Voll holzlos

Es ist Montag, Beginn der Woche drei nach der Impfung (vor 14 Tagen).
Auch die letzte Woche hatte ich noch ein wenig mit allgemeiner Müdigkeit zu kämpfen, wobei es sein kann, dass ich in den ersten warmen Tagen nach dem düsteren Corona-Winter vielleicht einfach noch nicht fit genug war, um gleich mit voller Energie in die Gartenarbeit zu stürzen. Es war jedenfalls reichlich anstrengend.

Jedenfalls erliege ich hier einem weiteren Phänomen, das wahrscheinlich zumindest zum Teil auch mit Corona zu tun hat: dem Holzmangel. Nicht dass ich den hier im Garten bemerke, es wächst ziemlich rasch, den Bäumen geht es wider erwartend ziemlich gut, nach den beiden Hitzesommern. Nein, tatsächlich fehlt im Handel Holz. Und das, was es gibt, ist doppelt so teuer im Vergleich zum letzten Jahr. Habe ich 2020 für eine Baudiele von drei Metern Länge noch 9 Euro gezahlt, muss ich jetzt für eine Baudiele von zwei Metern schon elf Euro zahlen. Da ich seit Monaten nicht mehr im Baumarkt war, weiß ich aber gar nicht, ob es die überhaupt zu kaufen gibt. Es ist so ungewohnt. Denn ich habe eigentlich Projekte, die ich angehen möchte, ein kleineres, nämlich ein kleines Regal für die Yogamatte für zu Hause, und ein größeres, das mal wieder viele Quadratmeter Fläche benötigen würde. Dazu kommen noch die Hochbeete, die keine sind, weil viel zu flach. Ich würde sie gerne höher machen, aber mir fehlt das Holz. Wahrscheinlich werde ich mir in guter alter DDR-Manier etwas einfallen lassen. Ich habe einige Reste, daraus wird sich schon etwas zimmern lassen. Hoffentlich. Jedenfalls ist es merkwürdig. Mir fehlen einfach die Baustoffe. Was allerdings auch daran liegt, dass es erst der Anfang der Saison ist und anders als sonst weiß ich eigenartigerweise schon, was ich dieses Jahr machen will. Das ist selten der Fall. Dieses Jahr aber wird gartentechnisch kürzer, weil wir im Spätsommer auf den Kykladen sein werden, also fällt der September als Arbeitsmonat aus. Das verkürzt die Arbeitssaison hier draußen.
Stress?
Nein, nicht wirklich. Aber manches pressiert ein wenig, aber letztlich wird das alles kein Problem werden.

Was das Holz angeht, liegt der Mangel übrigens wohl eher nicht an Corona. Ich habe gelesen, dass der Holzabschlag in den letzten Jahren derartig schlechte Qualität produziert hat, dass man dieses Jahr weniger abschlagen will. 20%, so habe ich gelesen. Außerdem wird mehr Holz nach China exportiert. Hinzu kommt die vermehrte Bautätigkeit hier in der Gegend, Elon sei dank wegen der Giga-Fabrik in Grünheide. Das hat übrigens auch auf die Grundstücke hier Auswirkungen, denn Grünheide ist nur 15 Kilometer entfernt. Hier sind allein in den letzten 12 Monaten zwei Dutzend Häuser entstanden. Wahrscheinlich wären es noch mehr gewesen, wenn die Gemeinde noch mehr Bauland zugestimmt hätte. Aber ich bin mir sicher, dass das demnächst geschieht. Die Dorfschulzen sind scharf auf das Geld, das Zugezogene mitbringen. Das einst schläfrige Gräbendorf wacht langsam auf. Wenn das meine Eltern noch erlebt hätten. Ich muss manchmal darüber lachen. Noch vor ein paar Jahren hat Ehefrau Nina Bruder Alex gesagt, dass dieses Grundstück nichts wert wäre. Jetzt ist es fast schon eine Wertanlage.

Nicht, dass ich das im Hinterkopf hätte. Im Moment ist es einfach ein kleines Paradies. Ein Paradies, in dem ich nun langsam auch mal anfangen möchte zu schreiben. Denn witzigerweise habe ich hier noch nie auch nur eine Zeile für einen Roman verfasst. Dabei bietet es sich doch wirklich an. Welch Klischee. Einsamer Schriftsteller schreibt im Gartenhaus im Wald. Egal. Das fehlende Internet lenkt mich nicht ab und ab morgen setze ich meine Überarbeitung meines neuesten Romans „Menschwerdung 2020“ hier fort. Mal sehen, wie es wird. Und ob er diesen Titel behalten wird, wohl eher nicht.

So, das war vielleicht ein etwas wirrer Eintrag, der dem erhöhten Koffeinkonsum geschuldet ist.