Voll wenig los
Es ist der typische Winterblues, der zurzeit herrscht. Die Tage vergehen auf etwas eintönige Art und Weise, es ist kalt und dunkel draußen, so dass ich kaum Lust verspüre, etwas zu unternehmen. Das ist soweit nicht problematisch, zumindest nicht wochentags, weil ich am neuen Roman arbeite. Je weniger Ablenkung desto besser. An alles Weitere denke ich noch nicht.
Ich habe jedenfalls die große Hoffnung, dass sich im Frühling, der noch einige Wochen entfernt liegt, die Situation zumindest etwas bessert. Eingelullt in die Wolke der Langenweile wäre es dann sicher Zeit, um sich davon zu befreien. Ich kann nicht mein ganzes Leben hier in dieser Wohnung verbringen. Und das ist letztlich seit fast drei Monaten der Fall, seit Aufenthalte in der Datsche zu ungemütlich wurden. Ich sehne mich danach, wieder etwas rauszukommen, und sei es nur nach Brandenburg.
Zu allem Überfluss habe ich mir, auf meinem selbst auferlegten Auftrag, meine Muskulatur zu stärken, um meine Rückenschmerzen zu bekämpfen, vorgestern bei einem anspruchsvollen Yoga-Flow einen Muskel gezerrt. Und dieser Muskel, um die Ironie noch schablonenhafter zu gestalten, befindet sich … natürlich … im Rücken. Da ich das alles natürlich kaum akzeptiert habe, habe ich auch gestern Yoga gemacht. Ich ahnte, dass ich die Situation nicht besser machen würde, aber Vernunft ist manchmal so langweilig und nur etwas für andere.
Heute Nacht aber konnte ich mich schon kaum rühren, das Aufstehen wurde dann zu einer Herausforderung der besonderen Art. Als ich endlich stand, musste ich fast lachen. Und da sage mal jemand, dass Sport gesund ist.
Natürlich ist es das. Man darf es eben nur nicht übertreiben. Ist trotzdem mal interessant, die eigenen Grenzen zu erreichen.
Eine Ibuprofen-Tablette und ein paar Stunden Rotlichtbestrahlung am PC, während ich arbeitete, dann ließen die stechenden Schmerzen langsam nach. Sie sind nicht weg und ich werde es in den nächsten Tagen etwas ruhiger angehen müssen, aber immerhin ist es nichts Ernstes. Glaube ich zumindest. Was mich nur ärgert, ist die Tatsache, dass ich jetzt ein paar Tage kein Yoga machen kann. Dabei hatte ich gerade das Gefühl, immense Fortschritte zu machen. Aber, das habe ich auch gelernt, mein Körper sagt mir gerade, dass er das jetzt nicht will. Zähnefletschend muss ich das wohl akzeptieren.
Mal sehen, wie es dann morgen aussieht.
Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten. Die Katzen sind ein bisschen unleidlich, offensichtlich geht ihnen unsere ständige Anwesenheit auf die Nerven. Sie sind sicher die ersten, die eine Impfung mit Kusshand begrüßen werden. Dann bekommen sie endlich wieder ihre Ruhe und die wohlverdienten 20 Stunden Schlaf.
Was für eine Existenz. Einfach unglaublich, diese Geschöpfe.
Die wahrhaft wichtigen Fragen werden indes im Internet diskutiert. Es geht darum, ob eine Social Media Plattform einen amerikanischen Präsidenten sperren kann. Für mich eine ziemlich eindeutige Angelegenheit, denn das Äußern der Meinung beinhaltet nicht Hetze und Lügen. Und dabei ist das Ansehen der Person vollkommen gleichgültig. Die Sperrung Trumps bei Twitter, Facebook etc kommt meines Erachtens Jahre zu spät, aber so ist das eben. Was mich dabei fasziniert, ist das Argument, dass diese sozialen Medien hier angeblich die Meinungsfreiheit einschränken. Ich verstehe diese Amerikaner nicht, dieses Land, das vollkommen undifferenziert der Auffassung ist, dass alles eben Meinung ist, auch Hetze und Lügen. Es ist erstaunlich. Vielleicht wundere ich mich zu sehr darüber, denn in den USA ist in weiten Teilen selbst der Waffenverkauf an Schwachsinnige erlaubt. Diese unglaubliche „Legalität“ wird durch das 2nd Ammendment geschützt, das geschrieben wurde, als das Laden einer Pistole noch ein paar Minuten gedauert hat. Es ist wirklich ein Volk, bei dem ich nur wundernd danebenstehen kann.
In meiner Jugend habe ich mich lange Zeit mit der Weimarer Republik beschäftigt. Und ich frage mich, ob wir das Gleiche jetzt auch in den USA erleben. Die nächsten Wochen und Monate werden entscheidend. Entweder die Lage putscht sich weiter auf. Oder sie beruhigt sich. Dazwischen scheint es nichts mehr zu geben.