Voll Reisefieber?

Ja.
Ich gebe zu, dass ich Pläne mache.
Es ist allerdings so, dass ich im Augenblick ziemlich zufrieden bin. Zum einen haben wir eine ziemlich große Wohnung, zum anderen auch einen 800 Quadratmeter großen Garten vor den Toren Berlins. Was will man also mehr?
Auch gab es in Deutschland kein „Lock down“ wie in anderen Ländern, die Monate März/April waren allerdings ziemlich eingeschränkt, schon durch die Schließung fast aller Geschäfte und aller Restaurants. Wo sollte man also hingehen?
Trotzdem war es keine Qual, zumindest nicht für Ehefrau Nina und mich. Wir sind recht gut durch diese Zeit gekommen, auch dank unserer beiden Katzen Daisy und Lilly, denen wir ein bisschen auf die Nerven gegangen sind.

Nun aber zum eigentlichen Thema.
Reisen.
Ja. Keine Ahnung. Oder doch Ahnung, aber nicht wirklich entschlossen.
Also dieses Jahr wird es nichts mehr.
Oder doch?
Man könnte doch ein bisschen.
Nicht so viel.
Aber eventuell doch. Im Hebst.
Ach nein.
Alles quatsch.
Wir bleiben daheim.
Monologe wie dieser spielen sich in meinem Kopf inzwischen fast täglich ab.
Dabei reift in mir die Erkenntnis, dass wir alle früher oder später lernen müssen, mit diesem Virus zu leben. Ich glaube inzwischen kaum noch daran, dass es bald einen wirksamen Impfstoff geben wird. Zwar gibt es Politiker, besonders im angelsächsischen Raum, die so etwas vollmundig versprechen. Aber die waren in den letzten Jahren ja nicht dafür bekannt, besonders sorgsam mit Wahrheiten umzugehen.
Ich denke, dass wir noch sehr lange mit Corona werden leben müssen. Die Frage, die sich mir stellt: Können wir uns diese Zeit, die m.E. Jahre dauern kann, wirklich nur in unserem Land einschließen? Ich meine, das geht sicherlich mal für ein Jahr, zumindest während Friedenszeiten, die wir glücklicherweise seit Jahrzehnten genießen dürfen.
Spätestens aber ab 2021 will ich für mich auch wieder Reisepläne schmieden.
Das ist natürlich und gut. Aber ist es auch rational?
Hier meine Antwort: Es kommt darauf an.

Corona verbreitet sich durch Kontakt zu anderen.
Wir haben es in Deutschland geschafft, dieses Virus einzudämmen, indem wir Abstand gehalten haben. Abstand zu Leuten, die wir nicht kennen, aber auch zu Menschen, die wir kennen. Das war manchmal schwer. Vor allem Schwiegermutter Ellen hatte es nicht leicht, krank, allein, mutlos angesichts der Aussichten, eine schwere Situation im Leben einsam überstehen zu müssen. Es war nicht einfach, trotzdem geht es jetzt bergauf. So wie sich ihre und unsere Hoffnung hebt, scheint sich auch unser Drang nach Freiheit und – konsequenterweise – Urlaub zu steigern.
Ich bin jetzt eigentlich fest entschlossen, 2021 meine für dieses Jahr geplante Reise nach Griechenland nachzuholen. Will heißen: Mit Fahrrad, Zelt und Gepäck durch das ganze Land zu fahren.
Alles also beim Alten?
Nein. Mitnichten.
Corona, ist weiterhin da. Es ist genauso tödlich wie vorher, genauso ansteckend.
Alles gleich. Und doch nicht.
Denn wir haben gelernt. Gerade wir Deutschen haben das Virus zwar nicht bezwungen, das geht leider nicht, trotzdem wissen wir jetzt, was wir tun müssen, um es nicht zu bekommen. All die Debatten über den Lock Down, über Gesichtsmasken, dann wieder über die Öffnung. Das ganze Land hat diskutiert. Es war aber keine wilde Diskussion. Im Gegenteil, unsere politische Führung hat sie mit Hilfe von Fakten gesteuert. Zu diesen Fakten gehörten auch neue Erkenntnisse, die alte abgelöst haben. Sogar Professor Drosten hielt Anfang März Gesichtsmasken für unnötig. Jetzt aber wissen wir, dass wir andere durchaus auch mit Selbstgenähten schützen können, wenn auch nicht uns selber. Und das ist nur ein Beispiel.
Die vorsichtige Öffnung, der auch ich ziemlich kritisch gegenüberstand, hat funktioniert. Das Erfolgsgeheimnis? Abstand. Und Masken.
Also haben wir weiterhin angewendet, was die Wissenschaft bewiesen hat. Das ist also übergegangen in das, was wir als gesunden Menschenverstand bezeichnen.
Und jetzt der kleine Sprung: Wenn wir das, was wir gelernt, was wir erfahren und getestet haben, auch bei Reisen anwenden, werden wir damit Erfolg haben.
Abstand. Masken. Hygiene.
Alles, was wir hier im Kleinen zuhause machen, können wir auch in Urlaubsorten realisieren. Vorausgesetzt, dass die dortige Regierung vernünftig mit der Krise umgeht. Und da liegt die Krux.
Augen auf bei der Urlaubswahl.
Denn nur Länder mit einem Plan, wie sie die Corona-Krise bewältigen wollen, kommen in Zukunft für Reisen infrage. Ich möchte jetzt nicht wieder mit dem Finger auf Länder zeigen, das habe ich beim Artikel vorher schon getan. Vielleicht aber geht es auch mal anders herum, mit Positiv-Beispielen.
Länder wie Italien, Frankreich, Spanien, Portugal und eben auch Griechenland nehmen die Krise bitterernst. Gerade die ersten beiden Länder haben am Anfang einen hohen Blutzoll gezahlt, vor allem weil sie die ersten waren, in denen das Virus angekommen ist. Mittlerweile aber haben alle von mir erwähnten Länder die Sache im Griff. Mit teilweise drakonischen Maßnahmen, mit echten Lock Downs, sind die Ansteckungszahlen nun so weit unten, dass ein Aufenthalt in diesen Ländern ziemlich sicher ist.
Also nochmal: zusammengefasst:
Abstand, Masken, Hygiene, gepaart mit der Auswahl des Urlaubslandes mit Blick auf die dortige Politik, dann kann kaum etwas passieren.
Keine Frage, dass wir dabei die Menschenmassen meiden müssen. Saufgelage wie jetzt auf Mallorca helfen dabei nicht, sind aber genau die Beispiele für Fehlverhalten, die man selber vermeiden muss. Menschenmassen treten eben meist zur Hauptreisezeit auf. Der, der es kann, sollte zusehen, in der Nebensaison zu fahren. Auch für die, die es nicht anders können, um denen genug Raum zu geben.
Zu guter Letzt:
Reisen bedeutet immer Risiko, wir nehmen es in Kauf, weil wir etwas erleben wollen.
Denn Risiko gehört zum Leben. Auf den eigenen Verstand aber haben wir alle selber Zugriff.
Also diesen einschalten und abfahren.
Und immer ein bisschen aufpassen und sein Verhalten anpassen.
Dann wird es auch gutgehen.

Hier ein Link zum Coronavirus-Update mit Prof. Drosten.(neue Folgen ab Ende August)