die Wege sind oft verworren und verzweigt. Und manchmal zeigen sie sich erst nicht. Dann schon. Und ich frage mich oft, warum ich es nicht vorher gesehen habe.
Aber so ist das oft mit Einfällen: Sie müssen ein bisschen reifen, bevor sie zu etwas werden, das sich lohnt aufzuschreiben.
Kein Roman also dieses Jahr.
Die Idee war eigentlich, dass ich nach Griechenland fahre, um dort ein paar Monate zu reisen. Ich schreibe immer ein Reisetagebuch, also wäre das meine Aufgabe gewesen. Einschließlich der Aufarbeitung danach, samt Fotos und Filmen, die ich auf dieser Webseite veröffentlicht hätte.
Wir alle wissen, was daraus nichts geworden ist.
Ich hoffe stark auf das nächste Jahr. Und dann auch auf den Beginn eines neuen Romans. Das Problem, das ich habe: Ich konnte mich bislang nicht von „Device“ lösen. Zu politisch die Situation, zu involviert bin ich darin, als das ich mich mit neuen Gedanken auseinandersetzen möchte. Ich hoffe aber, dass sich alles nächstes Jahr beruhigt. Brexit, Trump, das könnten Probleme der Vergangenheit sein.
Und ich kann mich dann neuen Einfällen zuwenden.
Das ist der Plan.
Mal sehen, was daraus wird.
Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.